Versagen „auf ganzer Linie“
Menschenrechtler: UN nach Völkermord an Rohingya weiter untätig
Fünf Jahre nach der Offensive gegen die muslimische Minderheit der Rohingya in Myanmar, werfen Menschenrechtler den Vereinten Nationen Versagen „auf ganzer Linie“ vor. Die Notlage der Deportierten und Vertriebenen habe sich kaum verändert.
Montag, 22.08.2022, 17:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 22.08.2022, 14:26 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Fünf Jahre nach der Gewalt gegen die Rohingya in Myanmar haben Menschenrechtler den Vereinten Nationen Untätigkeit vorgeworfen. Die internationale Gemeinschaft versage hier „auf ganzer Linie“, sagte Jasna Causevic von der Gesellschaft für bedrohte Völker am Montag in Göttingen. Zwar versuchten einige Staaten, die humanitäre Katastrophe abzumildern. Doch sie bekämen kaum Zugang zu den Betroffenen. In Myanmar hatte die Armee am 25. August 2017 unter dem Vorwand einer Antiterrormission eine Offensive gegen die Rohingya begonnen.
Seitdem habe sich ihre Notlage kaum verändert, sagte Causevic. 130.000 deportierte und vertriebene Rohingya befänden sich noch immer in Freiluftlagern. Dort mangele es an Obdach, Nahrung, Sanitäranlagen und medizinischer Versorgung. „Krankheits- und Todesraten steigen. Das langfristige Überleben der Lagerbewohner ist nicht garantiert.“
Lage katastrophal
Causevic bemängelte, dass die Bewegungsfreiheit der Rohingya weiterhin massiv eingeschränkt werde. Die Zahl der Verhaftungen habe im vergangenen Jahr signifikant zugenommen. Das Militärregime in Myanmar verneine weiter die Existenz der Rohingya als ethnisch-religiöse Gruppe. Die Lage im myanmarischen Staat Rakhine sei katastrophal.
„Eine Mitverantwortung der internationalen Gemeinschaft für die Menschenrechtskatastrophe in Myanmar lässt sich nicht von der Hand weisen“, kritisiert auch Ambia Perveen, Präsidentin des European Rohingya Council (ERC). Auf die Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verstöße gegen humanitäres Völkerrecht werde gar nicht mehr reagiert. Mehr als 3 Millionen Menschen im Land seien von humanitärer Hilfe abhängig. Den Zugang dazu erschwere die Armee absichtlich durch bürokratische Hürden und blockiere sie in manchen Landesteilen gänzlich.
Systematisch verfolgt und diskriminiert
Die muslimische Volksgruppe ist im mehrheitlich buddhistischen Myanmar nicht als ethnische Minderheit anerkannt. Stattdessen werden die Rohingya systematisch verfolgt und diskriminiert. Im Zuge der Militäroffensive Ende August 2017 flohen Hunderttausende Rohingya nach Bangladesch, wo sie bis heute ausharren.
Ermittler der Vereinten Nationen werfen Myanmar seit langem Völkermord an den Rohingya vor. Auch die USA stufen die Verbrechen als Genozid ein. (epd/mig) Aktuell Panorama
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