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„Sea-Watch 3“ legt an

415 Geflüchtete an Bord der „Humanity 1“ warten weiter auf sicheren Hafen

Nach tagelangem Warten können Hunderte Geflüchtete von Bord des Rettungsschiffes „Sea-Watch 3“ gehen. Derweil verschlechtert sich die medizinische Situation an Bord der „Humanity 1“, die weiter auf die Zuweisung eines Hafens wartet.

Sonntag, 18.09.2022, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 18.09.2022, 12:42 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die Rettungsschiff „Sea-Watch 3“ hat mit rund 430 Geflüchteten an Bord in der süditalienischen Hafenstadt Reggio Calabria angelegt. Wie die Organisation Sea-Watch am Samstagnachmittag per Twitter mitteilte, gingen am Morgen zunächst Familien und unbegleitete Minderjährige an Land. Die italienischen Behörden hatten dem Schiff in der Nacht den Hafen Reggio Calabria zugewiesen, nachdem die Crew aufgrund der Versorgungslage den Notstand ausgerufen hatte.

Die „Sea-Watch 3“ hatte in mehreren Einsätzen insgesamt 428 Migranten und Geflüchtete im Mittelmeer gerettet, anschließend wartete das Schiff tagelang auf die Erlaubnis, die Geflüchteten an Land zu bringen. Ein Mensch musste zwischenzeitlich aus medizinischen Gründen von Bord evakuiert werden.

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415 Geflüchtete warten weiter

Weiter auf die Zuweisung eines Hafens wartete am Samstag die „Humanity 1“ mit 415 Geflüchteten an Bord. Viele der Geretteten – fast die Hälfte davon Kinder und Jugendliche – seien bereits seit mehr als eine Woche auf See, teilte die Betreiberorganisation SOS Humanity am Samstag mit.

Die medizinische Situation an Bord verschlechtere sich: Erkältungs- und Magen-Darm-Krankheiten griffen aufgrund des engen Raums um sich, hieß es weiter. Mehrere Kinder hätten hohes Fieber von bis zu 40 Grad. An Bord befinde sich auch ein Mann mit einer kürzlich erlittenen Schusswunde, die an Bord nicht behandelt werden könne. Zudem verschlechtere sich das Wetter, das Schiff suche Schutz vor starkem Wind und Wellen vor Sizilien.

Situation an Bord verschlechtert sich

Am Sonntag teilten die Seenotretter im Kurznachrichtendienst Twitter mit, dass auf dem Schiff das Frischwasser knapp werde. „Die Geretteten können sich kaum noch waschen, Infektionskrankheiten breiten sich leichter aus. Viele werden immer schwächer, leiden unter Schmerzen, Kopfweh und Schlaflosigkeit. Auch andere Vorräte – wie Babymilchpulver – gehen zur Neige.“ Die Seenotretter weisen auf das Seerecht hin. Der schreibe die „zügige Zuweisung eines sicheren Ortes vor“. Rettungsschiffe seien nicht dafür ausgelegt, mehrere Tage Hunderte von Menschen an Bord zu versorgen.

Keine staatliche Seenotrettung

Auf dem Mittelemeer ist derzeit auch die „Open Arms“ der gleichnamigen spanischen Organisation im Einsatz. Die Crew hatte am Donnerstag 19 Geflüchtete aus einem Holzboot, darunter vier Kinder und zwei Babys, gerettet. Am Freitag hatte die „Sea-Eye 4“ 129 Gerettete im Hafen der italienischen Stadt Tarent an Land gelassen.

Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben seit Jahresbeginn bei der Überfahrt mindestens 1.297 Menschen oder gelten als vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Dennoch gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung, nur private Organisationen halten nach Geflüchteten in Seenot Ausschau. Nach ihren Rettungen müssen die Helferinnen und Helfer oftmals lange auf die Zuweisung eines Hafens warten, um die Menschen an Land zu bringen. (epd/mig) Aktuell Panorama

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