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Ekrem Şenol, Gründer und Chefredakteur von MiGAZIN © MiG

Ein paar Gedanken

Beileidstourismus in Hanau

Starke Reden, große Versprechen, Fotos mit Opfern. Warum sahen so viele Politiker in Hanau aus wie Beileidstouristen? Ein paar Gedanken.

Von Sonntag, 20.02.2022, 19:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 21.02.2022, 8:55 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Über Hanau gäbe es so viel zu sagen: über Rassismus, Rechtsextremismus, das erneute Versagen der Sicherheitsbehörden, den Umgang mit den Opfern und ihren Hinterbliebenen, über Versprechen, über „lückenlose Aufklärung“, über Einzeltäter…

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Hanau ist aber viel mehr als alles, was darüber jemals geschrieben oder gesagt werden könnte. Sie sprengt jeden Wortschatz, bringt jede Sprache an ihre Grenzen – insbesondere Deutsch –, ähnlich wie nach NSU, Rostock-Lichtenhagen, Solingen, Mölln, Halle, München…

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Die Gedenkveranstaltungen wirken nicht mehr. Es sind zu viele geworden. Zu viele Nazi-Morde wurden seit dem ersten „Nie wieder“ nicht verhindert.

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Als Bundeskanzlerin Angela Merkel 2012 lückenlose Aufklärung der NSU-Morde versprach, hat das noch Erwartungen geweckt. Dasselbe Versprechen in Hanau klang bedeutungslos.

Vielleicht war Helmut Kohl 1993 einfach nur ehrlich. Viele Politiker gestern in Hanau sahen aus wie Beileidstouristen.

Serpil Temiz Unvar, Mutter des in Hanau ermordeten Ferhat Unvar: „Es reicht nicht, dass man Interviews führt, dass man uns die Hände schüttelt, uns Beileid ausspricht und sich Politiker mit uns fotografieren lassen. Es ist noch nichts geschafft.“

Nichts. Meinung

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  1. Levent Öztürk sagt:

    Das im Rahmen der Trauerfeier in Berlin den Angehörigen der Opfer gegebene Versprechen, alle NSU-Straftaten lückenlos aufzuklären und ähnliche beim BKA abgelegte sowie als „cold case“ eingestufte Fällle neu aufzurollen und ebenfalls aufzuklären, hat Bundeskanzlerin in den Ruhestand mitgenommen und die Angehörigen mit dieser Lüge alleine gelassen. Die Beweise bezüglich der NSU-Straftaten wurden weggeschreddert oder nach der Proklamation zum Staatsgeheimnis für 120 Jahre weggesperrt. Nun kommen wieder die üblichen Beileidstouristen, halten wieder Reden und teilen ihr Bedauern mit und die Strippenzieher, Hintermänner, Netzwerkbetreiber dieser mordenden Rechtsextremisten-Gruppierungen laufen weiter draußen herum. Es erweckt den Anschein, dass so lange die Opfer stets türkische Opfer sind, sich bezüglich Aufklärung und Ermittlung, wie es sich für einen Rechtsstaat gehört, nichts ändern wird. Und morgen lesen und hören wir dann wieder, wie sich ein deutscher Journalist, Politiker oder „Experte“ mittels im Konjunktiv verfasster Berichterstattung hinsichtlich angeblicher Defizite bei Menschenrechten und Rechtstaatlichkeit in der Türkei per üblicher schlecht gespielter Echaufierung über Türken und die Türkei empört.