Jeder Dritte Student arm
Internationale Studierende besonders stark von Armut betroffen
Knapp 40 Prozent der Studierenden in Deutschland können unerwartete größere Ausgaben nicht aus eigenen Mitteln bezahlen. Bei manchen geht die Hälfte ihrer Einnahmen für die Miete drauf. Internationale Studierende haben es besonders schwer: Sie müssen im Schnitt mit 140 Euro weniger auskommen.
Donnerstag, 17.11.2022, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 17.11.2022, 16:27 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Mehr als ein Drittel der Studierenden in Deutschland waren im vergangenen Jahr armutsgefährdet. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, lag der Anteil bei 37,9 Prozent. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 15,8 Prozent der Bevölkerung in Deutschland von Armut bedroht.
Wie das Deutsche Studentenwerk mitteilt, ist die Situation internationaler Studierender in Deutschland noch einmal deutlich dramatischer, „da sie monatlich über 140 Euro weniger Einnahmen verfügen als deutsche Studierende“, erklärt Matthias Anbuhl, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks. Für sie wirkten sich Preiserhöhungen besonders „gravierend“ aus.
Armut: weniger als 60% des Durchschnitts
Eine Person gilt der zugrunde gelegten Definition nach als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. 2021 lag die Grenze laut Bundesamt für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 15.009 Euro netto im Jahr oder 1.251 Euro im Monat.
Finanzielle Engpässe bei vielen Studierenden zeigen sich laut Bundesamt auch darin, dass nahezu zwei von fünf (38,5 Prozent) im Jahr 2021 und damit schon vor der aktuellen Energiepreiskrise in Haushalten lebten, die nicht in der Lage waren, unerwartete größere Ausgaben aus eigenen finanziellen Mitteln zu bestreiten. In der Gesamtbevölkerung war knapp ein Drittel (31,9 Prozent) finanziell nicht in der Lage, unerwartete größere Ausgaben zu bestreiten.
Wohnen belastet Studierende am meisten
Das Bundesamt stützt seine Angaben auf Ergebnisse der europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (European Union Statistics on Income and Living Conditions). Die Behörde gab ihre Ergebnisse zum Weltstudierendentag am Donnerstag bekannt.
Einengend wirken demnach auch die Ausgaben für das Wohnen. Im vergangenen Jahr habe der durchschnittliche Anteil der Wohnkosten am verfügbaren Haushaltseinkommen für Studierende bei knapp einem Drittel (31,6 Prozent) und damit deutlich über der Wohnkostenbelastung der Gesamtbevölkerung (23,3 Prozent) gelegen. Studierende, die allein oder in Studierenden-WGs lebten, gaben im Schnitt sogar gut die Hälfte (51,1 Prozent) ihres verfügbaren Einkommens für das Wohnen aus.
Studentenwerk fordert Inflationsausgleich beim BAföG
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach von einer „dramatischen Entwicklung“ und forderte die Bundesregierung auf, das BAföG auf das steuerliche Existenzminimum von 1.200 Euro zu erhöhen sowie regelmäßig an die Steigerung der Lebenshaltungskosten anzupassen. Der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft, Andreas Keller, verlangte außerdem, die in Aussicht gestellte Energiepauschale von 200 Euro sofort auszuzahlen. Zudem mahnte er bei den beiden für Bildung und Bauwesen zuständigen Ministerinnen Bettina Stark-Watzinger (FDP) und Clara Geywitz (SPD) an, die Ausbildungsförderung zu reformieren sowie das Angebot an preisgünstigem, öffentlich gefördertem Wohnraum massiv auszuweiten.
Anbuhl vom Studentenwerk fordert die Bundesregierung auf, Studierende stärker zu unterstützen, bei den Direkthilfen nachzulegen. Aber auch beim BAföG sei der Handlungsdruck groß: „Der Grundbetrag muss so rasch wie möglich erhöht werden, ebenso die Wohnkostenpauschale“, so Anbuhl. Er fordert beim BAföG einen automatischen Inflationsausgleich, wie er bei anderen Sozialleistungen Standard sei. „Das studentische Budget ist in aller Regel extrem auf Kante genäht; nun droht diese Naht zu reißen.“ (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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