Mittelmeer
Von „Sea-Eye 4“ geretteter Geflüchteter gestorben
Drei tote Geflüchtete, medizinische Notfälle: Der jüngste Einsatz der „Sea-Eye 4“ war für Gerettete und Besatzung besonders belastend. Nun sind sie in Italien angekommen - und sollen einen weit entfernten Hafen ansteuern.
Montag, 06.02.2023, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 07.02.2023, 8:17 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Ein von der Besatzung der „Sea-Eye 4“ geretteter Geflüchteter ist tot. Nach einer dramatischen Rettung in der Nacht zum Freitag habe sich der Gesundheitszustand von zwei Geflüchteten derart verschlechtert, dass sie von Bord des Rettungsschiffes evakuiert worden seien, erklärte die Organisation Sea-Eye am Montag. Eine dieser Personen sei nun im Krankenhaus gestorben. Derweil ist das Schiff im Hafen von Neapel angekommen, um die Geflüchteten an Land zu bringen.
Die Crew hatte vor der libyschen Küste insgesamt 109 Geflüchtete in zwei Einsätzen an Bord geholt. Zwei von ihnen waren demnach bereits tot, als das Schiff an den Einsatzort kam.
Die italienischen Behörden hatten der Besatzung zunächst den Hafen von Pesaro zugewiesen, um die Geretteten an Land zu bringen. Die Stadt im Norden wäre eine fünftägige Fahrt entfernt gewesen. Nach mehreren Anfragen und Protest des Kapitäns unter Hinweis auf den schlechten Zustand der Geretteten und die beiden Leichen an Bord erhielt die „Sea-Eye 4“ die Erlaubnis, in den halb so weit entfernten Hafen von Neapel einzulaufen.
Zustand der Geretteten besonders schlecht
„Wir hätten uns einen noch näheren Hafen gewünscht, und wir sind sicher, dass das möglich gewesen wäre“, sagte Sea-Eye-Sprecher Maximilian James dem „Evangelischen Pressedienst“. Sowohl für die Geflüchteten als auch für die Crew sei diese Rettung besonders belastend gewesen. „Das hatten wir schon sehr lange nicht mehr, dass wir zu spät kamen.“
Nach Angaben der Bordärztin Angelika Leist von „German Doctors“ ist der Zustand der Geretteten aus dem ersten Einsatz besonders schlecht. Die 30 Geflüchteten, darunter mehrere Frauen und Kinder, seien sechs Tage ohne Trinken und Essen auf dem Mittelmeer gewesen. Während diese Menschen versorgt wurden, habe die Besatzung den Notruf eines völlig überfüllten Gummibootes erhalten, aus dem sie 77 Geflüchtete rettete.
Italien weist Rettungsschiffen weit entfernte Häfen zu
Die neue italienische Regierung weist den Rettungsschiffen grundsätzlich weit entfernte Häfen zu, um die Geretteten an Land zu bringen. Zudem müssen die Helferinnen und Helfer meist direkt nach dem ersten Einsatz zum Hafen fahren. Die privaten Rettungsorganisationen vermuten dahinter eine Taktik, damit so wenig Gerettete wie möglich nach Italien gebracht werden. Am Freitag hat der Europarat diese Praxis scharf kritisiert.
Auf dem Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Die Fahrt von Afrika nach Europa ist eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben dabei in diesem Jahr bereits 65 Menschen oder werden vermisst. 2022 waren es insgesamt 2.365. (epd/mig) Aktuell Panorama
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