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Antisemitisches Tatmotiv

Nach Anschlag auf Synagoge erhebt Staatsanwaltschaft Anklage

Beinahe wäre die Synagoge von Ermreuth in Oberfranken in der Silvsternacht in Flammen aufgegangen. Nun ist in dem Fall Anklage erhoben worden. Die Ermittler sehen Rechtsextremismus und Judenfeindlichkeit als Tatmotiv.

Montag, 17.04.2023, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 17.04.2023, 12:41 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Im Fall des Brandanschlags auf die Synagoge von Ermreuth in der Silvesternacht hat die Generalstaatsanwaltschaft München Anklage erhoben. Einem 22 Jahre alten Mann wird versuchte schwere Brandstiftung und Sachbeschädigung vorgeworfen, wie die Anklagebehörde am Freitag mitteilte. Die Generalstaatsanwaltschaft geht von einem „rechtsextremen und judenfeindlichen Tatmotiv“ aus. Nun ist das Amtsgericht Bamberg am Zug.

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Den Ermittlungen zufolge soll der Tatverdächtige in der Nacht zum 1. Januar versucht haben, mit einem sogenannten Bodenfeuerwerk die Synagoge in Brand zu setzen. Er soll eine Glasscheibe des Gebäudes eingeschlagen und versucht haben, den Feuerwerkskörper zu entzünden, um ihn ins Innere der Synagoge zu werfen. Jedoch zündete das Bodenfeuerwerk nicht. Zum Tatzeitpunkt hielten sich keine Menschen im Gebäude auf. Der Verdächtige stand den Angaben zufolge unter Alkoholeinfluss. Hinweise auf weitere Tatbeteiligte hätten sich nicht ergeben. Der junge Mann sei bisher nicht wegen ähnlicher Taten aufgefallen.

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Wenige Tage später wurde er festgenommen, seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Bei der Generalstaatsanwaltschaft in München ist der Zentrale Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Justiz angesiedelt, deshalb wurde das Ermittlungsverfahren dort geführt.

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Anschlag hatte für Entsetzen gesorgt

Ermreuth liegt im Landkreis Forchheim. Die 1822 errichtete Synagoge war nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst an die Raiffeisengenossenschaft übergegangen und als Lagerhaus genutzt worden. Nach Sanierungsarbeiten öffnete die ehemalige Synagoge 1994 wieder – als Haus der Begegnung und der Kultur inklusive einer Ausstellung. Die Synagoge steht beispielhaft für das Landjudentum, das in vergangenen Jahrhunderten viele fränkische Dörfer prägte.

Der Anschlag hatte Anfang des Jahres für Entsetzen gesorgt. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) reiste eigens nach Ermreuth, um sich vor Ort zu informieren. Solche Taten seien nicht nur ein Problem von Jüdinnen und Juden, sondern eine Aufgabe für alle. „Ein Anschlag auf eine Synagoge ist ein Anschlag auf unsere Demokratie“, hatte sie damals betont.

Zunahme antisemitischer Straftaten

Die Zahl antisemitischer Straftaten sei in den vergangenen Jahren in Deutschland und Bayern weiter angestiegen, hatte Ludwig Spaenle, der Antisemitismus-Beauftragte der bayerischen Staatsregierung, nach dem Anschlag in Ermreuth erklärt. „Der Großteil wird von rechtsextremen Tätern verübt, aber es gibt auch einen wachsenden islamistischen Antisemitismus, den wir nicht übersehen dürfen. Auf diese Straftaten muss der Rechtsstaat mit Entschiedenheit reagieren – vor allem die Polizei und die Justiz.“

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus in Bayern nannte den Ermreuther Anschlag bei ihrer Jahresbilanz den gravierendsten Vorfall der vergangenen Jahre. (dpa/mig) Aktuell Panorama

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