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80 Menschen gerettet

Vorwurf: EU-Behörden verweigern Seenotrettung im Mittelmeer

Das Seenotrettungsschiff „Aurora“ hatte in der Nacht ihren ersten Rettungseinsatz im Mittelmeer. Obwohl EU-Behörden von dem Notfall gewusst hätten, sei keine Rettung eingeleitet worden – nur eine Frontex-Drohne habe über dem Boot gekreist. Die Geretteten der „Ocean Viking“ durften derweil in Sizilien an Land.

Montag, 30.05.2022, 21:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 31.05.2022, 5:22 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Besatzung des neuen Rettungsschiffs der Organisation „Sea-Watch“, „Aurora“, hat im Mittelmeer mehr als 80 Menschen an Bord geholt. In deren Boot in der maltesischen Rettungszone sei zu dem Zeitpunkt bereits Wasser eingedrungen, teilte die Organisation am Montag mit. Mit Hilfe des Segelschiffs „Nadir“ der Organisation „Resqship“ seien die Menschen in der Nacht auf die „Aurora“ gebracht und versorgt worden.

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Obwohl die europäischen Behörden von dem Notfall gewusst hätten, sei lediglich eine Drohne der EU-Grenzschutzagentur Frontex über dem Boot gekreist. Eine Rettung sei nicht eingeleitet worden. Die Besatzung habe um die Zuweisung eines Hafens gebeten. Laut „Resqship“ waren die 86 Geflüchteten aus der libyschen Stadt Zuwara gestartet und in der Dunkelheit manövrierunfähig auf dem Meer getrieben.

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Keine staatlich organisierte Seenotrettung

Im Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission. Lediglich die Schiffe privater Organisationen halten Ausschau nach in Not geratenen Flüchtlingen und Migranten. Immer wieder dauert es viele Tage, bis die italienischen Behörden den Rettungsschiffen einen Hafen zuweisen. Malta gibt seit Jahren keine Erlaubnisse mehr.

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Italien hatte am Sonntag der „Ocean Viking“ die Erlaubnis gegeben, nach tagelangem Warten in den Hafen der sizilianischen Stadt Pozzallo einzulaufen. Das Schiff der Hilfsorganisation SOS Méditerranée hatte 294 Flüchtlinge an Bord, die die Besatzung teils vor zehn Tagen aus Seenot gerettet hatte. Das Warten sei für die Menschen zermürbend gewesen, teilte die Organisation in der Nacht auf Montag mit. Aus Verzweiflung sei ein Mann vor dem Erhalt der Nachricht über einen Hafen in Europa ins Meer gesprungen und habe von den Helfern erneut gerettet werden müssen. Eine hochschwangere Frau sei noch evakuiert worden. Unter den Geretteten waren laut SOS Méditerranée fast 50 Minderjährige, das jüngste Kind drei Monate alt.

Eine der gefährlichsten Fluchtrouten weltweit

Die „Aurora“ ist laut „Sea-Watch“ ein britisches 14-Meter-Rettungsboot und gehörte davor der gemeinnützigen Rettungsorganisation „Royal National Lifeboat Institution“. Sie ist eines der schnellsten privaten Such- und Rettungsschiffe auf dem Mittelmeer mit einer Besatzung von sechs Personen. Neben der „Aurora“ ist aktuell noch das deutsche Rettungsschiff „Sea-Watch 3“ im Einsatz.

Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres schon rund 720 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Die Organisationen weigern sich, die Überlebenden nach Libyen zu bringen, von wo aus viele Flüchtlinge in See stechen, weil ihnen dort Folter und andere Menschenrechtsverletzungen drohen. (epd/mig) Leitartikel Panorama

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