Israels Staatspräsident Herzog
Die Erinnerung wachzuhalten, ist Deutschlands Verpflichtung
Bei seinem Deutschland-Besuch fordert Israels Präsident Herzog, bei der Erinnerung an den Nationalsozialismus und dessen Opfer nicht nachzulassen und würdigt die Partnerschaft und Freundschaft beider Länder.
Dienstag, 06.09.2022, 21:32 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 06.09.2022, 21:33 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
In seiner Rede vor dem Bundestag hat Israels Staatspräsident Izchak Herzog an Deutschland appelliert, die Erinnerung an die Ermordung der Juden im Nationalsozialismus wachzuhalten. Deutschlands Erfolg beruhe auch auf seiner Verpflichtung der Vergangenheit gegenüber, sagte Herzog am Dienstag. Der Präsident würdigte Deutschlands Anstrengungen im Bereich der Erinnerungskultur. Israel sei heute „stolz auf seine Partnerschaft mit Deutschland“, sagte er. Im Anschluss legten Herzog und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Kränze am Holocaust-Mahnmal in Berlin nieder und besuchten das Konzentrationslager Bergen-Belsen in Niedersachsen.
Herzog zitierte vor den Abgeordneten des Bundestags seinen Vater Chaim Herzog, der 1945 zu den Befreiern des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Bergen-Belsen gehörte: „Nur die Toten haben das Recht zu vergeben“, sagte Herzog: „Das jüdische Volk vergisst nicht.“ Das gelte nicht nur aufgrund der Pflicht den Generationen der Vergangenheit gegenüber, sondern aufgrund der Verpflichtung gegenüber künftigen Generationen. Der „ehrenwerte Status, den das demokratische Deutschland in der Völkerfamilie genießt, der es zu einem der wichtigsten Anführer der freien Welt werden ließ“, beruhe gleichermaßen auf der Verpflichtung der Vergangenheit und der Zukunft der Menschheit gegenüber.
Holocaust, „tiefster Abgrund der Geschichte“
Den Holocaust bezeichnete Herzog als „tiefsten Abgrund der Geschichte des menschlichen Zusammenlebens“. Seine Rede hatte er mit einem Gebet für die Opfer der Juden-Verfolgung im Nationalsozialismus begonnen, zu dem sich die Abgeordneten im Reichstagsgebäude erhoben.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) versicherte, dass Deutschland weiter gegen Antisemitismus und Rassismus eintreten werde. Deutschland könne nicht wiedergutmachen, „was nie mehr gutzumachen ist: der millionenfache Mord an den europäischen Juden“.
Aufruf, die Freundschaft zu vertiefen
Herzog ist seit Sonntag zum Staatsbesuch in Deutschland. Am Montag nahm er gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an der Gedenkfeier für die Opfer des Olympia-Attentats vor 50 Jahren teil. Palästinensische Terroristen hatten bei den Spielen 1972 in München israelische Sportler als Geiseln genommen und bei einem Befreiungsversuch getötet.
Nach seiner Rede im Bundestag besuchten Herzog und Steinmeier das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin und legten dort Kränze nieder. Bei ihrem gemeinsamen Rundgang über das Gelände des früheren Konzentrationslagers Bergen-Belsen bei Celle rief der israelische Präsident dazu auf, die Freundschaft zwischen beiden Ländern zu vertiefen. „Israel und Deutschland müssen gemeinsam die Heimstätte für das jüdische Volk, seine Zukunft, seine Sicherheit und seinen Erfolg verteidigen und jeden Antisemitismus kompromisslos bekämpfen“, sagte er.
Steinmeier: „Freundschaft zwischen beiden Ländern ein großes Geschenk.“
Bergen-Belsen gilt bis heute weltweit als ein Symbol für die Verbrechen der Deutschen in der NS-Zeit. Auf dem weitläufigen Gelände befinden sich Massengräber, in denen Tausende von Toten ruhen. Bundespräsident Steinmeier betonte: „Die Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern ist ein großes Geschenk.“ Der Holocaust sei ein schmerzlicher Teil der deutschen Geschichte, sagte er: „Was sich nicht wiederholen soll, darf niemals vergessen werden.“ Herzog und Steinmeier legten an der Gedenkwand für die mehr als 72.000 Toten des KZ sowie am jüdischen Mahnmal Kränze nieder. Am Mahnmal sprach Herzog das traditionelle jüdische Totengebet, das Kaddisch.
In Bergen-Belsen wurden unter der Nazi-Herrschaft mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene ermordet, unter ihnen das jüdische Mädchen Anne Frank, deren Tagebuch weltbekannt ist. Herzogs Vater Chaim Herzog, der von 1983 bis 1993 ebenfalls israelischer Staatspräsident war, gehörte als britischer Offizier zu den Soldaten, die das KZ Bergen-Belsen am 15. April 1945 befreiten. (epd/mig) Aktuell Panorama
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