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Impf-Apartheid

Hilfswerke fordern mehr Geld für Corona-Bekämpfung in armen Ländern

Corona-Virusvarianten belegen: die Pandemie kann nur durch eine globale Impfstrategie bekämpft werden. Von einer gerechten Verteilung ist man dennoch weit entfernt. Experten sprechen von Impf-Apartheid. Jens Spahn wiederum beklagt schleppende Aufnahme gespendeter Impfdosen.

Montag, 06.12.2021, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 05.12.2021, 12:55 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

In der EU warten nach Angaben des scheidenden Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) zahlreiche Corona-Impfstoff-Spenden auf ihre Ausfuhr in arme Länder. Die Herausforderung für die Initiative Covax sei gerade, dass sie nicht schnell genug Drittländer finde, die diese Dosen aufnehmen und umsetzen können, sagte Spahn am Freitag in Berlin. Das Problem sind nach seinen Angaben fehlende Strukturen. Experten wiederum beklagen Impfstoff-Lieferungen ohne Spritzen.

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Hilfswerke forderten derweil mehr Geld für die Corona-Bekämpfung in armen Ländern. „Auch eine höhere finanzielle Beteiligung Deutschlands am internationalen Kampf gegen die Pandemie erscheint angemessen“, erklärte Tilman Rüppel von Missionsärztlichen Institut am Freitag in Aachen. Zusätzliche finanzielle Anstrengungen aus dem Bundeshaushalt sollten auch deshalb „selbstverständlich sein“, weil von dem Mainzer Impfstoffhersteller Biontech angesichts guter Geschäfte hohe Steuerzahlungen zu erwarten seien. Auch müsse Covax mehr Impfstoff zur Verfügung gestellt werden, forderte das Missionsärztlichen Institut zusammen mit dem Hilfswerk Misereor.

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„Das Auftreten von Virusvarianten wie jüngst Omikron bestätigt erneut, dass die weltweite Versorgung mit Impfstoffen gegen das Coronavirus viel konsequenter als bisher sichergestellt werden muss“, sagte die Corona-Beauftragte bei Misereor, Maria Klatte. Die Pandemie könne nur durch eine globale und gerechte Impfstrategie bekämpft werden. „Wenn sich das Virus weiter verbreiten und neue, womöglich impfresistente Varianten bilden kann, werden sich die bereits jetzt gravierenden Folgen von Corona sowohl im globalen Norden als auch im globalen Süden weiter verschärfen.“

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Byanyima kritisiert Impf-Apartheid

Kritik am Verhalten der Industriestaaten kam auch von der Chefin des UN-Aidsprogramms Unaids, Winnie Byanyima. Reiche Länder hätten in vier Monaten mehr Booster-Impfungen verabreicht als arme Länder Impfungen in einem Jahr. „Während die Profite von Pfizer in die Höhe schnellen, geht die Impf-Apartheid weiter“, erklärte sie.

Gesundheitsminister Spahn zufolge könnten die Impfdosen, die nicht über Covax verteilt werden könnten, auch in der EU zum Einsatz kommen. Um sie sinnvoll zu nutzen, könnten sie auch für Booster- und Impfkampagnen in anderen Mitgliedstaaten genutzt werden. Gleichzeitig betonte Spahn, dies reduziere nicht die Gesamtmenge der gespendeten Impfstoffdosen für ärmere Länder. Die Bundesregierung hat das erklärte Ziel, in diesem Jahr mindestens 100 Millionen, im nächsten 75 Millionen Impfstoffdosen an ärmere Länder abzugeben.

0,6 Prozent aller Impfstoffe für die Ärmsten

Nach Angaben von Misereor und des Missionsärztlichen Instituts werden 96 Prozent der sogenannten Niedrigeinkommensländer aller Voraussicht nach das von der Weltgesundheitsorganisation vorgegebene Ziel verfehlen. Es sah vor, bis zum Ende dieses Jahres mindestens 40 Prozent ihrer Bevölkerungen gegen Corona zu impfen.

Der Grund: Die ärmsten Staaten der Welt haben laut den UN bislang nur 0,6 Prozent der weltweit ausgelieferten Impfstoffe erhalten. Unter Niedrigeinkommensländern werden Staaten verstanden, deren Bruttonationaleinkommen pro Kopf und Jahr weniger als 1.045 Dollar beträgt. 27 Länder fallen weltweit unter diese Kategorie. (epd/mig) Aktuell Panorama

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