Umfragen
Rechtspopulistische Wähler für Abbau des Sozialstaats – wegen Zuwanderern
Wähler rechtspopulistischer Parteien werden beim Thema Zuwanderung von Neid getrieben. Sie sehen im Sozialstaat eine Umverteilung hin zu Zuwanderern. Das geht aus einer Forschungsumfrage in mehreren Ländern hervor. Auch in Deutschland steht Zuwanderung im Zentrum politischer Forderungen.
Montag, 08.04.2024, 12:51 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 08.04.2024, 12:51 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Wähler rechtspopulistischer Parteien sprechen sich stärker für einen Abbau sozialer Leistungen aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage unter 12.000 Wählern in Deutschland, Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich, wie das ifo Institut in München mitteilte. „Das rechtspopulistische Spektrum sieht im Sozialstaat eine Umverteilung hin zu Zuwanderern“, sagte Marcel Thum, Leiter der ifo-Niederlassung in Dresden, laut Mitteilung.
Linkspopulistische Wähler lehnten dagegen einen Abbau des Wohlfahrtsstaats am vehementesten ab. Die Ansichten derer, die nicht-populistische Parteien wählen, liegen demnach dazwischen. „Trotz dieser verschiedenen Wahrnehmung des Sozialstaates unterscheiden sich die drei Wählergruppen nicht in den Sorgen um ihr derzeitiges Haushaltseinkommen“, sagte Thum. Auch ihre Zukunftsaussichten sehen alle drei Gruppen ähnlich.
Der Blick auf die offenen Grenzen in der EU unterscheide sich ebenso je nach gewählter Partei: Je weiter rechts jemand eingestellt sei, desto größer werde die Gefahr offener Grenzen für die eigene Arbeitsplatzsicherheit angesehen.
Die Armut im eigenen Land wird laut der Umfrage von Wählenden populistischer Parteien deutlich überschätzt. Am stärksten sei dies bei Wählern von Rechtspopulisten der Fall. „Wer populistischen Tendenzen entgegenwirken will, sollte diese überschätzte Armuts-Wahrnehmung mit kluger Information korrigieren“, sagte Thum.
Für den Aufsatz „Den populistischen Wähler verstehen“ wurden Personen im Alter von 18 bis 92 Jahren befragt. Die Teilnehmer wurden gefragt, für welche Partei sie bei der jüngsten Wahl gestimmt haben und welcher Partei sie bei der nächsten Wahl ihre Stimme geben wollen.
Mehrheit in Deutschland sieht Handlungsbedarf bei Zuwanderung
Wie aus einer anderen Umfrage, dem ARD-Deutschlandtrend, hervorgeht, sehen Deutsche bei den Themen Zuwanderung und Flucht großen politischen Handlungsbedarf. Jeder Vierte (26 Prozent) nannte das Thema als eines der wichtigsten Probleme. Den Ukraine-Krieg nannten 21 Prozent der Befragten als drängendes Thema für die deutsche Politik. An dritter Stelle folgte mit 19 Prozent der Befragten der Komplex der Wirtschaft.
Beim Thema Ukraine-Krieg sei mit einem Plus von zwölf Prozentpunkten gegenüber September 2023 das Problembewusstsein deutlich angestiegen, hieß es. Beim Thema Zuwanderung blieb der Wert demnach auf dem gleichen Niveau.
Als weitere Themen für politischen Handlungsbedarf wurden soziale Ungerechtigkeit, Armut, Klimawandel sowie Bildung genannt. Infratest dimap hatte für den ARD-Deutschlandtrend am Dienstag und Mittwoch vergangener Woche 1.304 Wahlberechtigte befragt. Die Umfrage erfolgte nach einem Zufallsprinzip per Telefon oder online.
Eine deutliche Mehrheit von fast 80 Prozent befürwortete Kürzungen des Bürgergeldes, wenn Leistungsempfänger Arbeitsangebote ablehnen. Sieben von zehn Deutschen (72 Prozent) sprachen sich für bessere Rahmenbedingungen für Familien aus, damit vor allem Mütter mehr arbeiten können. Ebenso viele sprachen sich für eine schnellere Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt aus. Eine Mehrheit von 56 Prozent befürwortete eine erleichterte Einwanderung nach Deutschland für ausländische Fachkräfte. Mehr als jeder zweite Befragte (52 Prozent) sieht das Rentenalter nicht ausreichend abgesichert. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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