Juristin
Geschulte Richter bei konvertierten Flüchtlingen nötig
Überforderte Asyl-Richter, Dolmetscher, die die Sprache nicht beherrschen. In Gerichtsverfahren von konvertierten Asylbewerbern fehlen oft die nötigen Kompetenzen, beklagt die Expertin du Marie. Sie fordert besser geschulte Richter.
Montag, 22.11.2021, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 20.11.2021, 17:02 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Im Umgang mit Konvertiten im Asylverfahren braucht es nach Überzeugung der Juristin Johanna du Maire kultursensible und geschulte Richterinnen und Richter. In diesen speziellen Fällen sei kulturelles und religiöses Wissen nötig, sagte die Juristische Referentin beim Bevollmächtigten des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union am Freitag bei einem Onlineforum der württembergischen Landeskirche zum Thema „Religiöse Konversion und Asylverfahren“.
So müssten die Richterinnen und Richter wissen, aus welchem Kontext zum Christentum konvertierte ehemalige Muslime kommen und welcher Art von Christentum sie sich zuwenden. Deshalb versuche die evangelische Kirche auch immer wieder, Fortbildungen und Gespräche für die entscheidenden Personen im Gericht und beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) anzubieten, sagte du Maire.
„Extrem schlecht“ übersetzt
Auch Dolmetscher bräuchten ein solches kulturelles und religiöses Wissen. Denn die Rolle der Dolmetscher sei in der Vergangenheit teilweise problematisch gewesen: Vor allem im Jahr 2015 habe es einen Mangel an farsisprechenden Dolmetschern gegeben, weshalb manche Verfahren aus dieser Zeit „extrem schlecht“ übersetzt seien. Dies habe zum Teil für die Betroffenen Folgen bis heute.
Mittlerweile sei die Qualität von Dolmetschern an den Gerichten und am Bundesamt für Migration und Flüchtlinge allerdings wesentlich besser, sagte du Maire. Es gebe keine verlässlichen Zahlen über die Zahl von Konvertiten in Asylverfahren. Die Hauptherkunftsländer von Geflüchteten, die zum Christentum konvertiert sind, seien vor allem Iran, Pakistan, Afghanistan und Irak. (epd/mig) Aktuell Panorama
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…
- Brandenburg Flüchtlingsrat: Minister schürt Hass gegen Ausländer
- Chronisch überlastet Flüchtlingsunterkunft: Hamburg weiter auf Zelte angewiesen
„Sie fordert besser geschulte Richter“ – Deutschland hat generell einen großen Mangel an Richtern, so dass beispielsweise in Berlin und anderwo ebenfalls sehr viele Verfahren wegen Richtermangel eingestellt werden. Da erscheint es ein wenig blauäugig, in genau einer Sparte, die im Bezug auf die gesamte Anzahl der Fälle eher gering ist, eine spezielle Ausbildung zu fordern.