Gutachten
Immer mehr Muslime lassen sich in Deutschland bestatten
In Deutschland leben 5,5 Millionen Muslime, die sich immer öfter in Deutschland bestatten lassen. Das geht aus einem aktuellen Gutachten hervor. Es stellt dem deutschen Bestattungsrecht ein gutes Zeugnis aus; die Friedhöfe kommen weniger gut weg.
Mittwoch, 22.11.2023, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 23.11.2023, 16:48 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Immer mehr Musliminnen und Muslime lassen sich einer neuen Studie zufolge in Deutschland bestatten. „Das deutsche Bestattungsrecht berücksichtigt weitgehend religiöse Vorstellungen von Musliminnen und Muslimen“, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Gutachten der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Die gestiegene Nachfrage nach islamischen Bestattungen stelle deutsche Kommunen und muslimische Gemeinden vor vielfältige Herausforderungen. Schätzungen zufolge leben mehr als 5,5 Millionen Muslime in Deutschland.
Im Bundesgebiet betreiben den Angaben zufolge mindestens 327 Friedhofsträger islamische Grabfelder. An der Umfrage hätten sich insgesamt 284 Friedhofsverwaltungen beteiligt, was einem Anteil von fast 87 Prozent der Befragten entspreche. In den allermeisten Fällen handelt es sich um kommunale Träger. Nur 16 Friedhöfe davon befinden sich laut Gutachten in kirchlicher Trägerschaft. Mancherorts hätten Friedhofsbetreiber angegeben, dass heute etwa fünfmal so viele Muslime dort bestattet werden würden als noch vor 30 Jahren, hieß es.
Fehlendes Wissen über muslimische Bestattung
Die Stadt mit den meisten Friedhöfen mit islamischen Grabfeldern ist laut Gutachten Berlin. Etwa ein Drittel (91) aller Friedhofsträger befinde sich in Nordrhein-Westfalen, wo auch knapp ein Drittel aller Musliminnen und Muslime ansässig sei. Auf Platz zwei liegt Baden-Württemberg (55), gefolgt von Hessen (28).
Auf deutschen Friedhöfen fehle es allerdings bislang oft an Wissen, was bei Bestattungen von Muslimen und der Einrichtung von islamischen Grabfeldern zu beachten sei. Die Publikation will neben empirischen Daten auch Anschauungsmaterial und Beiträge zu Ritualen und praktischen Fragen hinsichtlich der religiösen Grundlagen sowie dem Ablauf islamischer Bestattungen vermitteln.
Besonderheiten islamischer Bestattung
Es gibt einige Besonderheiten bei einer islamischen Bestattung: Unter anderem sollte zwischen Tod und Begräbnis nicht mehr als ein Tag vergehen – in Deutschland dagegen sind in der Regel mindestens 48 Stunden vorgeschrieben. Traditionell werden Muslime in Tücher gewickelt beigesetzt. Eine Einäscherung und Urnenbestattung oder auch Seebestattungen sind ebenso unerwünscht wie eine Exhumierung oder Umbettung und nur in Notlagen erlaubt.
Die Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) an der Goethe-Universität in Frankfurt verbindet nach eigenen Angaben alle Hochschulstandorte der Islamischen Theologie und Religionspädagogik in Deutschland. Die Einrichtung wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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