„Stop Dyskryminacji“
Polens deutsche Minderheit protestiert gegen weniger Sprachunterricht
Den muttersprachlichen Schulunterricht für deutsche Minderheiten will die polnische Regierung kürzen. Dagegen protestieren Deutsche in Polen. Die Regierung kontert: Deutschland gebe nichts für Polnisch-Unterricht aus.
Dienstag, 18.07.2023, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 18.07.2023, 13:15 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Mit einer Plakataktion protestiert die deutsche Minderheit in Polen gegen die Weigerung Warschaus, eine Reduzierung des Deutschunterrichts für Muttersprachler zurückzunehmen. „Stop Dyskryminacji“ und „Gebt den Kindern die Sprache zurück“ steht auf den Plakaten, die in der Region um das schlesische Oppeln (Opole) aufgehängt wurden, wie der Verband der deutschen Minderheit am Montag mitteilte.
Polens nationalkonservative PiS-Regierung hatte im Februar 2022 beschlossen, die Mittel für den Deutschunterricht für Muttersprachler an den Grundschulen der Region zu kürzen. Statt wie bislang drei Stunden finanziert der Staat seit Beginn des nun zu Ende gegangenen Schuljahres 2022/2023 nur noch eine Stunde pro Woche. Die PiS-Regierung begründet dies damit, dass es in Deutschland keine Förderung aus Bundesmitteln für Polnisch-Unterricht für die Kinder der dort lebenden Polen gebe.
"ODDAJCIE DZIECIOM JĘZYK"
Bilbordy z takim hasłem zawisnęły w woj. opolskim.
To kampania przeciw dyskryminacji ponad 56 tys. dzieci uczących się j. niemieckiego jako ojczystego.
Kampanie można wspierać na https://t.co/ssWcpxAvcH pic.twitter.com/PGgoYUs66T
— Ryszard Galla (@Ryszard_Galla) July 17, 2023
53.000 Deutsche Schüler betroffen
Von den Kürzungen seien 53.000 Schüler betroffen, viele Deutschlehrer hätten ihre Arbeit verloren, sagte Rafal Bartek vom Verband der deutschen Minderheit laut Nachrichtenagentur PAP. Gespräche mit Bildungsminister Przemyslaw Czarnek seien erfolglos verlaufen. Im Kurznachrichtendienst Twitter wird unter dem Hashtag „#sprachlos“ eine Kampagne gegen die Kürzung geführt. Deutsche beklagen, Minderheit „zweiter Klasse“ zu sein.
Czarnek wiederum kommentierte die Plakataktion auf Twitter. Er verwies erneut darauf, dass Polen umgerechnet 27 Millionen Euro für den Deutschunterricht ausgebe – die Bundesregierung aber nichts für Polnischunterricht. „Wenn Sie wenigstens versuchen, Ihre deutschen Landsleute in Deutschland davon zu überzeugen, dass es nicht richtig ist, Polen zu diskriminieren, werde ich weitere Maßnahmen ergreifen.“ Die PiS setzt vor der Parlamentswahl im Herbst verstärkt auf antideutsche Töne.
Mili Państwo Niemcy z Polski. Oto odpowiedzi na Państwa pytania z baneru: pic.twitter.com/wqNpjaAjff
— Przemysław Czarnek (@CzarnekP) July 17, 2023
350.000 Deutsche in Polen
Die deutsche Minderheit in Polen zählt nach eigener Schätzung etwa 300.000 bis 350.000 Personen. Bei der Volkszählung 2011 bekannten sich 148.000 Menschen zur deutschen Minderheit. Die meisten leben in den Woiwodschaften Oppeln, Schlesien und Großpolen. Die Rechte der deutschen Minderheit sind in der Verfassung Polens garantiert.
Laut Statistischem Bundesamt lebten in Deutschland Ende 2022 knapp 881.000 polnische Staatsbürger. Dazu kommt noch eine große Zahl eingebürgerter Deutscher mit polnischen Wurzeln. (dpa/mig) Aktuell Ausland
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Brandenburg Flüchtlingsrat: Minister schürt Hass gegen Ausländer
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…
- Chronisch überlastet Flüchtlingsunterkunft: Hamburg weiter auf Zelte angewiesen