Weltrisikoindex
Katastrophenrisiko in Asien und Amerika am größten
Deutschland gehört laut Weltrisikoindex 2022 nicht mehr zu den Ländern mit der geringsten Katastrophengefahr. Die Fachleute fordern vor allem für die am meisten gefährdeten Länder in Asien und Amerika mehr Hilfen für die Katastrophenvorsorge.
Montag, 12.09.2022, 15:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 12.09.2022, 15:14 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Asien und Amerika sind weltweit am stärksten durch Katastrophen bedroht. Zu diesem Ergebnis kommt der in Bonn veröffentlichte Weltrisikoindex 2022. Deutschland habe im Vergleich zu den Vorjahren ein erhöhtes Risiko, stellt der Bericht fest. „Wir werden sehr energisch gegen den Klimawandel vorgehen müssen, sonst haben wir keine Chance mehr, diese Gefahren einzugrenzen“, warnte Peter Mucke, Geschäftsführer des Bündnisses Entwicklung Hilft.
Der Weltrisikoindex des Bündnisses und des Instituts für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum (IFHV) berechnet das Katastrophenrisiko für 193 Länder. Zu den zehn Staaten mit den ho chsten Risikowerten zählen demnach unter anderem die Philippinen, Indien, Kolumbien, Mosambik, und Pakistan. Am wenigsten gefährdet sind die Kleinstaaten Monaco und Andorra. Die Bundesrepublik liegt im diesjährigen Index auf Rang 101 und damit im globalen Mittelfeld. In der Vergangenheit war Deutschland in die niedrigste der fünf Risikoklassen eingruppiert worden.
Überschwemmungen und Dürren
„Der Klimawandel hat auch auf die Risikoeinschätzung massive Auswirkungen“, sagte Mucke. „Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren nehmen gravierend zu.“ Die Digitalisierung biete jedoch eine Chance, besser darauf vorbereitet zu sein und die Folgen einzugrenzen. Mit Hilfe neuer, digitaler Daten werde in dem jüngsten Weltrisikoindex ein präziseres und differenzierteres Risiko-Bild gezeichnet, sagte Mucke. Dabei umfasse der Index nun 100 statt bislang 27 Indikatoren. Zum Beispiel wird der Bevölkerungsdichte gefährdeter Regionen mehr Gewicht beigemessen, was unter anderem auch zur höheren Risikobewertung für Deutschland beigetragen hat.
Insbesondere werde jetzt stärker einbezogen, in welchem Ausmaß die Bevölkerung eines Landes von Naturkatastrophen betroffen ist, erklärte Daniel Weller vom IFHV. Berücksichtigt würden etwa Indikatoren wie Konflikte oder Migrationsbewegungen. Dabei zeige sich, dass eine hohe Gefährdung eines Landes durch Naturkatastrophen nicht gleichbedeutend mit hohen Risiken sei. So seien etwa Länder wie die USA, Australien oder Japan sehr stark von Naturkatastrophen betroffen. „Dass diese Länder nicht zugleich Höchstrisikoländer sind, haben sie der Tatsache zu verdanken, dass sie ihre gesellschaftlichen Kapazitäten nutzen können.“
Globaler Hotspot Afrika
Globaler Hotspot mit Blick auf die Vulnerabilität, also Verletzlichkeit, bei Naturkatastrophen sei Afrika, sagte Weller. Zwar zähle nur ein Drittel der afrikanischen Länder zur Gruppe mit der höchsten Katastrophengefahr. Aber 80 Prozent der Staaten auf dem Kontinent seien sehr anfällig für die Folgen zerstörerischer Naturereignisse. Derzeit sei Afrika auf dem Risikoindex nur deshalb noch nicht ganz oben eingestuft, weil es vergleichsweise weniger Naturkatastrophen gebe als in einigen andere Weltregionen. „Dieses Ergebnis hat vor dem Hintergrund des Klimawandels aber ein Ablaufdatum“, sagte Weller.
Der Bericht fordere die Politik weltweit auf, zu handeln, betonte Mucke. Weller von der Uni Bochum sagte, vor allem die Industriestaaten müssten mehr Verantwortung übernehmen. (epd/mig) Aktuell Panorama
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