Kreis verspricht Abhilfe
Isolation und Rassismus: Geflüchtete schreiben Brand-Brief
Geflüchtete in einer Gemeinschaftsunterkunft im Landkreis Elbe-Elster schlagen Alarm per Brandbrief. Sie beklagen Rassismus, unmenschliche Zustände sowie Isolation. Der Träger der Einrichtung verspricht Abhilfe schaffen, die Kritik sei aber zu pauschal.
Donnerstag, 08.02.2024, 14:49 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 08.02.2024, 14:49 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Geflüchtete der Gemeinschaftsunterkunft in Doberlug-Kirchhain fordern von der Leitung eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen. Zugleich beklagen sie Rassismus. In einem offenen Brief berichten sie von rassistischen Erfahrungen mit dem Personal und Bürgern der Stadt im Landkreis Elbe-Elster. Die Verfasser des Briefes berichten von „gravierenden Problemen“ und „unmenschlichen Zuständen“. Sofortmaßnahmen seien erforderlich, um ein diskriminierungsfreies Umfeld zu schaffen, heißt es in dem Schreiben einer Gruppe von Asylsuchenden aus verschiedenen Ländern, das am Dienstag veröffentlicht wurde.
Am Mittwoch reagierte der Landkreis und kündigte Abhilfe an. „Als Träger der Einrichtung nimmt der Landkreis Elbe-Elster die von den Bewohnerinnen und Bewohnern geschilderten Probleme und die daraus resultierenden Forderungen sehr ernst“, teilte der Kreis mit. Dazu sei er in Kontakt mit den beteiligten Dienstleistern.
Die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft beklagen auch mangelnden Zugang zu Informationen über ihre Rechte, fehlende Sprachkurse und Bildungsangebote. Sie fordern außerdem uneingeschränkten Zugang zur Postverteilung mit verlängerten Öffnungszeiten. Es gebe Verzögerungen bei der Postzustellung, die sich auf die Kommunikation und den Zugang zu Informationen auswirkten. Die Schließung von Gemeinschaftsräumen trage zum Gefühl einer Isolation bei, heißt es von den Verfassern des Briefes.
Landkreis: Geflüchtete sollen Kritikpunkte konkretisieren
Seit 1. Juli 2023 betreibt der Regionalverband Südbrandenburg der Johanniter-Unfall-Hilfe die Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Doberlug-Kirchhain im Auftrag des Landkreises. Der offene Brief sei bisher weder dem Betreiber noch dem Kreis überreicht worden, teilte der Kreis mit. Einige Inhalte ließen sich aber nur überprüfen, wenn konkrete Kritikpunkte genannt würden. Der Kreis schlug daher ein Gespräch mit den Initiatoren vor. Die Probleme könnten auch in den regelmäßigen Versammlungen der Einrichtung angesprochen werden.
Die Einrichtung in Doberlug-Kirchhain hat nach früheren Angaben 700 Plätze. Sie war bis Ende Juni 2023 eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes. Das Innenministerium hatte den Wechsel mit geringer Auslastung und vergleichsweise hohen Kosten begründet. Die Zentrale Ausländerbehörde Brandenburg nutzt nach Angaben des Ministeriums 350 belegbare Plätze in Doberlug-Kirchhain noch für die vorläufige zwischenzeitliche Unterbringung im Rahmen eines humanitären Aufnahmeprogramms des Bundes und als Notreserve. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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