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Party, Sylt, Ausländerfeindlichkeit, Rassismus, Rechtsextremismus
Party auf Sylt mit rassistischen Parolen © Screenshot aus X-Video

Im Stundentakt

Nach Sylt-Video immer mehr rassistische Vorfälle bekannt

Erst vor wenigen Tagen taucht im Netz ein Video von Partygästen auf, die auf Sylt rassistische Parolen zur Melodie eines Partyhits singen. Der Aufschrei ist groß. Seitdem werden im Stundentakt ähnliche Vorfälle bekannt.

Dienstag, 28.05.2024, 16:40 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 28.05.2024, 16:40 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Nach dem Rassismus-Eklat bei einer Party auf der Insel Sylt häufen sich ähnliche Vorfälle. Auch auf Schützenfesten in Niedersachsen, auf dem Schlagermove in Hamburg, in Sachsen-Anhalt und auf einem Spitzeninternat in Schleswig-Holstein sowie weiteren Orten soll es rassistische Gesänge gegeben haben.

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Ein kurzes Video von der Pfingstparty in einem Lokal auf Sylt hatte vor wenigen Tagen bundesweit Empörung ausgelöst, weil Gäste zur Melodie des Partyhits „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“ sangen. Die Staatsschutz-Abteilung der Polizei ermittelt. Mindestens zwei der Identifizierten verloren ihren Job.

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Rassistische Parolen in Niedersachsen

In Niedersachsen sollen noch danach bei einer mehrtägigen Veranstaltung in Altendorf nördlich von Wolfsburg mehrere Personen rassistische Parolen zu dem Lied gesungen haben, wie die Polizei mitteilte. Der Staatsschutz ermittelt und sucht Zeugen des Vorfalls aus der Nacht zum Sonntag. Zuvor hatte die „Braunschweiger Zeitung“ berichtet. Davor war bereits ein ähnlicher Vorfall auf dem Schützenfest in Löningen (Landkreis Cloppenburg) bekanntgeworden, der sich Pfingsten ereignet hatte.

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Auch im niedersächsichen Emmerke in der Nähe von Hildesheim sollen Unbekannte in der Nacht auf Samstag auf einem Sportplatz die Parolen „Deutschland den Deutschen“ und „Ausländer raus“ gebrüllt haben, wie die Polizei mitteilte. Als Beamte am Tatort eintrafen, fehlte von den Tätern oder Täterinnen jede Spur. Auch in Ostfriesland ermittelt der Staatsschutz der Polizei wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Bei einer Feier in Emden sollen Partygäste in der Nacht auf Sonntag rassistische Parolen zu dem Lied gesungen haben. Davon liegt der Polizei eine Tonaufnahme vor, wie eine Polizeisprecherin am Montag sagte. Zuvor hatte die „Ostfriesen-Zeitung“ berichtet.

Vorfälle auch in Hamburg und Sachsen-Anhalt

Auf dem Partyumzug Schlagermove in Hamburg sollen am Samstagabend Feierende zu „L’Amour Toujours“ rassistische Parolen gerufen haben, wie die Polizei am Montag mitteilte. Einige Teilnehmer sollen den Hitlergruß gezeigt haben. Das Landeskriminalamt für Staatsschutzdelikte hat die Ermittlungen übernommen.

In Sachsen-Anhalt ermitteln mehrere Polizeidienststellen. Wie das Polizeirevier im Burgenlandkreis am Montag mitteilte, soll beim traditionellen Fest Leißlinger Eierbetteln bei Weißenfels in einem Festzelt zu dem 20 Jahre alten Partyhit „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“ gegrölt worden sein. Es liefen Ermittlungen wegen Volksverhetzung, teilte eine Polizeisprecherin mit. Weitere Vorfälle gab es nach Angaben der Polizei in Magdeburg und Halle.

Schüler ahmen Sylt-Video nach

Am renommierten Internat Louisenlund in Schleswig-Holstein sollen minderjährige Schülerinnen und Schüler am Donnerstag bei einer Feier zu der Melodie rassistische Parolen gesungen haben. Daraufhin hätten die Lehrkräfte die Feier abgebrochen und Schülerinnen und Schüler ins Bett geschickt, teilte das schleswig-holsteinische Bildungsministerium am Montag mit. Zudem habe das Ministerium eine Überprüfung durch die Schulaufsicht veranlasst. Mit einigen Schülerinnen und Schülern gab es laut dem Internatsleiter Peter Rösner weitere Gespräche. Diese hätten in einem Anflug großer „Dummheit“ das auf Sylt entstandene Video nachahmen wollen. Die mögliche Tragweite sei ihnen nicht bewusst gewesen. Nach Angaben Rösners werden sie für eine Woche vom Schulbetrieb suspendiert.

Ähnlich wie auf Sylt sollen auch in Banzkow (Landkreis Ludwigslust-Parchim) und in Schwerin mehrere Personen zu dem Partyhit rassistische Parolen gerufen haben. Das teilte die Polizei am Montag mit. Videos aus sozialen Netzwerken zeigen laut Polizei Feiernde auf einer Veranstaltung in Banzkow, die am Pfingstwochenende zu dem Song volksverhetzende Parolen grölten.

Lied-Verbot auf dem Oktoberfest?

Im baden-württembergischen Nagold laufen ebenfalls Ermittlungen wegen Volksverhetzung. Wie ein Polizeisprecher am Dienstag in Pforzheim berichtete, betreffen die Ermittlungen der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft Tübingen eine Gruppe von Menschen, die am 1. Mai mit einem Umzugswagen in der Stadt im Kreis Calw unterwegs war. Auf sozialen Netzwerken war ein Video geteilt worden, auf denen mehreren Medien zufolge Teilnehmer der Gruppe rassistische Sprüche skandierten. Polizeiangaben zufolge handelt es sich um eine größere Gruppe. Laut Medien lief bei dem Vorfall ebenfalls „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino.

Wegen der Umdichtungen mit rechtsextremen Textzeilen wollen die Veranstalter des Münchner Oktoberfests das Lied „L’amour toujours“ vorsichtshalber gar nicht erst spielen. „Wir wollen es verbieten, und ich werde es verbieten“, sagte Oktoberfest-Chef Clemens Baumgärtner der Deutschen Presse-Agentur am Montag. „Auf der Wiesn ist für den ganzen rechten Scheißdreck kein Platz.“ Das Lied an sich sei zwar nicht rechtsradikal, aber es habe eine „ganz klare rechtsradikale Konnotation“ bekommen. Zuvor hatte der „Münchner Merkur“ berichtet.

Mehrere Vorfälle seit Monaten

Auch in der Stuttgarter Fanzone zur Fußball-Europameisterschaft und auf dem Cannstatter Volksfest im Herbst soll das Lied nicht gespielt werden. Dies teilte ein Sprecher der Veranstaltungsgesellschaft mit.

Die Veranstalter der Kieler Woche (22. bis 30. Juni) sehen dagegen keine rechtliche Grundlage für ein Verbot, wie der Leiter Philipp Dornberger der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Betreiber von Party- und Musikbühnen sollen aber sensibilisiert werden.

Bereits in den vergangenen Monaten gab es in den Bundesländern immer wieder Vorfälle, bei denen zu dem Lied Neonazi-Parolen gerufen wurden. Am Freitagabend grölten zwei Besucher eines Festes in Erlangen rassistische Parolen zu der Musik. Bei einem Pfingstfest in der Oberpfalz sollen Besucher (dpa/mig) Aktuell Panorama

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