Sachsen gibt Weg für Verhandlungen zu Benin-Bronzen frei
Sie schmückten einst den Palast des Königreiches Benin. Doch Ende des 19. Jahrhunderts erbeuteten Briten tausende Benin-Bronzen. Deutschland kaufte viele Bronzen ab. Jetzt sollen die Kunstwerke in nigerianisches Besitz zurückgehen. Ein Teil könnte dennoch in deutschen Museen bleiben.
Mittwoch, 13.07.2022, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 13.07.2022, 11:04 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Sachsen gibt 262 Objekte der Benin-Sammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) an Nigeria zurück. Die Bronzen aus der Kolonialzeit stammen aus den Völkerkundemuseen in Dresden und Leipzig. Sachsens Landesregierung habe den Verhandlungen über Rückgaben am Dienstag zugestimmt, sagte Regierungssprecher Ralph Schreiber nach der Kabinettssitzung in Dresden.
Die SKD sei damit beauftragt, mit der nigerianischen Seite über künftige Leihgaben, Präsentationen in Deutschland und weitere Kooperationen zu sprechen. Laut Kulturministerium werden die 262 Benin-Bronzen derzeit nicht ausgestellt und befinden sich im Depot.
Im Rahmen der Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte war am 1. Juli eine Vereinbarung zwischen Deutschland und Nigeria geschlossen worden. Darin werden deutsche Museen beauftragt, Gespräche über die Rückgabe der Benin-Bronzen aufzunehmen.
Historische Verantwortung deutscher Museen
„Wir stellen uns gemeinsam mit anderen großen deutschen Museen unserer historischen Verantwortung“, erklärte Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU). Ziel sei, Voraussetzungen zu schaffen, um „gemeinsam mit nigerianischen Partnern über den künftigen Umgang mit den Benin-Bronzen zu sprechen, die durch einen Raub unrechtmäßig aus dem damaligen Königreich Benin entwendet wurden“.
Bei den Benin-Bronzen handelt es sich um mehrere tausend Objekte aus dem Palast des Königreichs von Benin im heutigen Nigeria. Laut Sachsens Kulturministerium haben die SKD bundesweit den zweitgrößten Bestand an Benin-Bronzen in ihren Museen. Die meisten der Artefakte befinden sich in Berlin. Seit März 2021 wurde über eine Rückführung der Kunstwerke verhandelt.
Kabinett macht Weg frei für Gespräche
Britische Kolonialtruppen eigneten sich die Objekte 1897 durch die gewaltvolle Plünderung des Königspalasts von Benin an und brachten sie nach Großbritannien. Über Versteigerungen und private Verkäufe gelangten die Kunstwerke in großer Zahl nach Europa und Nordamerika. Nach Deutschland kamen rund 1.100 Werke aus dem Palast.
Mit der Zustimmung des sächsischen Kabinetts sei nun der Weg frei, mit der nigerianischen Seite konkret über die Zukunft der 262 Objekte aus den SKD zu sprechen, erklärte die Direktorin der Staatlichen Ethnografischen Sammlungen der SKD, Léontine Meijer-van Mensch. Sie freue sich, dass Sachsen der Erklärung der Bundesregierung zur Rückgabe von Benin-Bronzen zugestimmt habe.
Führend in der Provenienzforschung
Daraus würden sich „zukunftsgewandte Möglichkeiten der Kollaborationen und neue Ausstellungsformate“ ergeben, sagte Meijer-van Mensch, die Leiterin des Grassi Museums für Völkerkunde in Leipzig sowie der Museen für Völkerkunde in Dresden und Herrnhut ist. Es gebe viele Möglichkeiten der Kooperation nach einer Restitution.
Die Dresdner Kunstsammlungen sind nach eigenen Angaben in der Provenienzforschung führend und geben bei entsprechenden Voraussetzungen Kunstwerke an frühere Eigentümer zurück. So gab es allein mehr als 500 Restitutionen aus NS-verfolgungsbedingtem Entzug sowie fast 3.700 Restitutionen aus den sogenannten „Schlossbergungen“ zu Zeiten der sowjetischen Besatzungszone und rund 1.400 aus Sachverhalten nach Gründung der DDR bis zur deutschen Wiedervereinigung. (epd/mig) Feuilleton Leitartikel
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