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„documenta fifteen“

Neuer Streit um antisemitische Bilder

Auf der „documenta fifteen“ in Kassel sind wieder Bilder mit antisemitischen Motiven aufgetaucht. Trotz harscher Kritik nahmen die Verantwortlichen die Bilder wieder in die Kunstschau auf. Nun intervenierten die documenta-Gesellschafter.

Donnerstag, 28.07.2022, 18:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 28.07.2022, 17:13 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die Gesellschafter der „documenta fifteen“ haben einen fehlerhaften Umgang mit den als antisemitisch kritisierten Zeichnungen des syrischen Künstlers Burhan Karkoutly eingeräumt. Sie gingen nun davon aus, dass die künstlerische Leitung die Zeichnungen bis zu einer angemessenen Kontextualisierung aus der Ausstellung nehmen werde, teilten die Stadt Kassel und das Land Hessen am Donnerstag in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Derweil wurden Rufe nach weiteren Konsequenzen laut.

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Die Frage, ob bei den im Museum Fridericianum ausgestellten Zeichnungen antisemitische Bildsprache vorliege, sei „leider lediglich intern bewertet“ worden und nicht von externen Experten, heißt es in der Mitteilung der documenta-Gesellschafter. Der Umgang mit den Bildern zeige, „wie dringend notwendig die externe Expertise bei der Analyse von Werken auf antisemitische Bildsprache ist“. Noch am Mittwoch hatte die Pressesprecherin der documenta mitgeteilt, dass die Bilder in der Ausstellung bleiben sollen, da sie nach kurzzeitiger Entfernung und Prüfung nicht als „strafrechtlich relevant“ eingestuft worden seien.

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Zentralrat der Juden kritisiert documenta

Auf zwei der in die Kritik geratenen Bilder werden israelische Soldaten, mit dem Davidstern am Helm gekennzeichnet, als entmenschlichte Roboter mit entblößten Zähnen dargestellt. Unter dem einen Bild bedroht ein Gewehrlauf einen jungen Mann, auf dem anderen packt ein solcher Roboter-Soldat ein Kind am Ohr. Auf einem anderen Bild tritt eine Frau einem israelischen Soldaten in den Unterleib, dessen Gesicht mit übergroßer Hakennase in der Tradition antisemitischer Karikaturen gezeichnet ist.

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Der Zentralrat der Juden kritisierte den Umgang der documenta mit den Zeichnungen. „Man muss sich fragen, wie weit wir in Deutschland sind, wenn diese Bilder als vermeintliche ‚Israelkritik‘ für gut befunden werden können“, sagte Präsident Schuster am Donnerstag in Berlin. Die „documenta fifteen“ werde als „als antisemitische Kunstschau in die Geschichte eingehen“. Dass die Schau bis zum geplanten Ausstellungsende am 25. September laufe, „erscheint kaum mehr vorstellbar“.

Forderungen nach weiteren personellen Konsequenzen

Auch Forderungen nach weiteren personellen Konsequenzen wurden am Donnerstag laut. Der Vorsitzende des Jüdischen Vereins Werteinitiative, Elio Adler, forderte den Interims-Geschäftsführer der documenta, Alexander Farenholtz, zum Rücktritt auf. Die Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, Franziska Brandmann, appellierte an die Stadt Kassel, das Land Hessen und den Bund, die documenta nicht weiter zu finanzieren. Zudem müsse die Schau „für eine Überprüfung sämtlicher Kunstwerke und eine umfassende Aufarbeitung der bereits bekannten Vorfälle von Antisemitismus unterbrochen werden“.

Die documenta-Gesellschafter erklärten indes, dass Farenholtz für die kritisierten Versäumnisse nicht verantwortlich sei. Den Angaben zufolge war die Ausstellungs-Leitung bereits vor drei Wochen von einer Besucherin auf die als Archivmaterial präsentierten Zeichnungen Karkoutlys aufmerksam gemacht worden.

documenta von Antisemitismus-Vorwürfen überschattet

Die Zeichnungen waren am Mittwoch unter anderem von der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS) in Marburg und dem kulturpolitischen Sprecher der SPD-Bundestags-Fraktion, Helge Lindh, heftig kritisiert worden.

Die documenta wird bereits seit der Vorbereitungsphase von Antisemitismus-Vorwürfen überschattet. Kurz nach Eröffnung der Ausstellung Mitte Juni wurde das Banner „People’s Justice“ des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wegen antisemitischer Motive abgehängt. Die documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann trat Mitte Juli nach anhaltender Kritik zurück. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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