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Hürdenlauf über Schlagbäume

Reise-Verbote in der Pandemie sind ein Albtraum für viele Familien

Ständig wechselnde Reisebeschränkungen, strenge Quarantäneregeln und stornierte Flüge machen die Corona-Pandemie für Menschen mit Angehörigen im Ausland zu einem endlosen Albtraum. Viele Familien sind seit Jahren unfreiwillig getrennt.

Von Mittwoch, 22.12.2021, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 21.12.2021, 10:48 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Familientreffen mit der Tochter und ihrem Partner waren für Gudrun Migliorini aus Neu-Isenburg schon seit einigen Jahren etwas aufwendiger – denn dafür war ein Flug um die halbe Welt nach Australien nötig. „Weihnachten 2019 haben wir sie besucht“, erzählt die Hessin. Der Gegenbesuch im Sommer fiel aus, wurde erst auf den Herbst, dann auf das nächste Weihnachtsfest und dann immer wieder aufs Neue verschoben. In der Zwischenzeit ist Migliorini Großmutter geworden, aber ihr Enkelkind durfte sie bislang noch kein einziges Mal in den Arm nehmen.

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Familien, die auf verschiedene Länder verteilt leben, leiden unter der weltweiten Corona-Krise besonders. Restriktive Reisebeschränkungen oder Einreiseverbote und vielfach enorm gestiegene Kosten stellen zahlreiche Menschen vor praktisch unlösbare Probleme. Rund anderthalb Jahre lang galten in Australien mit die schärfsten Reiseverbote weltweit: Selbst australische Staatsbürger durften ihr eigenes Land ohne Sondergenehmigung nicht mehr verlassen und auch nicht ohne weiteres in ihre Heimat zurückkehren.

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Familien zerrissen

An eine Einreiseerlaubnis, um die eigene Tochter in der Schwangerschaft und nach der Geburt des Enkelkindes zu unterstützen, sei da nicht zu denken gewesen, berichtet die Hessin. Erst im November wurde das Reiseverbot gelockert, just in dem Moment, als die vierte Corona-Welle über die Bundesrepublik hereinbrach und Deutschland aus australischer Sicht zu einem Risikogebiet wurde. „Das macht einen schon schwermütig“, seufzt Migliorini. Bei ihren Videotelefonaten mit der Tochter würden die beiden versuchen, möglichst nicht über die Trennung zu sprechen.

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Die Pandemie hat nicht nur Familien zerrissen, die auf verschiedene Erdteile verstreut sind, auch verhältnismäßig kurze Entfernungen werden von früher undenkbaren Barrieren versperrt. So landete Großbritannien vor den Feiertagen erneut auf der deutschen Liste der sogenannten Virusvariantengebiete. Alle Einreisenden von dort müssen, egal ob geimpft oder nicht, zunächst für zwei Wochen in Quarantäne. Die Wahl-Londonerin Gaby Henze hatte den Besuch bei ihrer Mutter in Niedersachsen da bereits abgesagt. „Das ist so viel Stress, da hast du gar nichts mehr von Weihnachten“, sagt die Deutsche, die als Selbstständige in Großbritannien arbeitet.

Familientreffen unmöglich

Bei der Rückkehr hätte zudem das Risiko bestanden, ein zweites Mal in Quarantäne zu müssen – dann mit teurer Zwangseinquartierung in einem britischen Hotel. Während der Pandemie war Henzes Vater schwer erkrankt, aufgrund der Reisebeschränkungen musste sie geplante Besuche mehrfach absagen und konnte ihn nur noch ein einziges Mal sehen, unmittelbar bevor er verstarb.

Dabei war die Bundesrepublik in der Corona-Krise sogar noch verhältnismäßig liberal, was die Reisemöglichkeiten ihrer eigenen Bürger betraf. Umso restriktiver fielen hingegen die Verbote für Besuche von Ausländern aus Nicht-EU-Staaten aus. In der ersten Phase der Pandemie stellten deutsche Botschaften gar keine Visa mehr für gewöhnliche Besuchsreisen aus. Mittlerweile hat sich das geändert, aber nur für Antragsteller, die mit einem in der EU verwendeten Impfstoff geimpft wurden. Für Menschen in Lateinamerika, Asien und anderen Weltregionen, wo chinesische Vakzine oder das russische „Sputnik V“ eingesetzt werden, bleiben Familientreffen in Deutschland somit vielfach weiter unmöglich.

Verfahren, Hürden, Wartezeiten

So heißt es beispielsweise auf der Webseite der deutschen Botschaft in Kasachstan, der Einreisestopp gelte für Reisende aus dem Land weiter fort. Dabei vermeldet die ehemalige Heimat vieler Russlanddeutscher gegenwärtig eine Inzidenz von unter 20 und ist nicht einmal vom Robert-Koch-Institut als Risikogebiet gelistet.

„Gerade in Krisenzeiten sind Menschen auf die Unterstützung von und den Zusammenhalt mit ihren Liebsten angewiesen“, erklärte der Verband binationaler Ehen und Partnerschaften nach Beginn der Corona-Krise. Wie in anderen Lebensbereichen zeige die Pandemie die bestehenden Probleme binationaler Familien wie in einem Brennglas auf: „Die Komplexität der Verfahren, die bürokratischen Hürden, die langen Wartezeiten, um endlich ein gemeinsames Leben in Deutschland zu führen oder sich nur zu besuchen, verschärften sich um ein Vielfaches.“ (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel

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