UN-Klimakonferenz
Schutzschirm für arme Länder gestartet
Im Ringen darum, dass reiche Staaten für die klimabedingten Schäden armer Länder bezahlen, ist es ein erster Schritt: Bei der Weltklimakonferenz wurde ein globaler Schutzschirm gegen Klimarisiken gestartet. Betroffene beklagen: Gelder kommen kaum an.
Montag, 14.11.2022, 20:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 14.11.2022, 15:13 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Ein globaler „Schutzschirm“ gegen Klimarisiken soll künftig arme Länder bei klimabedingten Katastrophen unterstützen. Im Beisein von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) und dem US-Klimagesandten John Kerry starteten auf der Weltklimakonferenz am Montag in Scharm el Scheich die von der Erderwärmung am meisten betroffenen Staaten das Programm gemeinsam mit Industrieländern: Es geht um eine Art Versicherungssystem für Menschen in den Ländern, die von extremen Wetterereignissen in ihrer Existenz bedroht sind.
Der ghanaische Finanzminister Ken Ofori-Atta sagte, ein solcher Schutzschirm sei längst überfällig. Denn es stelle sich nicht die Frage, wer für die Klimaschäden bezahlt, „wir tun es schon“. Die wirtschaftlichen Schäden durch die Klimakrise allein in Ländern des Globalen Südens kosten jährlich Schätzungen zufolge dreistellige Milliardensummen.
Schulze betonte, Deutschland sehe die weltweiten Probleme und handele. Sie fügte hinzu, das Programm sei keine Taktik, um formale Verhandlungen über eine finanzielle Kompensation bei klimabedingten Verlusten und Schäden zu vermeiden. Es gebe nicht die eine Lösung, sondern es brauche eine Vielzahl von Lösungen.
Schutzschirm für zügige Entschädigung
Der Schutzschirm ist eine gemeinsame Initiative der sieben wichtigsten demokratischen Industriestaaten (G7) mit besonders stark bedrohten Ländern (V20). Er baut auf bereits bestehende Projekte auf. So wurden etwa bereits unter dem Schlagwort „InsuResilience“ in einer bäuerlichen Gemeinde in Ghana die Menschen für kleine Beträge gegen Extremwetter versichert. Wenn dort Starkregen zum Ernteausfall führt, bekommen sie zügig eine Entschädigung. Gleichzeitig werden sie beraten und gewarnt, wenn Extremwetter bevorsteht. Im Senegal gibt es ein ähnliches Programm mit mehr als acht Millionen Versicherten im vergangenen Jahr.
Deutschland hat für den Schutzschirm 84 Millionen Euro zugesagt und weitere 85,5 Millionen für andere Instrumente der Klimarisikofinanzierung. Andere Staaten, darunter Irland und Frankreich, steuern insgesamt mehr als 40 Millionen Euro bei. Die Umsetzung soll nach der Klimakonferenz beginnen. Sie ersten Staaten, für die der Schirm gelten soll, sind Bangladesch, Costa Rica, Fidschi, Ghana, Pakistan, die Philippinen und der Senegal.
Gelder erreichen Betroffene kaum
Der nigerianische Jurist Ademola Oluborode Jegede machte derweil auf einen Knackpunkt aufmerksam. Der Professor der Venda-Universität in Südafrika sagte mit Blick auf Klimahilfen für arme Länder dem „Evangelischen Pressedienst“: „Oft erreichen die Gelder bisher kaum die Betroffenen.“ Denn Staaten würden die Gelder oft für andere Zwecke nutzen. Der Rechtswissenschaftler forderte daher, dass besonders Gemeinschaften, die am meisten unter den Auswirkungen stetig zunehmender Klimaextreme litten, auch ohne staatliche Intervention von den Finanzmechanismen profitieren könnten.
Seit gut einer Woche ringen in Scharm el Scheich Delegierte aus mehr als 190 Ländern um die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015 und um eine Begrenzung der Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius. Derzeit steuert die Welt nach Einschätzung von Fachleuten auf rund 2,5 Grad Celsius zu. Das Thema Schäden und Verluste steht ebenfalls auf der Agenda. (epd/mig) Aktuell Panorama
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