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Erste Benin-Bronzen übergeben

Vereinbarung zu Rückgabe von Raubkunst aus Kolonialzeit unterzeichnet

Vor 125 Jahren wurden sie zu Kolonialzeiten aus dem Königreich Benin in Afrika geraubt, dann in Europa verkauft: Nun sollen die Artefakte aus deutschen Museen ins heutige Nigeria zurückkehren. Eine Vereinbarung dazu wurde in Berlin unterzeichnet.

Sonntag, 03.07.2022, 17:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 03.07.2022, 12:41 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die Rückgabe der als Benin-Bronzen bekannten Kunstschätze aus deutschen Museen nach Afrika hat begonnen. Eine Absichtserklärung zum weiteren Vorgehen wurde am Freitag in Berlin von Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (beide Grüne) sowie ihren Amtskollegen aus Nigeria, Zubairo Dada und Lai Mohammed, unterzeichnet. Die ersten beiden Kunstschätze aus der Sammlung des Berliner Ethnologischen Museums wurden bereits am Freitag symbolisch übergeben.

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Bei den beiden Artefakten handelt es sich nach Angaben der Stiftung Preußischer Kulturbesitz um den aus Messing angefertigten Gedenkkopf eines Königs und eine Reliefplatte aus Messing mit der Darstellung eines Königs mit vier Begleitern. Die Bronzen waren nach Angaben des Auswärtigen Amtes Ende des 19. Jahrhunderts im Gepäck des Konsuls und Geschäftsmannes Eduard Schmidt nach Berlin gelangt, wo sie 1898 an das damalige Königliche Museum für Völkerkunde verkauft wurden.

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Baerbock: „historische Vereinbarung“

Baerbock bezeichnete den Vertrag als „historische Vereinbarung“, der weitere folgen würden. Mit der Rückgabe der Benin-Bronzen stelle sich Deutschland seiner Kolonialvergangenheit, sagte sie. Die deutsche Kolonialgeschichte müsse gemeinsam mit den afrikanischen Partnern aufgearbeitet und zusammen an einer gemeinsamen Zukunft gearbeitet werden. Kulturstaatsministerin Roth sagte, Deutschland beginne, die Blindheit der eigenen kolonialen Vergangenheit gegenüber abzulegen. Dies könne ein Weg in eine Zukunft sein, in der Gerechtigkeit die Wunden der Vergangenheit heile.

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Auch die Regierungsvertreter Nigerias würdigten die Vereinbarung. Die Hoffnungen vieler Jahre würden nun Früchte tragen, sagte der Staatsminister für Auswärtige Angelegenheiten, Zubairo Dada. Mit der Vereinbarung beginne eine neue Ära kultureller Zusammenarbeit. Der Tag der Unterzeichnung sei einer der wichtigsten Tage für die Kultur Afrikas.

Rückgabe weiterer Bronzen im Laufe des Jahres

Eine Vereinbarung über die Rückgabe weiterer Benin-Bronzen des Berliner Ethnologischen Museums soll nach Stiftungsangaben im Laufe des Jahres folgen. Ein Teil der mehr als 500 Objekte der Sammlung solle langfristig als Leihgabe in Deutschland bleiben, hieß es.

Auf Grundlage der politischen Absichtserklärung sollen nun Regierungskreisen zufolge jene Museen, die Benin-Bronzen in ihrem Besitz haben, die weiteren Verhandlungen über die konkreten Rückgaben führen. Durch die Unterzeichnung der Absichtserklärung hätten beide Staaten eine rechtliche Grundlage bereitet, auf der der Eigentumsübergang der einzelnen Bronzen vollzogen werden könne, hieß es im Auswärtigen Amt. Zudem sei der Ausbau der nigerianisch-deutschen Museumszusammenarbeit vereinbart worden.

Initiative fordert bundesweite Regelung

Die Initiative Berlin Postkolonial e.V. fordert darüber hinaus die Bundesländer und die Kommunen auf, „energischer an der eigentumsrechtlichen Rückübertragung von Kulturschätzen und Körperteilen Kolonisierter zu arbeiten“. Die Forschung an und Ausstellung von Kulturobjekten und Kolonisierten dürfe nicht länger ohne das ausdrückliche Einverständnis der eigentlichen Eigentümer erfolgen. „Rückführungen sollten nicht länger von der Zustimmung der jetzigen Besitzer abhängen“, erklärte die Initiative in Berlin.

Die 500 Jahre alten Skulpturen aus dem Königspalast von Benin waren bei der sogenannten britischen Strafexpedition von 1897 geraubt und an ausländische Museen verkauft worden. Rund 1.100 Bronzen erwarben deutsche Museen, allein mehrere hundert davon sollen sich in Berlin befinden. Seit März 2021 war unter der Leitung der Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien über die Zukunft der Benin-Bronzen verhandelt worden. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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