Entwicklungsorganisation
Geberländer rechnen Klima-Hilfen schön
Laut Oxfam sind die Klima-Hilfen von Industriestaaten für arme Länder niedriger als offiziell gemeldet. Zudem werde zu viel Geld in Form von Darlehen bereitgestellt, kritisiert die Entwicklungsorganisation.
Mittwoch, 19.10.2022, 17:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 19.10.2022, 14:50 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Klima-Hilfen für arme Länder fallen nach Recherchen von Oxfam deutlich niedriger aus als auf dem Papier gemeldet. Bei den offiziellen Zahlen der Geberländer würden auch weniger treffende Programme angerechnet und Kredite zu hoch gewertet, kritisiert die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse zur Klimafinanzierung. Demnach könnte die tatsächliche Unterstützungsleistung etwa zwei Drittel unter den offiziell berichteten Zahlen der Geberländer liegen.
Den tatsächlichen Wert der Unterstützung seitens der Industrieländer im Jahr 2020 schätzt Oxfam auf 21 bis 24,5 Milliarden US-Dollar. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) habe im Juli hingegen auf Basis der Angaben der Geberländer berichtet, dass die Industrieländer rund 83,3 Milliarden Dollar bereitgestellt oder mobilisiert hätten, davon rund 68,3 Milliarden an öffentlichen Geldern, erklärte Oxfam.
Ziel sogar mit offiziellen Zahlen verfehlt
Selbst mit den offiziellen Zahlen hätten die Geberländer ihr zwölf Jahre altes Ziel nicht erreicht, die Klima-Hilfen bis 2020 auf jährlich 100 Milliarden US-Dollar zu steigern, kritisiert die Hilfsorganisation. Hinzu komme, dass eine großzügige Anrechnungspraxis für die Klima-Hilfen auf dem Papier zu beeindruckenden Zahlen führe, „die mit der tatsächlichen Unterstützungsleistung nur wenig zu tun haben“, erklärte Klimapolitik-Referent Jan Kowalzig.
In der Analyse „Climate Finance Short-Changed“ werden laut Oxfam zwei Faktoren ausgemacht, die zu einer Überwertung der geleisteten Klima-Hilfen führten: Zum einen würden auch solche Programme großzügig angerechnet, deren Klima-Fokus eher gering ausgeprägt sei. Zum anderen würden beispielsweise Kredite nach ihrem Nennwert und nicht nach ihrem Mehrwert angerechnet, der sich für ein Empfängerland ergebe.
70 Prozent der Gelder sind Darlehen
Die Organisation kritisierte weiter, dass rund 70 Prozent der bereitgestellten öffentlichen Mittel in Form von Darlehen bei den Empfängerländern ankämen. So müssten die einkommensschwachen Länder für die Programme letztlich selber aufkommen, wenn sie die Kredite abbezahlen, obwohl sie oft kaum oder gar nicht zur Klimakrise beigetragen haben. „Das ist ungerecht und widerspricht zudem den Prinzipien der UN-Klimarahmenkonvention“, betonte Kowalzig.
Für die UN-Klimakonferenz COP27 im November in Ägypten fordert Oxfam deutlich höhere Zusagen der Industrieländer, um das 100-Milliarden-Ziel zu erfüllen. Die Anrechnungspraxis der Geberländer müsse zudem gründlich überprüft werden. (epd/mig) Leitartikel Wirtschaft
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