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„Rassistische Polizeigewalt“?

Tödliche Schüsse auf 16-jährigen Mohammed D. aus Senegal löst Diskussionen aus

Der Tod des 16-jährigen Mohammed D. aus Senegal bei einem Polizeieinsatz in Dortmund sorgt für Diskussionen. Der Landesinnenminister und der Dortmunder Polizeichef warnen vor Vorverurteilungen und versprechen gründliche Aufklärung.

Donnerstag, 11.08.2022, 20:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 11.08.2022, 16:22 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf den 16-jährigen Mohammed D. aus Senegal in Dortmund hat der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) vor Vorverurteilungen und pauschaler Kritik gewarnt. Zugleich versprach er hundertprozentige Aufklärung: „Ich lasse da nichts liegen“, sagte er am Donnerstag im „Morgenecho“ auf WDR 5. „Aber es muss fair zugehen.“

Auch der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange warnte vor voreiligen Bewertungen. „Bewertungen des Geschehens machen erst Sinn, wenn das Ermittlungsverfahren abgeschlossen ist und Ergebnisse und Fakten vorliegen“, erklärte Lange am Donnerstag in Dortmund. Der Polizeichef appellierte an die Öffentlichkeit: „Geben Sie den Ermittlungsbehörden die Möglichkeit, den Vorfall an der Holsteiner Straße im Rahmen eines rechtsstaatlichen Verfahrens gründlich und lückenlos aufzuarbeiten.“

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Polizei schoss mit Maschinenpistole sechsmal auf Jugendlichen

Am Montag hatte ein Polizeibeamter nach Angaben der Dortmunder Staatsanwaltschaft vor einer Jugendhilfeeinrichtung in Dortmund mit einer Maschinenpistole sechsmal auf einen 16-jährigen Senegalesen geschossen. Fünf Schüsse hätten den Jugendlichen an Bauch, Gesicht, Unterarm und Schulter verletzt. Er starb im Krankenhaus. Die Polizei war mit elf Beamten vor Ort.

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Die Betreuer des jungen Mannes hätten die Polizei gerufen, weil dieser sich habe umbringen wollen, sagte Reul im WDR-Interview. Polizisten in Zivil hätten erst versucht, ihn zu beruhigen. „Als das nicht funktionierte, hat man versucht, mit Reizgas ihn abzulenken“, erklärte Reul. Die Idee sei gewesen, dass er sich die Augen reibe und dann das Messer fallen lasse, das er bei sich gehabt habe.

Anfangsverdacht der Körperverletzung mit Todesfolge

Auch das habe aber nicht funktioniert, weswegen ein Taser eingesetzt worden sei, der allerdings auch keine Wirkung gehabt habe, sagte Reul. Dann sei der Jugendliche auf die Polizei zugerannt. „Das ist eine ungeheuer schwierige Lage“, betonte der Innenminister.

Laut Staatsanwaltschaft wird mit Blick auf den Polizeibeamten, der auf den Jugendlichen geschossen hat, der Anfangsverdacht der Körperverletzung mit Todesfolge geprüft. Die Entscheidung darüber, ob Anklage erhoben oder das Verfahren eingestellt wird, werde einige Wochen dauern.

Flüchtlings- und Jugendhilfeorganisationen „schockiert“

In einer gemeinsamen Stellungnahme zeigten sich mehrere Flüchtlings- und Jugendhilfeorganisationen „schockiert darüber, dass ein Einsatz gegen einen einzelnen Minderjährigen mit dem mehrmaligen Gebrauch von Schusswaffen und dessen Tod endete“. Solange der Fall nicht aufgeklärt sei, wecke er bei den Betroffenen „schmerzhafte Erinnerungen an Fälle von unverhältnismäßiger rassistischer Polizeigewalt“, hieß es in dem am Donnerstag unter anderem vom Bundesverband der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer sowie dem Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Berlin veröffentlichten Schreiben. Der Vorfall könne „Ängste und existentielle Verunsicherung“ auslösen.

Das Vertrauen der Jugendlichen in staatliche Strukturen werde durch den Vorfall „massiv erschüttert“, hieß es. Auch das Jugendhilfesystem und die Psychosozialen Zentren müssten der Polizei vertrauen können, dass diese bei Selbst- und Fremdgefährdung Sicherheit herstellen könne und keine weitere Gefährdung von Menschenleben zu befürchten sei. (epd/mig) Aktuell Panorama

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