„Ich trug den gelben Stern“
Schriftstellerin und Holocaust-Überlebende Inge Deutschkron ist tot
Inge Deutschkron überlebte den Holocaust dank zahlreicher Helfer. Davon hat sie zeitlebens als Schriftstellerin und Zeitzeugin berichtet. Am Mittwoch starb sie im Alter von 99 Jahren.
Donnerstag, 10.03.2022, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 09.03.2022, 19:11 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Schriftstellerin und Holocaust-Überlebende Inge Deutschkron ist tot. Die vielfach ausgezeichnete Berliner Ehrenbürgerin starb am Mittwoch im Alter von 99 Jahren, wie der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Dennis Buchner (SPD), mitteilte. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte die Verstorbene. Deutschkorn habe dazu beigetragen, das Gedenken an die Verfolgten und an die Ermordeten lebendig zu halten, sagte er.
Unermüdlich habe sie sich dafür eingesetzt, „dass wir die richtigen Lehren aus den Verbrechen während des Nationalsozialismus ziehen“, sagte der Bundespräsident. Ihre Rede 2013 vor dem Deutschen Bundestag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus habe ihn und viele andere Menschen tief berührt. „Inge Deutschkron hat sich um unser Land, um ihr Land verdient gemacht. Wir werden sie niemals vergessen.“
Der Exekutivpräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, würdigte Deutschkron als „Autorität der Menschlichkeit und der Erinnerung“. Generationen junger Menschen seien von ihrer Fähigkeit und ihrem Willen beeindruckt worden, immer wieder ihre Geschichte und die Geschichte der Verfolgung so vieler jüdischer Menschen in der Nazizeit zu erzählen. Deutschkron habe angesichts des wieder anwachsenden Antisemitismus laut und deutlich, „aber nie von Hass geprägt“, ihre Stimme erhoben, sagte Heubner.
„Ich trug den gelben Stern“
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) würdigte Deutschkron als wichtige Zeitzeugin und Mahnerin, die mit wachen Augen und scharfem Blick antisemitische Tendenzen in Gesellschaft und Politik erkannt und benannt habe. Buchner betonte, Deutschkron sei eine nachdrückliche Verteidigerin demokratischer Werte gewesen. „Als Person war sie eine Inspiration und ging offen auf die Menschen, insbesondere auf Schülerinnen und Schüler zu“, sagte der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses.
Inge Deutschkron („Ich trug den gelben Stern“) wurde 1922 als Tochter jüdischer Eltern im brandenburgischen Finsterwalde geboren. Ihr Vater, ein sozialdemokratischer Gymnasiallehrer, konnte 1939 nach England fliehen, während seine Frau und seine Tochter zurückbleiben mussten. Beide waren in der Blindenwerkstatt Otto Weidt in Berlin-Mitte tätig und lebten später bis Kriegsende im Untergrund. Nach dem Krieg arbeitete Deutschkron lange Zeit in Deutschland und Israel. Seit 1992 lebte sie als freie Schriftstellerin in Tel Aviv und Berlin. (epd/mig) Aktuell Feuilleton
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