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Nach massiver Kritik

documenta-Generaldirektorin Schormann muss gehen

Der Antisemitismus-Beauftragte Klein spricht von einem überfälligen Schritt. Kritiker fordern weitere Konsequenzen. Das Problem sei damit noch nicht ausgestanden, erklärt der Zentralrat der Juden.

Sonntag, 17.07.2022, 21:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 17.07.2022, 15:56 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Antisemitismus-Eklat auf der documenta hat personelle Konsequenzen: Die Generaldirektorin der Weltkunstausstellung in Kassel, Sabine Schormann, wird abberufen. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) begrüßte die Entscheidung des Aufsichtsrats, der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, nannte den Schritt überfällig. Der Zentralrat der Juden erklärte: „Das Problem mit dieser documenta ist mit dem Rücktritt Schormanns nicht ausgestanden.“

Nach einer Krisensitzung des documenta-Aufsichtsrats erklärten der Vorsitzende, Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD), und Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) am Samstag, man habe einvernehmlich mit Schormann beschlossen, ihren Geschäftsführervertrag kurzfristig aufzulösen. Die Präsentation des Bildes „People’s Justice“ des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi mit seiner antisemitischen Bildsprache habe eine „klare Grenzüberschreitung“ dargestellt.

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Aufarbeitung richtig und notwendig

Die Vorgänge müssten aufgeklärt werden, „um weiteren Schaden für die documenta abzuwenden“, betonten die Gesellschafter. Weiteren Hinweisen auf „mögliche antisemitische Bildsprache und Beförderung von israel-bezogenem Antisemitismus“ auf der Ausstellung solle unter Hinzuziehung von Wissenschaftlern nachgegangen werden. Für die Schormann-Nachfolge werde nach einer Interimslösung gesucht.

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Kulturstaatsministerin Roth sagte der „Frankfurter Rundschau“: „Es ist richtig und notwendig, dass nun die Aufarbeitung erfolgen kann, wie es zur Ausstellung antisemitischer Bildsprache kommen konnte, sowie die nötigen Konsequenzen für die Kunstausstellung zu ziehen“. Klein erklärte laut „Bild am Sonntag“: „Nach dem verheerenden Umgang mit den Antisemitismusvorwürfen bei der documenta und dem vollständigen Verlust ihrer Glaubwürdigkeit war der Rücktritt von Frau Schormann überfällig.“

„Es sind noch Schritte zu gehen.“

Zugleich wurden Stimmen laut, die weitere personelle Konsequenzen forderten. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, betonte am Sonntag auf Twitter: „Es sind noch viele, sehr viele Schritte zu gehen.“ Der Grünen-Politiker und Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, legte dem documenta-Aufsichtsrat auf Twitter den Rücktritt nahe.

Das Wimmelbild „People’s Justice“, auf dem antisemitische Darstellungen zu sehen waren, war wenige Tage nach der Eröffnung der documenta fifteen zunächst mit Tüchern verhängt und kurz darauf auf Beschluss des Aufsichtsrats aus der Kunstschau entfernt worden.

Massive Kritik

Der Vorfall und auch das anschließende Verhalten Schormanns lösten massive Kritik aus. Zuletzt hatte sich Kulturstaatsministerin Roth „sehr erstaunt und befremdet“ über eine Erklärung der Generaldirektorin zum Umgang mit den Antisemitismusvorwürfen gezeigt und sich deutlich von ihr distanziert.

Unter anderem forderten auch die jüdischen Gemeinden in Hessen Schormanns Rücktritt. Am Donnerstag schlossen sich im Landtag die oppositionellen Fraktionen von FDP und AfD der Forderung an, die documenta-Chefin zu entlassen. Schormann war seit 2018 Generaldirektorin. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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