Ein Jahr Taliban
Menschenrechtsverletzungen in Afghanistan
Vor einem Jahr haben westliche Truppen durch ihren übereilten und unvorbereiteten Abzug aus Afghanistan der Taliban die Macht im Land überlassen. Seitdem gehen die brutal gegen ehemalige Widersacher vor und schränken die Rechte von Frauen und Mädchen ein. Ein Überblick:
Sonntag, 14.08.2022, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 15.08.2022, 6:02 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Frauen und Mädchen
Bereits während der ersten Taliban-Herrschaft zwischen 1996 und 2001 verweigerten die Taliban Frauen grundlegende Rechte wie den Zugang zu Bildung. Nun ist die weibliche Bevölkerung auch aus weiten Teilen des öffentlichen Lebens verbannt. Die weiterführenden Schulen für Mädchen sind größtenteils geschlossen. Zudem gibt es laut Menschenrechtlern einen Anstieg von Zwangs- und Kinderehen.
In einer Bilanz zu den ersten zehn Monaten der Taliban-Herrschaft prangern die Vereinten Nationen auch die weitverbreitete Straflosigkeit der Gewalt gegen Frauen an. Von 87 dokumentierten Fällen von Mord, Vergewaltigung und Zwangsheirat sei kein einziger vom Justizsystem verfolgt worden. Wegen der Auflösung von Institutionen zur Aufklärung geschlechtsbasierter Gewalt sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.
Hinrichtungen und Folter
Laut den UN wurden bis zum 15. Juni mindestens 160 ehemalige Regierungsmitarbeiter und Soldaten von den Taliban hingerichtet und 56 weitere gefoltert. Dutzende mutmaßliche Anhänger der Terrorgruppe „IS Khorasan“ sowie Kämpfer der nationalen Widerstandsfront wurden demnach ebenfalls exekutiert oder gefoltert. Auch viele ehemalige Mitarbeiter der Bundeswehr, die Afghanistan noch nicht verlassen konnten, schweben laut Helfern in Lebensgefahr.
Pressefreiheit
Laut UN haben die Taliban in 163 Fällen die Menschenrechte von Medienschaffenden verletzt. Dokumentiert sind etwa willkürliche Festnahmen und Bedrohungen seitens der De-Facto-Behörden. Zudem seien bis Mitte Juni sechs Journalisten getötet worden, allerdings nicht von den Taliban. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“ steht das Land am Hindukusch auf Platz 156 von 180.
Zivile Opfer
Seit der Machtübernahme der Radikalen ist die Zahl der zivilen Opfer im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen. Den UN zufolge kamen seit Mitte August 700 Zivilisten ums Leben, von denen viele bei Anschlägen des „IS Khorasan“ getötet wurden. 1.406 Menschen wurden verletzt. Unter den zivilen Opfern waren auch 441 Kinder. Zwischen dem 1. Januar und dem 15. August 2021, also der letzten Phase des Krieges, wurden den UN zufolge noch 2.091 Zivilisten getötet und 5.309 weitere verletzt. (epd/mig) Aktuell Ausland
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