Studie
Zu wenig Impf-Infos für Migranten im Internet
Regierungen könnten Corona-Impflücken bei Migranten verkleinern, indem sie Sprachbarrieren abbauen und den Zugang zu öffentlichen Gesundheitsinformationen erleichtern. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie.
Sonntag, 13.02.2022, 20:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 13.02.2022, 17:17 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Nicht deutschsprachige Menschen werden laut einer Studie bei Corona-Impfkampagnen häufig nicht berücksichtigt. Viele Behörden übersetzten wichtige Gesundheitsinformationen nicht in andere Sprachen, sagte der Autor der Studie von der Universität Potsdam, Jasper Tjaden, am Freitag. „Konventionelle Kampagnen in Zeitungen, Radio und Fernsehen schließen viele Zuwanderinnen und Zuwanderer aus, die keine deutschsprachigen Medien konsumieren.“
Die Forscher von der Uni Potsdam und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) beklagten mangelnde Informationen im Internet. „Es werden große Summen in nationale Kampagnen in Printmedien, Fernsehen und Radio investiert, um die Akzeptanz von Impfstoffen zu erhöhen. Soziale Medien hingegen werden oft vernachlässigt“, sagte Tjaden. Mitautorin Esther Haarmann von der IOM sagte, Fehlinformationen verbreiteten sich vor allem in sozialen Medien. „Umso wichtiger ist es, dass offizielle Informationen der Behörden gerade hier präsent sind.“
Potenzial nicht ausgeschöpft
Der Studie zufolge steigerte die Übersetzung von Werbung in den sozialen Medien in die Herkunftssprache das Interesse an Impfterminen deutlich. Bei arabischsprachigen Zielgruppen nahm die Resonanz demnach um 133 Prozent zu, bei russischsprachigen Menschen um 76 Prozent und bei türkischsprachigen um 15 Prozent. Das Übersetzen von Impfinformationen in die Herkunftssprachen von Zuwanderergruppen hätte den Angaben zufolge das Potenzial, die Impfquoten unter fremdsprachigen Menschen in Deutschland um durchschnittlich 14 Prozentpunkte zu erhöhen.
Studien aus mehreren Ländern, einschließlich Deutschland, deuten darauf hin, dass die Impfquote unter Migranten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung niedriger ausfällt. Die Lücken können je nach Land und Gruppe variieren, aber eine aktuelle Studie des Robert-Koch-Instituts in Deutschland ergab, dass die Impfquote unter Migranten um 8 Prozent niedriger ist als bei Menschen ohne Migrationshintergrund. Laut Studie hängen die Impflücken vor allem mit Sprachbarrieren, Bildung und Einkommen zusammen. (epd/mig) Leitartikel Panorama
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