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Dürre, Hunger, Boden, Erde, Afrika, Armut, Klimawandel
Dürre (Symbolfoto) © Tama66 @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Zeit für Handeln drängt

UN warnt vor immer schnellerer Erderwärmung

Diese Rekorde will niemand: Einem UN-Bericht zufolge hat der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase in vergangenen Jahr einen Höchststand erreicht. Die Entwicklung gefährdet die Pariser Klimaziele – und raubt immer mehr Menschen den Lebensraum. Folge: Klimaflucht.

Von Dienstag, 21.11.2023, 17:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 21.11.2023, 12:59 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase hat 2022 einen Rekord erreicht. Einem am Montag veröffentlichten Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) zufolge stiegen die weltweiten Treibhausgasemissionen von 2021 bis 2022 um 1,2 Prozent auf 57,4 Gigatonnen Kohlendioxidäquivalent. Angesichts der Entwicklung reichen die bislang gemachten Zusagen zum Pariser Klimaabkommen dem Bericht zufolge nicht länger aus. Auch wenn sie eingehalten würden, steuere die Welt in diesem Jahrhundert auf einen Temperaturanstieg zwischen 2,5 bis 2,9 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu, hieß es.

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Angesichts dieser Entwicklung forderte UNEP-Chefin Inger Andersen zwei Wochen vor der Weltklimakonferenz COP 28 größere Anstrengungen vor allem der Industriestaaten. „Die Menschheit bricht alle falschen Rekorde, wenn es um den Klimawandel geht“, sagte Andersen bei der Vorstellung des UNEP-Berichts über die sogenannten Emissionslücken. Dabei geht es um die Differenz zwischen dem für die Klimaziele rechnerisch erlaubten und dem tatsächlichen Ausstoß von CO2 und anderen vergleichbaren Treibhausgasen.

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Die Staatengemeinschaft hat 2015 im Pariser Klimaabkommen vereinbart, die Erderwärmung auf 1,5 oder 2 Grad Celsius zu beschränken, um die katastrophalsten Folgen des Klimawandels abzuwenden. Dafür darf nur noch eine begrenzte Menge klimaschädlicher Treibhausgase wie
Kohlendioxid (CO2) in die Erdatmosphäre gelangen. Diese werden zum
größten Teil bei der Verbrennung der Brennstoffe Öl, Erdgas und Kohle
freigesetzt. Experten halten die bislang geplanten Maßnahmen der Staaten jedoch längst nicht für ambitioniert genug.

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Die Möglichkeit, die Ziele des Pariser Abkommens doch noch zu erreichen, hänge wesentlich von verstärkten Maßnahmen noch in diesem Jahrzehnt ab, betonte die UNEP-Chefin. Die für 2030 prognostizierten Emissionen müssten um mindestens 28 bis 42 Prozent im Vergleich zu den derzeit geplanten Szenarien verringert werden, um die vereinbarten Ziele von 2 beziehungsweise 1,5 Grad zu erreichen.

UN-Generalsekretär will „Explosion der Ambitionen“

UN-Generalsekretär Antonio Guterres sprach in New York angesichts des Berichts zur Erderwärmung von einem „Betrug an den verwundbaren Staaten“. Insbesondere die Führungen der entwickelten Staaten müssten auf der bevorstehenden Klimakonferenz ihr Engagement gegen die Erderwärmung drastisch verstärken, mahnte er. Er forderte eine „Explosion der Ambitionen.“

Dies sei auch angesichts der bereits jetzt festgestellten Erderwärmung nötig. Im September diesen Jahres lagen die Temperaturen nach Angaben von UNEP-Chefin Andersen weltweit um durchschnittlich 1,8 Grad Celsius über denen der vorindustriellen Zeit. Es sei so gut wie sicher, dass das Jahr 2023 das wärmste bisher gemessene Jahr sein werde.

Erst vor wenigen Wochen hatte Andersen auf die Finanzierungslücken bei Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel vor allem im globalen Süden hingewiesen. Der neue Bericht mahnte einmal mehr die Verantwortung der Industrienationen an, die einen besonders hohen Anteil bei dem Anstieg der Emissionen haben.

Globale Zusammenarbeit gefordert

„Wir sind beim Superlativ der Dringlichkeit angekommen“, kommentierte WWF-Klimachefin Viviane Raddatz den UN-Bericht. Spätestens auf der Klimakonferenz in Dubai müssten die Warnungen sich endlich in Ergebnissen niederschlagen. „Die Staatengemeinschaft scheint vor lauter Warnschildern die Warnung nicht mehr zu sehen: Ohne schnelle Emissionsminderung – auch über den Ausstieg aus allen Fossilen – wird es nicht gelingen, die Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen.“

„Kein Staat allein kann die Klimakrise lösen, sie zwingt zu globaler Zusammenarbeit“, betonte die Welthungerhilfe. Dazu zähle auch, dass die Industriestaaten ihre bereits 2015 versprochenen 100 Milliarden Dollar an jährlicher Klimafinanzierung bis 2025 bereitstellten.

Der Anteil der Reichen an der Erderwärmung

Ein ebenfalls am Montag vorgestellter Bericht der Entwicklungsorganisation Oxfam verdeutlicht zusätzlich die Ungleichheit bei der Verursachung der Erderwärmung: Das reichste Prozent der Weltbevölkerung verursachte 2019 so viele klimaschädliche Treibhausgase wie die fünf Milliarden Menschen, die die ärmeren zwei Drittel ausmachen, hieß es in dem Bericht. Der Treibhausgasausstoß der Menschen mit dem privaten Einkommen und Vermögen steige. Ursache seien unter anderem häufigere Flugreisen, größere Häuser sowie insgesamt mehr klimaschädlicher Konsum – im Extremfall in Form von Luxusvillen, Megajachten und Privatjets.

Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung waren dem Bericht zufolge 2019 für rund die Hälfte der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zu diesen zehn Prozent gehören rund 53 Prozent der Deutschen.

Die Folgen der globalen Erwärmung sind für die Ärmsten oft verheerend. Unwetter, Dürren oder Überschwemmungen führen dazu, dass immer mehr Menschen hungern. Für Betroffene ist Flucht in reiche Industriestaaten oft die einzige Möglichkeit, der Armut zu entkommen. Wie viele Menschen wegen Umwelt- und Klimaveränderungen fliehen müssen, gibt es mangels ganzheitlicher Erfassung nicht. Laut dem Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) haben 2022 jedoch rund 32,6 Millionen Menschen ihre Heimat aufgrund klimabedingter Katastrophen verlassen. (dpa/mig) Aktuell Panorama

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