Erschütternder Bericht
Save the Children: Kinder auf Balkanroute stetiger Gewalt ausgesetzt
Schläge, sexueller Missbrauch und Ausbeutung: Geflüchtete Kinder auf der Balkanroute sind laut einem Bericht von Save the Children erschreckend häufig mit Gewalt durch Erwachsene konfrontiert. Verantwortlich seien die EU und die Balkanländer durch ihre Abschreckungs- und Abschottungspolitik gegenüber Geflüchteten.
Dienstag, 13.09.2022, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 13.09.2022, 15:49 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Schläge, sexueller Missbrauch und Ausbeutung: Geflüchtete Kinder auf der Balkanroute sind laut einem Bericht von „Save the Children“ häufig folgenschwerer Gewalt ausgesetzt. Auf ihrer Reise seien sie immer wieder Polizisten, Menschenschmugglern und anderen fremden Personen schutzlos ausgeliefert, erklärte die Hilfsorganisation am Dienstag in Berlin. Sie fühlten sich hilflos und alleingelassen, teils mit Folgen, die die Entwicklung dauerhaft beeinträchtigten.
In dem Bericht „Wherever we go, someone does us harm“ („Wo wir auch hingehen, tut uns jemand Gewalt an“) zeige sich ein enormes Ausmaß von Gewalt und ein eklatanter Mangel an Schutzvorkehrungen für minderjährige Geflüchtete in Europa, betonte „Save the Children“. Meist handele es sich bei den Tätern um Erwachsene in Machtpositionen, wie etwa Grenzpolizisten und Schleuser. Kinder würden außerdem teils in gefängnisähnlichen Unterkünften untergebracht und nicht über ihre Rechte aufgeklärt.
Maßgebliche Ursache sei die von der EU und den Ländern der Region verfolgte Abschreckungs- und Abschottungspolitik gegenüber Geflüchteten, kritisierte die Organisation. „Weil sich Europa auf die Abschreckung von Ankommenden konzentriert, sind Kinder schockierender Gewalt durch Polizei und Grenzschutz ausgesetzt – Gewalt, die ungestraft bleibt“, sagte Ylva Sperling, Direktorin von „Save the Children Europe“.
Unbegleitete unter ständiger Gefahr
Vor allem unbegleitete Minderjährige seien besonders gefährdet, erklärte die Kinderrechtsorganisation. Viele von ihnen müssen auf ihrer Reise im Freien übernachten oder mit fremden Erwachsenen in heruntergekommenen Gebäuden hausen – unter der ständigen Gefahr, geschlagen oder sexuell misshandelt zu werden. Hilflos und ohne jede Möglichkeit, die schlimmen Erlebnisse zu verarbeiten, kompensierten viele Kinder und Jugendliche ihren Stress mit Alkohol und Drogen. Es gebe auch erschreckend viele Fälle von Selbstverletzungen bis hin zu versuchten Selbsttötungen.
Die Europäische Union und die Regierungen müssten unverzüglich handeln, forderte Sperling. „Sie sollten Kindern auf der Flucht den Zugang zu sicheren, geregelten und legalen Migrationsrouten ermöglichen, damit sie nicht länger den in diesem Bericht dokumentierten Torturen ausgesetzt sind.“ (epd/mig) Leitartikel Panorama
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