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„Nicht so präsent“

Historiker mahnt zur Erinnerung an die Ermordung von Sinti und Roma

Die Ermordung von Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten gilt als der vergessene Holocaust. Tausende wurden im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau umgebracht. Und mehr noch: Sie wurden auch nach dem Krieg noch diskriminiert und kriminalisiert.

Dienstag, 01.08.2023, 17:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 01.08.2023, 13:28 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Das Gedenken an die massenhafte Deportation und Ermordung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus erfährt nach Ansicht von Buchenwald-Gedenkstättenleiter Jens-Christian Wagner zu wenig Aufmerksamkeit. „Das ist ein Thema, das in der Tat in der Öffentlichkeit bei Weitem nicht so präsent ist wie die Schoah, also die Ermordung der europäischen Juden“, sagte Wagner der Deutschen Presse-Agentur.

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Am Mittwoch ist der europäische Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma – am 2. August 1944 wurden die letzten noch im Konzentrationslager Auschwitz gefangen gehaltenen Sinti und Roma ermordet. Der Tag wurde im Jahr 2015 vom Europaparlament zum offiziellen Gedenktag benannt.

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Wagner erinnerte daran, dass mehrere Hundert Sinti aus Thüringen im März 1943 in das NS-Konzentrationslager (KZ) Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Die meisten der rund 23 000 Insassen des dortigen sogenannten Zigeunerfamilienlagers seien in den Gaskammern ermordet worden. Einige wenige seien aussortiert und ab April 1944 in die Thüringer Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora gebracht worden. Dort mussten diese Menschen Zwangsarbeit leisten. „Insgesamt kamen etwa 3000 Sinti und Roma in die beiden Thüringer großen Konzentrationslager, um Zwangsarbeit zu leisten“, sagte Wagner.

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Sinti und Roma auch nach dem Krieg noch kriminalisiert

Anders als viele andere Opfergruppen seien die Sinti und Roma auch nach dem Krieg noch diskriminiert und kriminalisiert worden. „Es wurden von der Polizei nach wie vor Karteien geführt, sogenannte Zigeunerkarteien, weil man generell Sinti und Roma kriminelles oder sogenanntes asoziales Verhalten unterstellt hat“, sagte Wagner. Zwar habe der Antisemitismus auch nach dem Krieg weiter eine Rolle gespielt, „aber der Antiziganismus war deutlich weniger durch die Mehrheitsgesellschaft sanktioniert als der Antisemitismus.“

Thüringens Justiz- und Migrationsministerin Doreen Denstädt beklagte, dass Sinti und Roma auch heute noch mit Vorurteilen und Anfeindungen konfrontiert seien. Die Grünen-Politikerin ist auch Antiziganismus-Beauftragte des Landes. „Ich sehe mich als Anwältin für die Betroffenen von Hass, Gewalt und Diskriminierung“, sagte sie. Sinti und Roma würden seit mehr als 600 Jahren in Deutschland leben. „Sie sind fester Bestandteil unserer Gesellschaft und bereichern unsere Kultur“, betonte Denstädt. (dpa/mig) Aktuell Feuilleton

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