Umfrage
Vor allem Jüngere, Politiker und Geflüchtete erleben Hass im Netz
Jüngere, Politiker, Geflüchtete: einer Umfrage zufolge sind das die Gruppen, die im Netz Hass erleben. Experten sprechen von einer bitteren Erkenntnis. Gleichzeitig steigt die Zahl der Menschen, die sich wehren.
Mittwoch, 31.05.2023, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 31.05.2023, 13:50 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Einer Umfrage zufolge erleben vor allem junge Nutzer Hasskommentare im Netz. Je jünger die Befragten, desto mehr Hassrede nehmen sie wahr, wie eine am Mittwoch veröffentlichte forsa-Umfrage im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW zeigt. Junge Internet-Nutzer seien zudem überdurchschnittlich häufig selbst von Hassrede betroffen. Oft betroffen sind der Erhebung zufolge auch Personen mit Einwanderungsgeschichte.
Der Anteil der Befragten, denen sogenannte Hate Speech im Internet begegnet, bleibt den Angaben nach mit 76 Prozent seit einigen Jahren auf konstant hohem Niveau. Von diesen Beobachtern von Hassrede sei rund ein Viertel selbst betroffen. Besonders die Altersgruppe der unter 25-Jährigen sei mit 39 Prozent überdurchschnittlich stark betroffen. Seit 2016 legt die Landesmedienanstalt NRW jährlich eine repräsentative forsa-Umfrage zur Wahrnehmung von Hassrede in der Bevölkerung vor.
Zudem steige der Anteil der Menschen, die sich aktiv mit Hassrede im Netz befassen und dagegen vorgehen, hieß es. 2019 habe der Anteil noch bei 36 Prozent gelegen, in diesem Jahr liege er bei 40 Prozent – darunter vor allem junge Menschen. In der Gruppe der 14- bis 24-Jährigen meldeten laut Umfrage 52 Prozent einen Kommentar beziehungsweise den Verfasser dem Portal, 40 Prozent antworteten kritisch auf einen Hasskommentar. In der Gruppe der 45- bis 59-Jährigen meldeten 21 Prozent einen Kommentar, 27 Prozent reagierten mit Kritik.
Info & Download: Die "Hate Speech Forsa-Studie 2023. Zentrale Untersuchungsergebnisse" kann kostenfrei heruntergeladen werden.
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Politiker und Migranten oft betroffen
Nach wie vor nähmen Dreiviertel (75 Prozent) der Befragten die strafrechtliche Verfolgung von Hasskommentaren im Netz als wirksamstes Mittel der Bekämpfung war, hieß es. An zweiter Stelle steht mit 71 Prozent das Löschen solcher Äußerungen.
Die Befragten nehmen der Umfrage zufolge auch wahr, dass Politikerinnen und Politiker am stärksten von Hasskommentaren betroffen sind. Dies beobachten 57 Prozent der Befragten. An zweiter Stelle der Betroffenengruppen folgen den Beobachtungen der User zufolge Menschen mit anderer politischer Einstellung (48 Prozent). Platz drei und vier der Betroffenengruppen (43 beziehungsweise 42 Prozent) sind den Angaben nach Flüchtlinge und Menschen mit Einwanderungsgeschichte.
Schmid: Bittere Erkenntnis
Der Direktor der Landesmedienanstalt, Tobias Schmid, sprach von einer bitteren Erkenntnis. „Hass und das Internet gehören scheinbar schwer trennbar zusammen.“ Aber die Erkenntnis, dass vor allem die Gesellschaft selbst die Verantwortung für den öffentlichen Raum im Netz übernehmen muss, mache Hoffnung.
Für die Untersuchung wurden nach Angaben der Medienanstalt in diesem Jahr im April rund 1.000 private Internetnutzer ab 14 Jahren online anhand eines strukturieren Fragebogens befragt. Dabei wurde nach Region, Alter und Geschlecht gewichtet. (epd/mig) Aktuell Panorama
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