Für Menschen in Not
Döner-Imbissbuden bieten kostenloses Essen für Bedürftige
Menschen mit Migrationsgeschichte sind überdurchschnittlich oft von Armut betroffen, dennoch nimmt ein Teil von ihnen die Angebote der Tafeln relativ selten in Anspruch. Einige Döner-Imbissbuden unterstützen Bedürftige mit kostenlosem Essen.
Von Stefanie Unbehauen Donnerstag, 09.05.2024, 13:52 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.05.2024, 14:13 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Betritt man den „Original Berliner Döner“ in der Dürrenhofstraße in Nürnberg, fällt einem sofort das weiße Schild auf, das rechts unten am Eingang befestigt ist. Darauf steht in schwarzen Großbuchstaben: „Das Essen ist für Bedürftige kostenlos.“ Und weiter heißt es: Wer Obdachlose oder Menschen in einer Notsituation kennt, solle sie hierherschicken. Damit das Angebot auch wirklich bei den Bedürftigen ankommt, bittet der Imbiss-Besitzer Hivar Saeeid darum, es nicht auszunutzen.
Saeeid weiß, was es heißt, bedürftig zu sein. „Auf die Idee kam ich, weil ich selbst schon mal in einer solchen Situation war und damals einen Döner kostenlos erhalten habe“, erinnert sich der 36-Jährige. Mit 19 Jahren wollte er sich etwas zu essen kaufen, hatte jedoch nur zwei Euro in der Hosentasche. Als der Verkäufer das bemerkte, schenkte er ihm einen Döner.
Das Angebot komme sehr gut an, sagt er. „In den letzten Wochen und Monaten ist es mehr geworden. Genau das wollte ich erreichen.“
Miganten überdurchschnittlich oft von Armut betroffen
Migranten sind, auch wenn sie schon länger in Deutschland leben, überdurchschnittlich oft von Armut betroffen. Laut Statistischem Bundesamt betrug die Armutsgefährdungsquote von Menschen mit Migrationsbiografie im Jahr 2021 fast 29 Prozent. Im Gesamtdurchschnitt lag sie bei knapp 17 Prozent.
Nach einer Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus dem Jahr 2020 hat etwas mehr als ein Drittel der Tafel-Nutzerinnen und -Nutzer Migrationserfahrung. Personen mit einem direkten Migrationshintergrund – also diejenigen, die im Ausland geboren wurden – nehmen Tafeln überdurchschnittlich häufig in Anspruch. Anders verhält es sich mit Personen mit Migrationsgeschichte in der zweiten und dritten Generation, die trotz höherer Armutsquote Tafeln nicht häufiger besuchen als Menschen ohne ausländische Wurzeln.
Auch Arbeitende auf Tafel angewiesen
Die Soziologin Magdalena Nowicka, Leiterin der Abteilung Integration des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) in Berlin, sagt: „Scham kann dabei eine Rolle spielen, ebenso die Angst, als Schmarotzer zu gelten.“ Aufgrund der Hemmschwelle würden Migrantinnen und Migranten häufiger Hilfe innerhalb der eigenen Community suchen.
Auch der hohe Anteil deutscher Bedürftiger gibt der Soziologin zu denken. „Es ist alarmierend, dass zwei Drittel der Tafel-Nutzer Deutsche sind, denen es eigentlich strukturell besser gehen sollte.“ Besorgniserregend sei, wenn Personen, die Arbeit haben, auf Unterstützung durch Tafeln angewiesen seien.
Schenken statt wegschmeißen
Ein ähnliches Angebot wie in Nürnberg gibt es auch am Passauer Dönerstand „Prince“. Seit der Eröffnung im April 2022 bietet Besitzer Ameer Al-Sudani kostenlose Mahlzeiten an. „Lieber schenke ich einem Menschen in Not einen Döner, als dass ich am Ende des Tages etwas wegschmeiße“, sagt der 31-Jährige. Er wolle Menschlichkeit zeigen. Manchmal kämen ein paar Bedürftige in der Woche wegen einer Gratis-Mahlzeit zu ihm, manchmal nur ein paar im Monat.
„Seit die Lebensmittel teurer geworden sind, sind es mehr geworden“, sagt Al-Sudani, der selbst mit gestiegenen Preisen kalkulieren muss. Seit der Eröffnung vor zwei Jahren ist der Dönerpreis von vier auf fast sechs Euro gestiegen. Einen Nachweis für seine Bedürftigkeit müsse niemand vorzeigen. „Ich setze auf Vertrauen“, sagt Al-Sudani.
„Menschen in Not sollte man unterstützen“
Doch das Angebot werde auch ausgenutzt. „Letztens kam jemand mit einer nagelneuen Markenjacke, der nach Alkohol roch. Er sah nicht aus wie jemand, der bedürftig ist. Ich sagte ihm, dass sich das Angebot an Menschen richtet, die wirklich in Not sind“, sagt Al-Sudani.
Trotz derartiger Situationen mache er weiter. „Ich hoffe, dass weitere Imbissbuden und Restaurants auf solche Angebote aufmerksam werden und das nachmachen. Menschen in Not sollte man unterstützen, wenn man kann.“ (epd/mig) Leitartikel Panorama
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