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Arbeiter gießen Beton auf der Baustelle (Symbolfoto) © de.depositphotos.com

 „Ganz unten im System“

Lübbe: „Die Ausbeutung von Arbeitsmigranten hat in Deutschland lange Tradition“

Journalist Sascha Lübbe ist eingetaucht in eine parallele Arbeitswelt in Deutschland. Seine Recherchen und Beobachtungen hat er festgehalten in seinem neuen Buch „Ganz unten im System“. Er schreibt über eine Welt, in der ausländische Arbeiter im großen Stil ausgebeutet werden. Im Gespräch erklärt er diese halblegale Schattenwelt.

Von Montag, 17.06.2024, 10:45 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 17.06.2024, 12:34 Uhr Lesedauer: 12 Minuten  |  

Knapp 40 Jahre nach Günter Wallrafs „Ganz unten“ schreibt Sacha Lübbe in seinem neuen Buch „Ganz unten im System“ über die Zustände in einer parallelen Arbeitswelt in Deutschland. Eine Welt, in der ausländische Arbeiter im großen Stil ausgebeutet werden; eine Welt, in der Arbeitsmigranten länger arbeiten als gesetzlich erlaubt, weit unter dem Mindestlohn verdienen und im Krankheitsfall gar kein Geld bekommen – eine halblegale Schattenwelt. Lübbe legt das System offen: auf dem Bau, im Schlachthof und auf deutschen Autobahnen. Im MiGAZIN-Gespräch erklärt er, warum Deutschland ein Land der Dumpinglöhne ist, wer sich daran bereichert, warum alle weggucken – und wie lange es solche Strukturen schon gibt.

Herr Lübbe, was hat Sie dazu inspiriert, dieses Buch zu schreiben? Gab es einen speziellen Auslöser oder ein bestimmtes Erlebnis?

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Im Herbst 2022 besuchte ich für eine Reportage rumänische Bauarbeiter in einem Arbeiterwohnheim. Sie lebten in beengten Zimmern, mit heruntergekommenen Sanitäranlagen – Zustände, wie ich sie aus Asylbewerberheimen kannte; ein Thema, über das ich oft geschrieben habe. Und doch gab es einen Unterschied: Asylbewerber:innen sind in den Medien als Thema omnipräsent. Osteuropäische Arbeitsmigrant:innen hingegen tauchen nur sporadisch auf, etwa im Zuge der Corona-Pandemie. Sonst sind sie unsichtbar. Dabei sprechen wir von einer großen Gruppe von Menschen (Aktuell arbeiten 2,6 Millionen sozialversicherungspflichtig beschäftigte EU-Ausländer:innen in Deutschland), die extrem wichtig für die deutsche Wirtschaft sind. Diese Menschen übernehmen Jobs, für die sich in Deutschland kaum noch Jemand findet. Ohne sie würden viele Branchen vermutlich kollabieren.

Sie schildern im Buch sehr eindrücklich die Arbeitsbedingungen von Migrant:innen auf dem Bau, im Schlachthaus und auf deutschen Autobahnen. Wie haben Sie diese Geschichten recherchiert und welche Herausforderungen sind Ihnen dabei begegnet?

„Wer sich beschwert, läuft nicht nur Gefahr, seinen Job zu verlieren, sondern auch, auf der Straße zu landen.“

Ich habe mir zunächst Branchen herausgesucht, die nach einem ähnlichen System funktionieren: Große, renommierte Firmen, die an der Spitze stehen und die Arbeit an kleine, mitunter kriminelle Firmen auslagern – und sich damit ein stückweit der Verantwortung entziehen. Gespräche mit Organisationen wie Faire Mobilität, Arbeit und Leben und dem Peco-Institut gaben erste Anhaltspunkte, wo ich Protagonist:innen finden kann. Ich war beispielsweise eine Woche im sogenannten Fettfleck unterwegs, jener Region in Deutschland, in der die meisten Tiere geschlachtet werden, um mit Beschäftigten der Fleischindustrie ins Gespräch zu kommen. Ich war mehrmals auf einer Autobahnraststätte bei Berlin, um mit Lkw-Fahrern zu reden. Besonders in der Fleischindustrie war es schwer, Menschen zu finden, die bereit waren, über ihre Arbeit zu reden, selbst anonym. Man muss wissen: Viele Arbeitsmigrant:innen in diesen Branchen sind in extremen Abhängigkeitsverhältnissen gefangen. Meist hängt an der Arbeit auch die Unterkunft, bei Menschen von außerhalb der EU mitunter sogar das Recht, in Deutschland zu bleiben. Wer sich beschwert, läuft nicht nur Gefahr, seinen Job zu verlieren, sondern auch, auf der Straße zu landen. Im schlimmsten Fall muss er das Land verlassen. Viele bleiben da lieber still.

Ganz unten im System

Wie uns Arbeitsmigrant*innen den Wohlstand sichern. Wo Ausbeutung und soziale Ungerechtigkeit Alltag sind: ein gesellschaftskritischer Blick in unsere Arbeitswelt
von Sascha Lübbe

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„Ganz unten im System“ von Sascha Lübbe

erschienen am 14. Mai 2024 im S. Hirzel Verlag,
208 Seiten, 22,00 Euro
ISBN-10: 3777634085

Können Sie uns mehr über das Ausmaß der Ausbeutung von Arbeitsmigrant:innen in Deutschland erzählen? Wie weit verbreitet ist dieses Problem und gibt es Zahlen, die das Ausmaß verdeutlichen?

