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Religionsmonitor

Politik wird religiöser Vielfalt nicht gerecht

Im aktuellen Religionsmonitor stellen Forschende der Politik ein schlechtes Zeugnis aus. Sie orientiere sich stark nach den Kirchen und hinke der gesellschaftlichen Realität hinterher. Der Umfrage zufolge sind Muslime in „starkem Maße sozial integriert“, gleichzeitig verliert religiöse Toleranz in der Bevölkerung an Zustimmung.

Mittwoch, 31.05.2023, 17:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 31.05.2023, 15:38 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Ein Drittel der Deutschen sieht religiöse Vielfalt offenbar skeptisch. 34 Prozent der Bundesbürger nehme religiöse Vielfalt in Deutschland als Bedrohung wahr, ergibt eine am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichte Auswertung des „Religionsmonitors 2023“ der Bertelsmann Stiftung. Ein knappes Drittel sehe die Religionsvielfalt hingegen als Bereicherung (29 Prozent). 37 Prozent gaben an, dass weder das eine noch das andere zutreffe. Im Sommer vergangenen Jahres waren für den „Religionsmonitor“ bundesweit 4.300 Menschen befragt worden.

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Grundsätzlich belege die Studie ein weiterhin hohes Maß an religiöser Toleranz, das aber im Vergleich zu 2013 leicht abgenommen habe, hieß es. 93 Prozent der Befragten bejahten die generelle Aussage, jeder solle die Freiheit haben, die Religion zu wechseln oder abzulegen. 80 Prozent sind demnach der Meinung, man solle gegenüber anderen Religionen offen sein. Zehn Jahre zuvor waren dies noch 89 Prozent.

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Muslime in starkem Maße sozial integriert

Die Zahlen zeigten, dass die Pluralisierung sowie die Individualisierung des religiösen Bereichs deutlich zugenommen hätten, erklärte die Religionsexpertin der Bertelsmann Stiftung, Yasemin El-Menouar. „Das birgt Spaltungspotenzial“, mahnte sie. Gegenseitige Wertschätzung und gelingendes Miteinander seien kein Selbstläufer, sondern eine Aufgabe für Religionspolitik und Religionsgemeinschaften. Laut Studie können persönliche Kontakte in der Freizeit Brücken zwischen Angehörigen unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften bauen.

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Hier haben Musliminnen und Muslime in Deutschland klar die Nase vorn. Sie haben den mit Abstand intensivsten Freizeitkontakt zu Personen anderer Religionsgruppen (79 Prozent). „Auch wenn sie als Minderheit eine höhere Chance haben, in ihrer Freizeit auf Andersgläubige zu treffen, zeigt das, dass Musliminnen und Muslime in starkem Maße sozial integriert sind“, heißt es dazu in der Studie.

Religionspolitik muss Vielfalt beachten

Der Religionspolitik stellen die Forschenden allerdings ein schlechtes Zeugnis aus. Sie sei geprägt durch die Vorrangstellung der beiden großen Volkskirchen. Das spiegele sich auch in dem noch aus der Weimarer Zeit stammenden Staatskirchenrecht. In diesem historisch gewachsenen verfassungsrechtlichen Rahmen müsse eine „gegenwartstaugliche Religionspolitik gleichwohl der religiös-weltanschaulichen Vielfalt verpflichtet sein“, so die Forscherinnen und Forscher.

„Um die vom Verfassungsrecht gebotene staatliche Neutralität gegenüber allen Religionen und Weltanschauungen zu gewährleisten, sei die Politik gefordert, gesellschaftliche Entwicklungen laufend zu reflektieren und religionspolitische Anpassungen vorzunehmen“, heißt es in der Studie.

Islam zweitgrößte Glaubensgemeinschaft

1950 hätten noch fast 96 Prozent der Bundesbürger zu den beiden großen christlichen Konfessionen Katholizismus und Protestantismus gezählt. Andersgläubige und Nichtreligiöse machten lediglich 4,4, Prozent aus. Laut „Religionsmonitor 2023“ ordneten sich inzwischen nur noch 50 Prozent der Befragten in Deutschland einem christlichen Glauben zu.

Die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft in Deutschland ist den Angaben zufolge inzwischen der Islam mit 8,5 Prozent. Danach folgen in den Religionsgruppen Hinduismus (1,3 Prozent), Buddhismus (0,9 Prozent) und Judentum (0,3 Prozent). Über ein Drittel der Deutschen (35,9 Prozent) sehe sich keiner Religionsgesellschaft zugehörig. Diese Zahlen wurden bereits im März 2023 veröffentlicht. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel

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  1. JS sagt:

    „Über ein Drittel der Deutschen (35,9 Prozent) sehe sich keiner Religionsgesellschaft zugehörig“
    Das sind doch ermutigende Zahlen! Religion hat in einer aufgeklärten Gesellschaft eigentlich keinen Nutzen.