Dating über dem Tellerrand
Chancen und Herausforderungen bei interkulturellen Partnersuchen
Die Partnersuche ist eine Herausforderung für sich. Weitere Hürden und Stolperfallen können auftreten, wenn sich zwei Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen begegnen. Letztere kommt wegen der zunehmenden Digitalisierung immer öfter vor.
Mittwoch, 20.03.2024, 0:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 21.03.2024, 5:27 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Wer kennt sie nicht, die Geschichte vom Urlaubsflirt, der zu einer langfristigen Beziehung geführt hat? Und auch online springt der Funke bei vielen Partnersuchen länder- und kulturübergreifend über. Kein Wunder, weil sich Liebe nicht nach Staatsgrenzen richtet. Trotzdem kann sich im Laufe des näheren Kennenlernprozesses herausstellen, dass nicht immer Menschen dieselbe Sprache zu sprechen scheinen – auch wenn sie identische Worte benutzen. Umso sinnvoller, beim Online-Dating aufmerksam zu sein und speziell bei einem interessanten Flirt aus einem anderen Kulturkreis nicht vorschnell von sich selbst auf dieses zu schließen.
Wer weiß, was ihm beim Dating wichtig ist, ist klar im Vorteil
Ob lockerer Flirt oder feste Beziehung: Wer Online-Kontakte sucht und sich vorstellen kann, potenzielle Partnerinnen und Partner dafür im Internet kennenzulernen, kann dafür die verschiedensten Optionen nutzen. Wichtig ist allerdings, dass man seine eigenen Wünsche und Tabus klar kommuniziert. Auch sollte man sich für eine Plattform entscheiden, die den individuell gewünschten Ansatz im besonderen Maße vertritt. Das erhöht die Chancen, jemanden zu finden, dessen Ideen zu den eigenen passen, deutlich. Zumindest kommt man auf diese Weise schneller in Kontakt zu Menschen, mit denen man eine tendenziell ähnliche Einstellung zu Partnersuchen und Co. teilt.
Welche Pannen sollte man beim interkulturellen Online-Dating vermeiden?
Sicherlich wünschen sich viele Leute eine Partnerin beziehungsweise einen Partner aus demselben Kulturkreis; gleichzeitig können sich aber auch immer mehr Personen vorstellen, bei ihrer Partnersuche ab 60 über den Tellerrand hinauszuschauen. Warum nicht? Denn wenn die zwischenmenschliche Chemie stimmt, ist der wichtigste Schritt für ein näheres Kennenlernen oft schon getan.
Dennoch gilt es hierbei, nicht gleich in diverse Fettnäpfchen nach dem Motto „Ach, du kommst aus Land xyz? Da haben doch alle blaue Augen und blonde Haare, oder?“ (um nur ein Beispiel zu nennen) zu treten. Klischees sind zwar weit verbreitet und manch eines mag vielleicht zufälligerweise zutreffen. Aber: Nur mithilfe der Nationalität, der Religion, des Geschlechts und Co. lässt sich kein Rückschluss auf die individuelle Person und ihre persönlichen Werte, Wünsche und Bedürfnisse ziehen. Somit sollte man auf keinen Fall auf dem Stereotypen-Level stehen bleiben – selbst dann nicht, wenn ein Profil geradezu dazu einlädt. Selbstverständlich ist es legitim, eine Person interessanter als eine andere zu finden. Doch wenn es um ein größeres Interesse für dessen Besitzerin beziehungsweise Besitzer geht, sind Tiefgang und höfliches Nachfragen angebracht.
Wobei auch schon der nächste Knackpunkt bei interkulturellen Partnersuchen gefunden wäre: die möglicherweise unterschiedlichen Vorstellungen bezüglich
- Geschlechter- und Rollenverständnissen,
- Kinderwünschen,
- Verantwortung für die Familie (sei es die eigene oder die der Partnerin beziehungsweise des Partners) oder
- der Art, wie die jeweilige(n) Religion(en) in den Familienalltag integriert werden sollen.
Zugegeben, das mag ganz am Anfang des Datings und kurz nach der ersten Kontaktaufnahme übertrieben klingen. Dennoch kann es auf längere Sicht (und zu einem geeigneten Zeitpunkt erfragt) dabei helfen, festzustellen, bei wem man es eher bei einem Flirt belässt und mit wem man sich eine längerfristige Beziehung, vielleicht sogar eine Eheschließung, vorstellen kann. Ehrlichkeit kombiniert mit Sensibilität und der Fähigkeit, seine eigenen Ansätze nicht über die des Gegenübers zu stellen, sind dabei wesentlich. Wobei man sich natürlich auch selbst nicht unterzuordnen braucht, nur weil jemand aufgrund anderer kultureller Ansätze dieser Meinung ist.
Mit welchen Herausforderungen muss man bei längerfristigen interkulturellen Beziehungen rechnen?
Ob
- Schwierigkeiten bei der Job- und Wohnungssuche,
- eine geringe Akzeptanz der Beziehung durch das jeweilige soziale Umfeld,
- unterschiedliche Vorstellungen bezüglich der Sexualität, Religionsauslebung, Kindererziehung und Co oder
- sprachliche Missverständnisse –
es gibt viele Aspekte, die sich als Herausforderung erweisen können. Dennoch lohnt es sich, bei seinen Partnersuchen über den Tellerrand hinauszuschauen und nicht zu engstirnig zu sein. Immerhin bietet eine interkulturelle Partnerschaft auch die Gelegenheit, zusätzliche sprachliche Kompetenzen zu erwerben, flexibler und toleranter zu werden und den eigenen Horizont zu erweitern. Grundvoraussetzung dafür ist allerdings, dass man bereit dazu ist, sich auf andere Personen individuell einzulassen und nicht zu oberflächlich kommuniziert. Auch, wenn die potenzielle Masse an Online-Kontakten vielleicht dazu einladen könnte. Denn auch beim Dating im Internet erweist sich im Hinblick auf längerfristige Partnerschaften immer wieder, dass am Ansatz „Klasse statt Masse“ etwas dran ist. Ein Hoch auf die grenzenlose Liebe! (em) Panorama
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