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Historikerin

Die DDR tradierte NS-Ideologien über Sinti und Roma

In der NS-Zeit wurden Sinti und Roma verhaftet als „vorbeugende Verbrechensbekämpfung“. Auch in der DDR waren sie massiven Stigmatisierungen ausgesetzt. Ihre Verfolgung habe in der Erinnerungskultur keinen Stellenwert gehabt. Das zeigen Forschungen der Historikerin Verena Meier.

Von Mittwoch, 22.06.2022, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 22.06.2022, 14:30 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Sinti und Roma waren laut der Heidelberger Historikerin Verena Meier auch in der DDR massiven Stigmatisierungen ausgesetzt. Viele mussten deshalb um ihre Anerkennung als Opfer des Faschismus kämpfen. „Ideologien der Nazis wurden weiter tradiert, um eine Nichtanerkennung zu rechtfertigen“, sagte Meier dem „Evangelischen Pressedienst“. Die Historikerin untersucht an der Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg anhand von 587 Personalakten den Umgang der DDR-Kriminalpolizei in Magdeburg mit der Minderheit.

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„Nach 1945 wurde in der DDR ebenso wie in der Bundesrepublik argumentiert, dass es sich nicht um rassisch Verfolgte handelt, sondern um präventive Kriminalitätsbekämpfung“, sagte Meier. In der NS-Zeit habe die Kriminalpolizei die Inhaftierung von Sinti und Roma als „vorbeugende Verbrechensbekämpfung von sogenannten Asozialen“ bezeichnet. Seit 1937 war die Polizei befugt, Einweisungen in Konzentrationslager vorzunehmen.

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Das Thema Verfolgung von Sinti und Roma habe in der Erinnerungskultur der DDR keinen Stellenwert gehabt, sagte die Historikerin: „Bei Sinti und Roma kommt dazu, dass der Antiziganismus weiterhin auch in der DDR stark präsent war.“ Sie seien in der DDR als „deviant“, als abweichend wahrgenommen worden. Dafür gab es den sogenannten „Asozialen-Paragrafen“ als Sammelbecken für Maßnahmen zur Verfolgung von Personen, die von gesellschaftlichen Normvorstellungen abwichen.

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Denkmal trotz Widerstand der Stadtverwaltung

Drei Magdeburger Erinnerungsorte zur NS-Verfolgung der Minderheit sind laut Meier aus der Zivilbevölkerung heraus entstanden. Das Denkmal am Magdeburger Dom für 470 deportierte Sinti und Roma sei in den 80er Jahren noch am Widerstand der damaligen Stadtverwaltung gegen die Initiative des DDR-Menschenrechtsaktivisten Reimar Gilsenbach gescheitert. Errichtet wurde es erst 1998 mit Unterstützung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.

Filme wie die damals in der DDR populäre sowjetische Liebesgeschichte „Das Zigeunerlager zieht in den Himmel“ von 1975 habe dagegen ein romantisierendes Bild der Menschen gezeichnet. Ihnen wurde laut Meier Mobilität und Freiheit zugeschrieben. Ehemalige DDR-Bürgerinnen und -Bürger hätten berichtet, dass sie dem darin dargestellten Freiheitsideal „sehr verbunden“ gewesen seien, sagte die Historikerin. Derartige positive Zuschreibungen habe es auch in der frühen Neuzeit für Sinti und Roma gegeben, etwa auf Bildern von im Wald tanzenden Frauen. (epd/mig) Aktuell Panorama

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