Corona
UN-Ziel von 70 Prozent geimpfter Weltbevölkerung kläglich gescheitert
Die UN hatte sich zum Ziel gesetzt, 70 Prozent der Weltbevölkerung gegen Corona zu impfen. Davon ist die Welt aber weit entfernt. Insbesondere in armen Ländern sind Menschen ungeimpft, wie eine aktuelle Berechnung zeigt. Experten fordern grundlegende Umgestaltungen an.
Montag, 26.09.2022, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 26.09.2022, 14:38 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Zwei Drittel aller Länder haben das von der letztjährigen UN-Generalversammlung gesetzte Ziel, 70 Prozent der Weltbevölkerung gegen Covid-19 zu impfen, nicht erreicht. Das belegen Berechnungen, die Oxfam und die People’s Vaccine Alliance (PVA) veröffentlichten. Oxfam und die PVA erkennen ein klares Scheitern bei dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gesetzten Ziel.
Wie die beiden Organisationen mitteilen, ist die Corona-Todesrate ist in Ländern mit niedrigem Einkommen deutlich höher als in Ländern mit hohem Einkommen. In ersteren hat weniger als die Hälfte der Bevölkerung eine Grundimmunisierung erhalten. „Wenn sich die Situation nicht ändert, wird es fast noch zweieinhalb Jahre dauern, bis 70 Prozent der Bevölkerung in den ärmsten Ländern grundimmunisiert sind“, so die Kritik.
Gleichzeitig begännen die wohlhabenden Länder gerade mit der zweiten oder sogar dritten Booster-Impfung mit Impfstoffen der neuen Generation, die bereits größtenteils von den wohlhabenden Ländern aufgekauft worden seien. Pfizer/Biontech und Moderna verzeichneten erneut hohe Gewinne und weigerten sich weiterhin, ihre Technologie mit der Weltgesundheitsorganisation (WTO) zu teilen, obwohl beide Konzerne öffentliche Förderungen erhalten hätten.
Expertin fordert gleichberechtigten Zugang
Anna Marriott, Gesundheitsexpertin von Oxfam, erklärt: „Während ein Ende der Pandemie absehbar sein sollte, sind immer noch Hunderte Millionen Menschen in wirtschaftlich benachteiligten Ländern nicht vor Covid-19 geschützt. Wir fordern Regierungen der wohlhabenden Länder auf, diese Menschen nicht im Stich zu lassen, während das Virus weiter tötet und die Lebensgrundlagen der Menschen zerstört. Wir müssen das bestehende System, in dem Pharmaprofite mehr zählen als Menschenleben, grundlegend umgestalten“.
Wirtschaftlich benachteiligte Länder brauchen Marriott zufolge einen gleichberechtigten Zugang zu Impfstoffen, Tests und Medikamenten. „Die gleiche tödliche Ungleichheit, die wir bei Covid-19 feststellen müssen, zeigt sich nun auch bei den Impfstoffen gegen Affenpocken. Die Regierungen müssen dem ein Ende setzen“, so die Oxfam-Expertin. Ein Bericht befand kürzlich, dass die geringe weltweite Impfquote durch eine Kombination von unzuverlässigen Impfstofflieferungen, Mangel an antiviralen Medikamenten und unterversorgten Gesundheitssystemen verursacht wurde.
Massive Versäumnisse
Durch die geringe Impfquote sei der Bedarf an Corona-Medikamenten und Tests in Ländern mit niedrigem Einkommen deutlich größer als in wohlhabenden Ländern. Dennoch blockierten reiche Staaten momentan jeden Versuch, bei der WTO eine vorübergehende Freigabe der geistigen Eigentumsrechte für Medikamente und Tests zu erreichen.
Oxfam und die PVA machen in diesem Missstand die „massiven Versäumnisse der internationalen Pandemiebekämpfung“ aus. Diese habe „völlig ignoriert, dass Länder mit niedrigem Einkommen eine eigene Produktion benötigen, um ihre Versorgung sicherzustellen und das weltweite Angebot an medizinischen Mitteln zu diversifizieren“. Oxfam und die PVA fordern die Regierungen reicher Staaten auf, lebensrettende Impfstoffe, Tests und Medikamente als öffentliches Gut und frei von Monopolen der Pharmakonzerne zur Verfügung zu stellen. Außerdem müssten sich die Regierungen wohlhabender Länder zu einer „beispiellosen Finanzierungshilfe“ verpflichten. (mig) Aktuell Panorama
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