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AfD, Demonstration, Alternative für Deutschland
Demonstration gegen die AfD (Archiv) © afnpnds @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Starker Zulauf

Aachener Friedenspreis für „Omas gegen Rechts“

Die „Omas gegen Rechts“, eine Gruppe gegen Rechtsextremismus, verzeichnete zuletzt einen starken Zulauf. Jetzt hat die Initiative den Aachener Friedenspreis bekommen.

Von Mittwoch, 15.05.2024, 12:52 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 15.05.2024, 12:52 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Tina Olbrichs Unterarm zeigt schräg nach oben. So habe sich die Beteiligung der „Omas gegen Rechts“ Oberursel entwickelt, seit das Portal Correctiv seine Recherche über Pläne der AfD zur Abschiebung möglichst vieler Migranten veröffentlicht hat und in der Folge Millionen Menschen auf die Straßen gingen. Die „Omas gegen Rechts“ hatten in vielen Städten mit zu den Demos aufgerufen. Jetzt hat die Initiative den Aachener Friedenspreis bekommen.

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Bis zu den Demos, sagt Elke Lieder, seien rund 20 Leute zum Stammtisch gekommen, plötzlich waren es mehr als doppelt so viele. Rund 140 Menschen seien derzeit im Mailverteiler. Lieder und Olbrich zählen gemeinsam mit Petra Lütjens zum Orgateam in Oberursel. Auch Männer machen mit. Manfred Ochs etwa, der sich grinsend „Quotenopa“ nennt. Und nicht alle sind Opas oder Omas. Die Jüngste ist 17 Jahre alt.

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Jutta Shaikh ist zweite Vorstandsvorsitzende der „Omas gegen Rechts“ Deutschland. Der Bundesverband hat seinen Sitz im baden-württembergischen Nagold. Ende vergangenen Jahres, berichtet sie, habe „Omas gegen Rechts“ deutschlandweit rund 20.000 Mitglieder gehabt. Mittlerweile habe man die 30.000 überschritten. 60 neue Ortsgruppen seien seit Jahresbeginn gegründet worden. „Correctiv hat da einen großen Schub gegeben“, sagt die Frankfurterin. Daneben gebe es weitere Formen der Beteiligung, die aber schwer in Zahlen zu erfassen seien. Man müsse nicht Mitglied bei den „Omas gegen Rechts“ sein, um mitzumachen.

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Was genau die Gründe für den Zulauf sind, ist nicht ganz klar. Schon vor der Correctiv-Enthüllung und den Demos hätten die „Omas gegen Rechts“ Zulauf gehabt, sagt Shaikh, wenn auch auf geringerem Niveau.

Zentral: politische Sozialisation

Das könnte an der Demografie liegen. Die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer stehen derzeit am Übertritt in den Ruhestand. Der emeritierte Berliner Soziologe Dieter Rucht erklärt außerdem: „Vor allem aber ist die politische Sozialisation in früheren Lebensphasen ein zentraler Faktor.“ Die Prägung der Babyboomer durch die 68er Jahre könnte also ein weiterer Faktor sein, der sich nun positiv für die „Omas gegen Rechts“ auswirkt. Ob der Zulauf aber tatsächlich eine Sache der Alterskohorten ist, vermag Rucht nicht sicher zu sagen.

Auch Daniel Mullis, Politologe beim Peace Research Institute Frankfurt, dem ehemaligen Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung, warnt vor voreiligen Schlüssen. Einen Generationeneffekt sieht er nicht unbedingt: „Es kann auch sein, dass sich in diesen Gruppen der Protest verstetigt, den wir Anfang des Jahres auf den Straßen gesehen haben.“

Forschungsergebnisse gibt es derzeit dazu nicht. Aber sollte seine Annahme stimmen, überlegt Mullis, müssten auch weitere Vereinigungen, die sich an den Protesten beteiligt hatten, gerade Zulauf erhalten. Also beispielsweise Fridays for Future oder die Vereinigung von Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA).

Gestiegenes Engagement

Die Pressesprecherin von Fridays for Future Deutschland, Annika Rittmann, spricht von einem „seit Jahresbeginn deutlichen Zuspruch“ für Demonstrationen und Engagement der Bewegung. Zahlen nennt Rittman nicht, da Fridays for Future keine festen Mitgliedschaften habe und es keine Statistiken gebe. Fridays for Future bekomme aber entsprechende Rückmeldungen in Sozialen Netzwerken oder im Austausch auf Demos, sagt sie. Außerdem brächten sich Ortsgruppen, die sich zwischenzeitlich stark auf lokale Aktionen um das Thema Klima fokussiert hatten, wieder mehr in den bundesweiten Diskurs ein.

Auch die VVN-BdA meldet gestiegenes Engagement für sowie Interesse an ihrer Arbeit. Das bundesweite Bündnis Aufstehen gegen Rassismus, deren Trägerverein die VVN-BdA ist, registriere mehr Nachfrage nach Seminaren, in denen man lernt, gegen Stammtischparolen zu argumentieren. Diese Nachfrage habe sich seit Jahresbeginn verdreifacht, sagt Hannah Geiger, Pressesprecherin des VVN-BdA, die Anfragen für Infomaterial ungefähr verzehnfacht.

Ob der Zulauf zu den „Omas gegen Rechts“ nun ein Generationeneffekt oder ein Zeichen für sich verfestigenden Widerstand gegen Rechtsextremismus ist, hält Jutta Shaikh von den „Omas gegen Rechts“ Deutschland für gar nicht so entscheidend. „Wichtig ist, dass die Proteste kein Strohfeuer bleiben“, sagt sie. (epd/mig) Aktuell Panorama

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