70 Jahre Luxemburger Abkommen
Scholz verspricht Holocaust-Überlebenden weitere Unterstützung
Mit dem 1952 unterzeichneten Luxemburger Abkommen übernimmt Deutschland bis heute auch finanzielle Verantwortung für die Verbrechen der Nazis. Die Zahlungen werde es auch in Zukunft geben, verspricht Kanzler Scholz zum 70. Jahrestag des Abkommens.
Donnerstag, 15.09.2022, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 15.09.2022, 15:57 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Holocaust-Überlebenden auch für die Zukunft finanzielle Unterstützung versprochen. Es sei der Bundesrepublik „heute und in Zukunft ein Anliegen“, Entschädigungszahlungen sicherzustellen, damit sie den Lebensabend in Würde verbringen könnten, sagte Scholz am Donnerstag in Berlin. Dies gelte auch für Fürsorgeleistungen, ergänzte er in seiner Ansprache bei einer Veranstaltung zur Würdigung des vor 70 Jahren unterzeichneten Luxemburger Abkommens.
Scholz verwies dabei auf die häusliche Pflege für die inzwischen hochbetagten Überlebenden der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Anlässlich der Gedenkveranstaltung gab die Conference on Jewish Material Claims Against Germany, die Entschädigungsansprüche von Schoah-Überlebenden vertritt, die aktuellen Verhandlungsergebnisse mit der Bundesregierung bekannt. Demnach stockt Deutschland unter anderem die Mittel für Überlebende, die im Alltag auf häusliche Dienstleistungen angewiesen sind, um 130 Millionen Euro auf.
Scholz: Moralisches Fundament
Die Zahlungen, die Deutschland bis heute zur Unterstützung und als Entschädigung an Überlebende leistet, fußen auf dem Luxemburger Abkommen, das 1952 zwischen der israelischen und deutschen Regierung sowie der Claims Conference verhandelt wurde. Scholz bezeichnete den Vertrag als „zweiten Gründungsakt der Bundesrepublik“. Das Abkommen sei „zum moralischen Fundament unserer freiheitlichen Demokratie“ geworden, sagte er.
In den jüngsten Verhandlungen verpflichtete sich Deutschland nach Angaben der Claims Conference auch zu humanitären Sofortzahlungen an rund 8.500 ukrainische Holocaust-Überlebende. Nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hatte die Bundesregierung mehrfach die Verantwortung gegenüber dort lebenden Schoah-Opfern betont. Mehr als 90 von ihnen hat Deutschland seitdem aus der Ukraine aufgenommen.
Lindner: Historische Verantwortung
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sagte, Deutschland habe eine moralische Verpflichtung und historische Verantwortung gegenüber den Überlebenden. Er betonte, dass sich der Charakter der auf Grundlage des Luxemburger Abkommens zustande gekommenen Leistungen verändern werde, weil es immer weniger Zeitzeugen gibt. Es gehe jetzt um die Vermittlung des Holocausts und das Aufrechterhalten der Erinnerung.
Die jüngste Vereinbarung sieht den Angaben zufolge vor, in diesem Jahr erstmals Mittel für die Holocaust-Vermittlung bereitzustellen, insgesamt zehn Millionen Euro. 2023 sollen 25 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Der Betrag steigt den Angaben zufolge stetig an bis auf 35 Millionen Euro im Jahr 2025.
250.000 Überlebende erhalten Leistungen
Mit dem am 10. September 1952 unterzeichneten Luxemburger Abkommen verpflichtete sich Deutschland zu Wiedergutmachungsleistungen gegenüber den jüdischen Opfern der Schoah. Die Bundesrepublik versprach Israel Leistungen im Wert von 3,5 Milliarden D-Mark. Im Laufe von zwölf Jahren lieferte die Bundesrepublik Schiffe, Lokomotiven oder Eisenbahn-Waggons sowie Fabrikmaschinen an Israel. Rund 500 Millionen D-Mark waren damals zudem bereits für die Unterstützung jüdischer Flüchtlinge sowie der von den Nazis verfolgten Jüdinnen und Juden bestimmt.
Nur sieben Jahre nach den Verbrechen des Holocaust mit sechs Millionen jüdischen Opfern gingen Deutschland und der jüdische Staat damit aufeinander zu, auch wenn die Verhandlungen in beiden Ländern durchaus umstritten waren. Heute erhalten nach Angaben des Bundesfinanzministeriums noch rund 250.000 Überlebende Leistungen aus Deutschland. (epd/mig) Aktuell Politik
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- Nach Budget-Halbierung Regierungsbeauftragter für Reform der Integrationskurse
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- „Hölle“ nach Trump-Sieg Massenabschiebungen in den USA sollen Realität werden
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…