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78 Jahre nach NS-Ende

Bretten klebt Hakenkreuz im Bürgersaal ab

Der Bürgersaal im baden-württembergischen Bretten mit einem gut sichtbaren Hakenkreuz und Reichsadler am Fenster wird für städtische Bürgerinformationen und private Veranstaltungen genutzt. Jetzt wurde das Nazi-Symbol abgelebt - 78 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus und nach öffentlicher Kritik.

Dienstag, 15.08.2023, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 15.08.2023, 9:42 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Oberbürgermeister Martin Wolff (parteilos) hat ein Hakenkreuz am Fenster des Bürgersaals im Alten Rathaus von Bretten bis auf weiteres abkleben lassen – nach öffentlicher Kritik! Nach der Sommerpause, frühestens also Ende September, solle der Gemeinderat der Stadt im Landkreis Karlsruhe über das weitere Vorgehen beraten, sagte ein Sprecher. Zuvor hatten mehrere Medien über die Diskussion berichtet. Ein Stadtrat hatte das Thema in der letzten Sitzung vor den Ferien zur Sprache gebracht.

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Das Nazi-Symbol ist mitsamt Reichsadler in einem von mehreren stadtgeschichtlichen Bild- und Wappenmotiven auf einem dreiteiligen Fenster zu sehen. Deren Gestaltung war 1938 in Auftrag gegeben worden. Vermutlich in den 1960er Jahren sei das Hakenkreuz geschwärzt worden. Im Zuge einer Sanierung 1988 wurden nach Angaben des Stadtarchivs die Zusätze „1933-1945“ und „NS Diktatur“ über beziehungsweise unter Adler und Hakenkreuz angefügt, „um den Dokumentationscharakter des Fensterbildensembles zu betonen“.

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Insofern handele es sich um „historisierendes Dokument“, erläuterte der Sprecher. Die Darstellung sei nicht verboten. Da aber bei der Gemeinderatssitzung einige Anstoß daran genommen hätten, sei das Hakenkreuz jetzt provisorisch abgeklebt worden. Zur Debatte stehe, ob es zum Beispiel abgehängt oder um eine Infotafel ergänzt werde.

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Bretten kein Einzelfall

In dem Bürgersaal finden den Angaben nach städtische Veranstaltungen wie Bürgerinformationen statt. Er könne aber auch für private Zwecke gemietet werden. So hätten dort etwa Lesungen stattgefunden.

Immer wieder gibt es Diskussionen um Überbleibsel aus der Zeit der Nationalsozialisten. Vor einigen Wochen hatte das Finanzministerium auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag hin mitgeteilt, dass es noch an drei Gebäuden des Landes Symbole oder Schriftzüge aus jener Zeit gebe: je ein Reichsadler an der Außenfassade des Finanzamts in Ulm und im Innenraum der Stadthalle in Maulbronn (Enzkreis). Auf dem Kollegiumgebäude I der Universität in Freiburg wiederum prangt über dem Haupteingang der Schriftzug „Dem ewigen Deutschtum“. (dpa/mig) Aktuell Panorama

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