Rassismus
Verlage kündigen Prüfung von Schulbüchern an
Sind Bremer Schulbücher frei von Diskriminierung? Nein, lautet das Ergebnis einer Kurzstudie. In fast allen Büchern gibt es rassistische Inhalte. Zwei Verlage kündigen Prüfungen an.
Montag, 10.07.2023, 20:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 10.07.2023, 13:57 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
In Bremer Schulbüchern gibt es einer Kurzstudie zufolge Diskriminierende Inhalte und Abbildungen – zwei Verlage haben deshalb Prüfungen angekündigt. Das haben Anfragen der Deutschen Presse-Agentur ergeben. In fast allen untersuchten Schulbüchern wurden der Studie zufolge antisemitische, rassistische, sinti- und romafeindliche sowie frauen- und queerfeindliche Inhalte und Abbildungen gefunden. Die untersuchten Bücher waren in den Verlagen Cornelsen, Westermann, Ernst Klett und Eduversum erschienen.
Der Berliner Verlag Cornelsen kündigte an, die Ergebnisse der Studie mit Sorgfalt zu prüfen, teilte ein Sprecher mit. Im Verlag bestehe intern bereits ein Netzwerk, das sich unter anderem mit Rassismus und ähnlichen Themen befasse und auch Leitfäden anbiete. Die neue Studie sei dem Verlag zunächst nicht bekannt gewesen.
Verlage kündigen Prüfung an
Die Sprecherin des Braunschweiger Verlags Westermann teilte mit, man bedauere, dass die Studie Passagen ausgemacht habe, welche sie als unter anderem diskriminierend bewertet. „Wir nehmen die Studienergebnisse sehr ernst und lassen sie jetzt durch unsere Fachredaktionen und unsere Autorinnen und Autoren prüfen und aufarbeiten“, hieß es in der Stellungnahme.
Der Stuttgarter Ernst Klett Verlag begrüßte in einer Antwort, dass es die Studie gibt. Der Verlag folge seit Jahren den in der Studie formulierten Empfehlungen, teilte die Sprecherin mit. „Unsere Materialien werden in der Studie an vielen Stellen positiv erwähnt, aber wir bleiben selbstkritisch und stehen im fortwährenden Austausch mit den Fachwissenschaften und zivilgesellschaftlichen Institutionen“, hieß es. Die Bildungsmedien überarbeite man fortlaufend. Die neue Studie sei dem Verlag zunächst nicht bekannt gewesen.
Diskriminierte Gruppen oft in einer Opfer-Rolle
Vom Wiesbadener Verlag Eduversum lag keine Rückmeldung vor.
Die Kurzstudie war von der Landeszentrale für politische Bildung Bremen umgesetzt worden. Zuvor hatte die Bremische Bürgerschaft die Landeszentrale gebeten, das Projekt anzugehen. Untersucht wurden geschichtliche Bücher aus dem Bereich Gesellschaft und Politik, die zwischen 2013 und 2020 erschienen sind. Die Lehrwerke richteten sich an neunte und zehnte Jahrgangsstufen.
Studienautorin Meral El monierte, dass mehrheitlich die Schulbücher diskriminierte Gruppen in einer Opfer-Rolle positionierten. Überlebende von Gewalt und Menschen mit Diskriminierungserfahrung sollten selbst zu Wort kommen, beispielsweise mit Zitaten, Interviews und Briefen, forderte die Kulturwissenschaftlerin. Das sei nur punktuell umgesetzt worden. Die Autorin setzte sich in der Analyse mit dem Kolonialismus, dem Nationalsozialismus und dem Wirtschaftswunder auseinander. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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