Wieder Flüchtlingsheim
Polizei schießt mehrmals auf Geflüchteten
Ein Streit unter Bewohnern eines Flüchtlingsheims endete ein weiteres Mal mit Polizeischüssen auf einen Geflüchteten. Laut Polizei soll der Geflüchtete die Polizei mit einem Messer bedroht haben. Er schwebt jetzt in Lebensgefahr. Staatsanwaltschaft ermittelt – gegen den Polizisten und Geflüchteten.
Donnerstag, 18.05.2023, 14:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 18.05.2023, 9:30 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Polizei hat bei einem Einsatz in einer Flüchtlingsunterkunft in Hannover auf einen Mann geschossen und diesen lebensgefährlich verletzt. Nach Polizeiangaben war der 25-Jährige am Mittwochmorgen mit einem Messer auf die Einsatzkräfte zugegangen und habe auf eine Ansprache nicht reagiert. Ein 24 Jahre alter Polizist gab mehrere Schüsse ab. Danach hätten die Beamten sofort Erste Hilfe geleistet und der 25-Jährige sei von Rettungskräften in ein Krankenhaus gebracht worden, teilte die Polizei am Nachmittag mit. Einsatzkräfte seien nicht verletzt worden.
Die Polizei war eigenen Angaben zufolge um 6.48 Uhr zu der Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Vinnhorst gerufen worden, weil eine Person gegen die Hausordnung verstoßen habe. Wie ein Sprecher des Innenministeriums mitteilte, hatte es Streit zwischen dem Bewohner und dem Sicherheitsdienst der Unterkunft gegeben. Dabei habe der Mann die Sicherheitskräfte mit einem Messer bedroht, ebenso wie er später die Polizei mit dem Messer bedroht und angegriffen habe.
Die Polizei teilte mit, sowohl gegen den Polizisten als auch gegen den Bewohner der Flüchtlingsunterkunft seien nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Hannover Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des versuchten Totschlags eingeleitet worden.
Keine konkreten Angaben
Zur Identität des 25-Jährigen machte sie abgesehen vom Alter keine Angaben. Auch konkretere Angaben zum Verlauf des Einsatzes seien wegen der laufenden Ermittlungen derzeit nicht möglich. Die Kriminalpolizei sicherte Spuren am Tatort und begann mit der Zeugenbefragung. „Alles, was vor Ort ist, wird dokumentiert“, sagte ein Polizeisprecher.
Das Innenministerium erklärte, es komme in Niedersachsen äußerst selten vor, dass die Polizei auf Menschen schieße: Landesweit habe es in den Jahren 2021 und 2022 jeweils nur zwei Fälle gegeben.
Polizei in der Kritik
Die Polizei steht zunehmend in der Kritik wegen Schüssen auf Einwohner von Flüchtlingsunterkünften. Zuletzt hatte ein Polizeieinsatz in einer Geflüchtetenunterkunft in Dortmund, bei der ein geflüchteter Jugendlicher getötet wurde, bundesweit für Aufsehen gesorgt und eine Debatte über das Vorgehen der Polizei und ihre Ausbildung entfacht.
Wie spätere Ermittlungen zutage brachten, gab es bei dem Einsatz massive Polizeifehler: Die Beamten hatten ohne Vorwarnung den passiv auf dem Boden sitzenden Jugendlichen angegriffen und den Einsatz eskalieren lassen. Experten zufolge greift die Polizei bei nicht deutsch gelesenen Personen eher zur Waffe. (dpa/mig) Aktuell Panorama
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- Nach Budget-Halbierung Regierungsbeauftragter für Reform der Integrationskurse
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- „Hölle“ nach Trump-Sieg Massenabschiebungen in den USA sollen Realität werden
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…