Job-Alternative
Leitfaden für angehende Trader
Migranten haben es im Vergleich zu ihren Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt schwerer, einen Job zu bekommen. Grund: Diskriminierung. Deshalb orientieren sich nicht wenige um und landen an der Börse.
Mittwoch, 17.01.2024, 0:17 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 19.01.2024, 8:21 Uhr Lesedauer: 6 Minuten |
Die Integration eingewanderter Menschen in den deutschen Arbeitsmarkt bleibt weiterhin schwierig. Noch immer werden Migrantinn:en in besonders anstrengende oder prekäre Arbeitsverhältnisse gedrängt. Insbesondere Akademiker:innen sind mit zahlreichen Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Anerkennung von Qualifikationen und Abschlüssen, konfrontiert und finden nur schwer Arbeitsplätze, die ihren Qualifikationen entsprechen.
Wie nicht nur hohe Umfragewerte für rechte Parteien bezeugen, bleiben Rassismus und Vorurteile gegenüber den vermeintlich ‘Anderen’ in der deutschen Mehrheitsgesellschaft und damit auch unter Personalverantwortlichen und anderen Recruitern verbreitet und Migrantinn:en werden auch in der zweiten oder dritten Generation auf dem Arbeitsmarkt noch immer diskriminiert. Deshalb schauen sich nicht wenige Migranten um nach Alternativen und manche von ihnen landen an der Börse. Besonders der Beruf des Traders weckt unter Migrantinn:en immer wieder Interesse.
Trading verstehen
Unter Trading kann ganz allgemein jede Form des Börsen- und Wertpapierhandels verstanden werden. Im Gegensatz zur klassischen Geldanlage in Aktien und Co., sind Trader jedoch an der kurzen Frist interessiert und investieren nicht über Jahre hinweg in einen Vermögenswert. Stattdessen versuchen sie also, mit kurzfristigen Kursschwankungen Gewinn zu erzielen – ebenfalls ein Pluspunkt für Menschen, die ihr Geld nicht lange binden wollen und nur so lange mit Wertpapieren handeln wollen, bis sie einen sicheren Job gefunden haben. Dabei können bereits Kursänderungen im Centbereich erfolgreiche Trades ermöglichen, denn im Trading wird in der Regel auf Derivate und Hebel gesetzt.
Derivate, Optionen und Hebel
Während klassische Anleger beispielsweise Aktien erwerben und Jahr für Jahr Dividenden einstreichen und bei einem eventuellen Verkauf hoffen von langfristigen Kursgewinnen zu profitieren, erwerben Trader in der Regel nicht die Aktien oder andere sogenannte Basiswerte, sondern wetten stattdessen auf die Kursverläufe dieser Werte. Der Wettpartner ist dabei normalerweise ein Onlinebroker, der unabhängig vom Ausgang der Wette eine Prämie erhält.
Da in dieser Wette beziehungsweise in diesem Trade niemand den Basiswert, auf dessen Kursverlauf gewettet wird, besitzen muss, werden die entsprechenden Werte oder Finanzinstrumente als Derivate (Ableitungen) bezeichnet. Sie leiten sich von einem Basiswert ab. Zu den verbreitetsten Derivaten gehören Futures, Optionen, Swaps und CFDs (Contracts for Difference). Besonders beliebt sind dabei die Optionen, da sie mit einem besonderen Risiko verbunden sind und entsprechend auch hohe Gewinne versprechen.
Bei Optionen handelt es sich um eine Art von Derivaten. Sie geben dem Käufer das Recht, aber nicht die Verpflichtung, einen zugrunde liegenden Vermögenswert (z.B. eine Aktie) zu einem vorher festgelegten Preis (Ausübungspreis) innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen (Put-Option). Man wettet also auf einen zukünftigen Preis und erhält den Gewinn aus der Differenz zum realen Preis des Basiswertes zum vereinbarten Zeitpunkt.
Dabei entfällt bei Optionen ein großer Teil des Risikos: Da keine Basiswerte erworben werden, bleibt der Kapitaleinsatz vergleichsweise gering und da weiterhin keine Pflicht zur Ausübung der Option besteht, steht man nur mit der Händlerprämie im Risiko. Was relativ einfach klingt, ist jedoch in der Realität oft deutlich komplexer, weshalb insbesondere Einsteiger ihr Verständnis zunächst vertiefen sollten. Hier werden verschiedene Put-Optionen erklärt.
