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Lehrerin vor der Schulklasse (Symbolfoto) © 123rf.com

Es lebe die Selektion

Integrationserfolge von Ukrainern und Syrern in Medien

Ukrainische Kinder lernen schnell Deutsch. Das tun geflüchtete Kinder aus anderen Ländern auch. Darüber berichten Medien aber kaum. Das wirkt sich auf die Aufnahmebereitschaft aus.

Von Montag, 27.02.2023, 14:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 27.02.2023, 11:26 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Zum Jahrestag des russischen Angriffskriegs werden die Integrationsleistungen ukrainischer Kinder und Jugendlicher in den höchsten Tönen gelobt. Diese sprächen nach einem Jahr bereits so gut Deutsch, dass sie von der I-Klasse in die Regelschule wechseln könnten. Soweit so gut! Das schnelle Erlernen einer Fremdsprache ist allerdings kein Merkmal, das nur von ukrainischstämmigen Geflüchteten beherrscht wird. Das schaffen Kinder und Jugendliche aus anderen Ländern genauso gut. Deren Integrationsleistung ist allerdings kaum ein Thema, dem sich mediale Aufmerksamkeit widmet.

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Exkurs: Laut einer Studie wirkt sich die Separierung von geflüchteten Kindern – zumindest in der Vorschule – allerdings negativ auf den späteren schulischen Erfolg aus. Danach besuchen Grundschulkinder in der Regel ein Jahr die Vorschule. Der anschließende Wechsel in den Regelunterricht der Untersuchung zufolge nichts Ungewöhnliches. Der Lernerfolg könnte vielmehr noch gesteigert werden, wenn die Kinder direkt in die Regelklasse kommen würden und nicht vorher von den Altersgenossen getrennt werden.

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Afghanische Jugendliche und junge Erwachsene, die 2015/16 auf der Flucht waren, bekamen aufgrund einer politisch konstruierten schlechten Bleibeperspektive nicht einmal Deutschkurse bewilligt. Sie mussten mehrheitlich auf die Unterstützung Ehrenamtlicher zurückgreifen oder haben sich die Sprache autodidaktisch mit Lernprogrammen auf dem Handy angeeignet. Manch ein Einheimischer hat sich verwundert gezeigt, wie schnell das Erlernen der deutschen Sprache gelungen sei. Die afghanischen, syrischen oder eritreischen Geflüchteten werden aber selten für ihre Bereitschaft und erfolgreiche Integration öffentlich gewürdigt. Es gibt zwar immer wieder mal Berichte über positive Beispiele, einer abgeschlossenen Ausbildung oder einer erfolgreichen beruflichen Integration. Diese werden allerdings nie auf die Gruppe kollektiviert, sondern als Einzelleistung individualisiert.

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„Die mediale Darstellung einer bestimmten Gruppe ist ebenso entscheidend für das Gelingen der Integration und die Wahrnehmung dieser in der Mehrheitsgesellschaft.

Dabei ist die mediale Darstellung einer bestimmten Gruppe ebenso entscheidend für das Gelingen der Integration und die Wahrnehmung dieser in der Mehrheitsgesellschaft. Wird diese Gruppe positiv bewertet, ist die Bereitschaft in der Bevölkerung zu deren Aufnahme und Unterstützung entsprechend größer, als wenn diese nur unter sicherheitspolitischen Gesichtspunkten betrachtet oder als Problem dargestellt werden. Was die Ukrainer:innen betrifft, diagnostiziert die Unterstützerin und Psychoanalytikerin Christa Hack eine „falsche Vorstellung, die auch von öffentlicher Seite gefördert wurde“. Ihrer Ansicht nach werden nur wenige das Klischee von den top ausgebildeten Fachkräften erfüllen, die schnell die Lücken auf dem deutschen Arbeitsmarkt schließen werden. Denn „viele Flüchtlinge haben in der ersten Zeit gar nicht gemerkt, wie traumatisiert sie sind.“

„So verläuft die Integration für die einen eher ‚geräuschlos‘, während sich bei den anderen jedes Mal lautstarke ‚besorgte Bürger:innen‘ einfinden.“

So verläuft die Integration in die Aufnahmegesellschaft für die einen eher „geräuschlos“, während sich bei zu entstehenden Geflüchtetenunterkünften für die anderen jedes Mal „besorgte Bürger:innen“ einfinden, die dann mehr oder weniger lautstark argwöhnisch auf ihre Privilegien pochen, das Bürgerhaus oder den Sportplatz nutzen zu wollen. Also für die einen „freie Fahrt“, unbeschränkter Zugang zu Arbeitsmarkt und Sozialleistungen, für die anderen lautstarke Proteste und Begrenzungsrufe.

Daher wurden erst kürzlich wieder beim sogenannten Asylgipfel neue Verschärfungen wie schnellere Abschiebungen und weitere Abschottung beschlossen. Bulgarien erhält Wachtürme und Überwachungstechnologie, finanziert aus EU-Mitteln, um seinen bereits 2017 errichteten Grenzzaun zur Türkei effektiver abriegeln zu können.

Tausende Tote jedes Jahr im Mittelmeer – aktuell wieder 60 Ertrunkene bei einem Schiffsunglück vor der italienischen Küste – reichen wohl als „Begrenzung“ nicht aus. Außer Betroffenheit zu heucheln, fällt der italienischen faschistischen Regierung zu diesen von Europa mitverursachten Tragödien nichts weiter ein, als „irreguläre Migration“ stoppen zu wollen. Es lebe die Gleichwertigkeit aller Menschen! Meinung

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