Drei Fragen
Klimawissenschaftlerin Laudien: „Dürren in Ostafrika werden häufiger und intensiver“
Ostafrika durchlebt derzeit die schlimmste Dürre seit vier Jahrzehnten. Die Klimawissenschaftlerin Rahel Laudien vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung erklärt, was die Erderwärmung damit zu tun hat und wie Landwirte sich an die Trockenheit anpassen können.
Von Moritz Elliesen Sonntag, 27.11.2022, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 27.11.2022, 14:14 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Teile Ostafrikas werden von der verheerendsten Dürre seit vier Jahrzehnten heimgesucht. In Kenia etwa waren die vergangen vier Regenzeiten deutlich schwächer als gewöhnlich. Ist das eine direkte Folge des Klimawandels?
Rahel Laudien: Grundsätzlich sind Dürren in Ostafrika keine Seltenheit. Seit den 1950er Jahren sehen wir allerdings, dass die Dürren viel häufiger und intensiver auftreten. Wie genau der Klimawandel zu einzelnen Wettereignissen beiträgt, ist in Ostafrika aufgrund der starken natürlichen Variabilität schwer zu beantworten.
Wir können aber mit großer Sicherheit sagen, dass der Klimawandel die Faktoren, die zu Dürren führen, begünstigt. Wird es wärmer, steigt die Verdunstung, sodass weniger Wasser verfügbar ist. So können Dürrezustände selbst bei gleichbleibendem oder zunehmendem Regen aufgrund der global steigenden Temperatur zunehmen. Die aktuelle Dürre in Ostafrika kann auf ein anhaltendes La-Niña-Event – einem im Pazifik auftretendem Wetterphänomen, das globale Auswirkungen hat – zurückgeführt werden.
Welche Folgen hat die Dürre für die Landwirtschaft in den betroffenen Gebieten?
Die Folgen sind dramatisch. In Ostafrika herrscht eine kleinbäuerliche Landwirtschaft vor, die stark vom Regen abhängig ist. Künstliche Bewässerung spielt eine sehr geringe Rolle. Bleibt der Regen aus, verringert sich der Ertrag unmittelbar und die Ernährungssicherheit der Menschen nimmt ab. In manchen Gebieten mussten die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern Ernteeinbußen von mehr als 75 Prozent hinnehmen. Zudem nimmt die Bodenfeuchte bei anhaltenden Dürren extrem ab. Wenn es dann regnet, kann das Wasser schwerer vom Boden aufgenommen werden und die Wahrscheinlichkeit von verheerenden Überflutungen steigt.
Wie können die Landwirtinnen und Landwirte sich an solche anhaltenden Trockenphasen anpassen?
In extremen Dürresituationen ist humanitäre Hilfe unumgänglich. Darüber hinaus gibt es viele Anpassungsmöglichkeiten an den Klimawandel, die noch nicht ausgeschöpft wurden. Statt Mais, der viel Wasser braucht, könnten trockenresistentere Kulturen angebaut werden. Es gibt zum Beispiel viele traditionelle Hirsesorten, die wesentlich besser mit Dürrestress umgehen können.
Außerdem kann die Verdunstung durch bodenschonende Bearbeitung reduziert werden. Angepasste Aussaatzeiten oder Regenwasserspeicher können ebenfalls einen positiven Effekt haben. Um die Auswirkungen einer Dürre zu reduzieren, sind Frühwarnsysteme sehr wichtig. Sie verschaffen den Menschen vor Ort Zeit, um sich besser vorzubereiten. (epd/mig) Aktuell Ausland Interview
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