Bei Optionskäufen oder -verkäufen profitieren Trader zudem automatisch von einem Hebeleffekt. Hebel sind im Handel mit Derivaten ein wesentliches Werkzeug, das es Tradern ermöglicht, mit einem Betrag zu handeln, der das eigene Kapital übersteigt. Ein Hebel von 1:10 beispielsweise erlaubt es einem Trader, eine Position im Wert von 10.000 Euro zu kontrollieren, obwohl er nur 1.000 Euro einsetzt.
Bei Optionen zeigt sich die Hebelwirkung dadurch, dass der Käufer nur die Optionsprämie zahlt, die wesentlich geringer ist als der Wert des zugrunde liegenden Vermögenswerts, wodurch sich jede Preisbewegung des Vermögenswerts überproportional auf den Wert der Option auswirkt.
Der Hauptvorteil des Hebels liegt in der Möglichkeit, mit einem kleinen Einsatz große Gewinne zu erzielen, was besonders für Kleinanleger attraktiv ist. Allerdings birgt der Hebel auch erhebliche Risiken, da die Verluste genauso überproportional sein können. Bei Produkten wie beispielsweise CFDs kann dies dazu führen, dass Trader mehr verlieren als ihr ursprüngliches Investment. Daher ist beim Handel mit gehebelten Produkten ein effektives Risikomanagement unerlässlich. Gerade Menschen, die aus der Not auf dem Arbeitsmarkt heraus den Sprung an die Börse wagen, sollten sich vorab eingehend mit dem Handel solcher Papiere auseinandersetzen.
Risikomanagement
Neben einer vertieften Kenntnis der unterschiedlichen Finanzinstrumente und ausgeprägten Analysefähigkeiten, mit deren Hilfe wahrscheinliche Kursverläufe vorhergesagt werden können, gehört vor allem ein systematisches Risikomanagement zu den Voraussetzungen eines langfristigen Erfolgs. Gelegentliche Verluste sind auch für die besten Trader vollkommen normal – es gilt lediglich, sie zu beschränken und aus Fehlern zu lernen.
Ein gutes Risikomanagement ist wesentlich für den Schutz des Kapitals. Es beginnt mit einem durchdachten Kapitalmanagement, bei dem nur ein kleiner Prozentsatz des Gesamtkapitals für einzelne Trades eingesetzt wird (üblicherweise nicht mehr als 1-2 Prozent). Dies hilft, große Verluste zu vermeiden und das Kapital über mehrere Trades zu verteilen.
Diversifikation spielt eine entsprechend wichtige Rolle, um das Risiko zu streuen und Verluste zu beschränken, indem Investments über verschiedene Anlageklassen und Märkte verteilt werden. Weiterhin ist es wichtig, stets gut informiert zu sein und nicht nur die Märkte, sondern auch die wirtschaftlichen Entwicklungen und Rahmenbedingungen im Blick zu behalten.
Eine hervorragende Kenntnis der Brokersoftware und der Analysemethoden sind weiterhin unverzichtbar, um das gesamte Potenzial des Tradings erschließen zu können. Die Nutzung von Stop-Loss-Orders beispielsweise ist ein zentraler Aspekt, um Verluste zu begrenzen, indem Positionen automatisch bei Erreichen einer vordefinierten Preisgrenze geschlossen werden. Ebenso sinnvoll ist der Einsatz von Take-Profit-Orders, um Gewinne zu sichern.
Schließlich bedarf es einer guten emotionalen Kontrolle und eines disziplinierten Ansatzes, um impulsives Handeln zu vermeiden und konsequent einer Handelsstrategie zu folgen. Ein Tradingtagebuch und regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen der Handelsstrategie an veränderte Marktbedingungen erlauben es, aus den eigenen Fehlern zu lernen und kontinuierlich ein besserer Trader zu werden. Zudem sollte immer ein Notfallplan für unvorhergesehene Ereignisse oder Marktbedingungen bereitstehen, wie beispielsweise das Halten von Liquiditätsreserven oder das Einsetzen von Absicherungsstrategien.
Durch rechtzeitige Anpassungen der Positionen bei sich ändernden Marktbedingungen oder wenn sich zeigt, dass ein Trade nicht wie erwartet verläuft, kann das Risiko weiter minimiert werden. Niemand sollte beispielsweise eine Position halten, die sich schlechter als erwartet entwickelt hat, nur weil man vermeiden will, die Verluste zu realisieren. Insgesamt ist ein ausgeklügeltes Risikomanagement entscheidend, um sowohl vor großen Verlusten geschützt zu sein als auch die Chancen, die der Markt bietet, bestmöglich zu nutzen und eventuell den Lebensunterhalt aus dem Trading zu generieren. (em) Wirtschaft
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