IW-Umfrage
80 Prozent der Unternehmen sehen AfD als Risiko
Viele Chefetagen fürchten laut einer Umfrage wegen der AfD um den Wirtschaftsstandort Deutschland. Am größten sind die Sorgen jedoch im Hinblick auf die Zukunft der Europäischen Union. Nur eine ganz kleine Minderheit betrachtet die AfD als Chance.
Mittwoch, 22.05.2024, 13:51 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 22.05.2024, 13:51 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Die Führungsetagen deutscher Unternehmen betrachten das Erstarken der AfD mehrheitlich mit Sorge – vor allem im Hinblick auf die möglichen Folgen für Europa. Das geht aus einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hervor. 77 Prozent der Unternehmen sehen demnach einer repräsentativen Umfrage zufolge ein Risiko für den Bestand der Europäischen Union und den Euro, 75 Prozent für eine konstruktive politische Kultur. Jeweils knapp 20 Prozent können sich nicht genau festlegen oder wollen keine Angabe hierzu machen.
Die AfD legte in der Wählergunst im vergangenen Jahr deutlich zu. In ostdeutschen Bundesländern wie Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt liegt sie laut Umfragen bei Werten von 30 Prozent und mehr. Nach zahlreichen Skandalen büßte die Partei einen Teil ihrer Gewinne aber wieder ein.
Das IW hat mehr als 900 Unternehmen in Deutschland zum Aufstieg der AfD und den Auswirkungen auf verschiedene Themenbereiche gefragt. Jeweils 73 Prozent fürchten demnach negative Folgen für die Bildung handlungsfähiger Regierungen auf Landes- und Bundesebene sowie für die Fachkräftesicherung. Etwas geringer ist die Sorge im Hinblick auf den eigenen Betrieb. 63 Prozent sehen ein Risiko für den Zusammenhalt der eigenen Belegschaft. Größere Unternehmen und Firmen aus dem Dienstleistungssektor stehen der AfD insgesamt kritischer gegenüber, wie die Forscher des IW berichten.
3,5 Prozent sehen in AfD eine Chance
Der Umfrage zufolge gibt es nur wenige Betriebe, die die AfD positiv wahrnehmen. Nur knapp 3,5 Prozent sehen im Erstarken der Partei eine Chance für die Europäische Union. Auch bei allen anderen befragten Themenfeldern liegt dieser Anteil im einstelligen Prozentbereich. Die höchsten Werte entfallen auf diese Aspekte: Aus Sicht von jeweils 8 Prozent der Führungsetagen liegt im Aufstieg der AfD eine Chance für die Bildung handlungsfähiger Regierungen und für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Zumindest jede vierte Unternehmensführung bejaht jedoch die Frage, ob sie einige Positionen der AfD sinnvoll oder grundsätzlich vertretbar findet. Zahlreiche Unternehmen haben sich zuletzt gegen die Partei positioniert. 54 Prozent geben an, dies innerhalb des Betriebs getan zu haben, 47 Prozent öffentlich.
Appelle aus der Wirtschaft
So haben die Chefs von Siemens, Deutscher Bahn und Deutscher Bank Mitte Mai vor den Folgen von Populismus, Extremismus und Rassismus für den Wirtschaftsstandort Deutschland gewarnt. „Extremisten und Rassisten spalten unsere Gesellschaft, spalten unser Land, gefährden unseren Wohlstand“, sagte Siemens-Chef Roland Busch. „Wir wollen mehr Vielfalt, mehr Offenheit und mehr Toleranz für eine lebenswerte Gesellschaft und Wohlstand.“ Das sei die Basis für Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit. Die drei Unternehmen beteiligen sich mit zahlreichen weiteren Unternehmen an der Wirtschaftsallianz „Wir stehen für Werte“.
Zuvor hatte ein breites Bündnis am Finanzplatz Frankfurt, darunter die Bundesbank, ein Zeichen gegen einen Rechtsruck in Europa gesetzt. „Toleranz und Menschenwürde ebenso wie Offenheit für den Austausch über Grenzen hinweg bilden die Basis Europas und der Finanzbranche“, hieß es in einem Appell. Ein Finanzstandort wie Frankfurt mit 280 Banken und Kreditinstituten, mit mehr als 70.000 Beschäftigten und vielen wichtigen Institutionen könne nur gedeihen, „wenn wir offen sind für Menschen und Ideen“, heißt es in dem Aufruf. (dpa/mig) Aktuell Wirtschaft
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