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Staatsschutz ermittelt

Mutmaßliche Wurfattacke auf Synagoge

Nach der mutmaßlichen Wurfattacke auf die Synagoge in Hannover wollen Ermittler den Vorfall lückenlos aufklären. Vertreter aus Politik und Religion zeigten sich unterdessen entsetzt und weisen auf einen zunehmenden Antisemitismus in Deutschland hin.

Donnerstag, 06.10.2022, 17:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 06.10.2022, 17:01 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Nach der mutmaßlichen Wurfattacke auf die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Hannover während eines Gottesdienstes zum höchsten Feiertag Jom Kippur hat der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Eine antisemitische Straftat könne nicht ausgeschlossen werden, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion Hannover am Donnerstag. Die Beamten gingen aber auch der Frage nach, ob es sich um ein Ereignis ohne menschliches Zutun gehandelt habe. Die Polizei ermittele mit Hochdruck in alle Richtungen. Unterdessen haben sich Vertreter aus Politik, Judentum und Kirche bestürzt über den Vorfall geäußert.

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Besucher des Gottesdienstes waren am Mittwochabend gegen 19 Uhr durch ein lautes Klirren an einem Fenster an der Frauenempore der Synagoge aufgeschreckt worden. Etwa in dortiger Kopfhöhe sei ein Stein oder ein anderer Gegenstand eingeschlagen, sagte der Vorsitzende der Gemeinde und jüdische Landesvorsitzende Michael Fürst dem „Evangelischen Pressedienst“. In der Mosaikscheibe klaffe ein Loch in der Größe eines DIN A4-Blattes. Verletzt wurde jedoch niemand. Die Gemeinde vermutete einen Angriff und schaltete sofort die Polizei ein.

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Zentralrat schockiert

Der eingeschlagene Gegenstand konnte nach Polizeiangaben bisher nicht gefunden werden. Vermutlich sei er zurück ins Freie geprallt, sagte Fürst. In der Synagoge hielten sich zu diesem Zeitpunkt etwa 150 bis 200 Menschen auf, um den Abschluss des Versöhnungsfestes Jom Kippur zu feiern. Der Vorfall erinnert an den Anschlag auf die Synagoge in Halle vor drei Jahren, der ebenfalls am Jom Kippur begangen wurde.

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Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte, die jüdische Gemeinde in ganz Deutschland sei schockiert über den mutmaßlichen Anschlag. „Er ist ein weiteres Zeichen für den wieder erstarkten Judenhass in Deutschland in den letzten Monaten und Jahren und damit nicht zusammenhangslos. Ich verurteile ihn aufs Schärfste.“

Weil: Kein Platz für Antisemitismus

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sicherte den jüdischen Gemeinden in einem Telefonat mit dem Verbandsvorsitzenden Fürst sein Mitgefühl und seine Solidarität zu. „In Niedersachsen ist kein Platz für Antisemitismus“, betonte er. Der evangelische Landesbischof Ralf Meister sagte, es sei unerträglich, dass Juden bei der Ausübung ihrer religiösen Praxis bedroht würden.

Auch Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza (CDU) sagte, es gehe in diesem Fall um einen „Eingriff in den sensibelsten Kern der Religionsausübung.“ Innenminister Boris Pistorius (SPD) betonte, jede Form der Gewalt gegen jüdisches Leben sei ein Anschlag auf die solidarische Gesellschaft in Niedersachsen.

Rabbinerkonferenz: Besorgniserregender Trend

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland erklärte in München, die mutmaßliche Attacke reihe sich in einen besorgniserregenden Trend ein. Es braue sich ein antisemitischer und antiisraelischer Cocktail zusammen, „gegen den jeder in diesem Land mit Herz und Verstand ankämpfen muss, damit jüdisches Leben und die Religionsfreiheit auch weiterhin eine Zukunft haben“.

Der katholische Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer forderte gesellschaftliche Geschlossenheit. „Wir stehen klar an der Seite unserer jüdischen Schwestern und Brüder. Wer Juden angreift, greift uns auch an.“ Auch Vertreter der Grünen und der FDP in Niedersachsen äußerten ihr Mitgefühl und riefen zur Solidarität auf. (epd/mig) Leitartikel Panorama

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