In allen Branchen, die ich untersucht habe, gibt es das Problem: auf dem Bau, in der Fleischwirtschaft, im Transportwesen, der häuslichen Betreuung. In anderen Branchen mit hohem Migrant:innenanteil wie Landwirtschaft, Reinigung, Logistik, sieht es nicht besser aus. Ausmaß und Formen der Ausbeutung variieren von Branche zu Branche, es gibt aber Muster, die sich wiederholen: Viele Migrant:innen müssen deutlich länger arbeiten als gesetzlich erlaubt, sie erhalten oftmals kein Urlaubsgeld, kein Geld im Krankheitsfall, oftmals nicht den vollen Lohn. Viele erzählen von enormem Druck, den Vorgesetzte auf sie ausüben würden, bis hin zur Androhung von physischer Gewalt.

„Viel spielt sich in einer halblegalen Schattenwelt ab, die Menschen haben Angst, Vergehen zu melden.“

Es gibt Zahlen zu Ermittlungsverfahren im Bereich Arbeitsausbeutung, aber sie sind viel zu gering. Viel spielt sich in einer halblegalen Schattenwelt ab, die Menschen haben Angst, Vergehen zu melden. Schätzungen gibt es zum Thema Schwarzarbeit, in diesem Kontext ein großes Problem. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung schätzt, dass bis zu 40 Prozent der Arbeitsleistung auf dem Bau schwarz erbracht wird. Es gibt Zollbeamte, die gehen davon aus, dass jede Baustelle in Deutschland von Organisierter Kriminalität betroffen ist. Man muss das wiederholen, weil es so unglaublich ist: Jede Baustelle. Inzwischen warnt der Zoll auch in der Paketbranche vor Ansätzen von Organisierter Kriminalität.

In Ihrem Buch sprechen Sie von einem „parallelen System“ in der deutschen Arbeitswelt. Können Sie erläutern, wie dieses System funktioniert und warum es bestehen bleibt?

Man kann sich das System wie eine Pyramide vorstellen: Oben die großen Firmen, in der Mitte die Subunternehmen, ganz unten die meist ausländischen Arbeiter:innen. Sagen wir, ein großes Unternehmen bewirbt sich um den Bau eines Wohnkomplexes. Es nimmt an einer Ausschreibung teil, gewinnt. Von der vereinbarten Summe behält es einen Teil ein, die Arbeit selbst reicht es an ein Subunternehmen weiter. Das behält ebenfalls einen Teil ein, reicht die Arbeit abermals weiter, an ein weiteres Subunternehmen. Auf jeder dieser Stufen bleibt Geld hängen. Beim vierten oder fünften Glied der Kette – dem Unternehmen, das die Arbeiten tatsächlich ausführt – fehlt schon ein beträchtlicher Teil der ursprünglichen Summe. Will man die Arbeiten legal ausführen, wird es eng. Also bezahlen viele Firmen ihre Arbeiter:innen schwarz, lassen sie unbezahlte Überstunden machen, setzen sie unter Druck oder schauen, dass sie sich über überhöhte Mieten für die Unterkünfte an ihnen bereichern. Es ist der Punkt, an dem es kippt. Die Verantwortung liegt natürlich auch bei den großen Firmen an der Spitze der Pyramide. Viele von ihnen wissen, wie die Subunternehmen agieren – und akzeptieren es stillschweigend.

Sie beschreiben Deutschland als Land der Dumpinglöhne – trotz gesetzlichem Mindestlohn. Was verdienen die Arbeitsmigrant:innen in ihrem Buch?

„In der Realität gibt es oft erhebliche Abweichungen zwischen offiziellen Stundenabrechnungen und tatsächlich geleistete Arbeitsstunden.“

Das variiert. Grundsätzlich muss man sagen: Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns 2015 hat viel bewegt. Arbeiteten Arbeitsmigrant:innen vorher mitunter für zwei bis vier Euro pro Stunde, bekommen sie inzwischen den Mindestlohn. Zumindest auf dem Papier. Das ist das Problem: In der Realität gibt es oft erhebliche Abweichungen zwischen offiziellen Stundenabrechnungen und tatsächlich geleistete Arbeitsstunden. Das hat auch etwas mit der Verfasstheit der Menschen zu tun. Man trifft auf dem Bau beispielsweise Menschen, die monatlich 2.500 Euro verdienen (wenn auch schwarz), weil sie sich behaupten können. Es gibt aber auch Menschen, bei denen es keine 1.000 Euro sind. Ihnen wird ihr Lohn vorenthalten oder nur zum Teil ausgezahlt – weil sie zu schwach sind, sich zu wehren. Das ist das Problem an diesem Bereich: Da er schwer für Gewerkschaften und Behörden zugänglich ist, kann man ihn nur schwer kontrollieren.

Besonders die Fleischindustrie hat während der Corona-Pandemie negative Schlagzeilen gemacht. Der Gesetzgeber hat darauf reagiert. Wie sind Ihre Beobachtungen? Hat sich seitdem etwas geändert?

In der Fleischbranche ist man gegen den Kern des Problems vorgegangen: das Auslagern der Arbeiten an Subunternehmen. Die Bedingungen in der Branche waren extrem: Die Menschen arbeiteten bis zu 16 Stunden, teilten sich zu sechst ein Zimmer, angestellt waren sie über Subunternehmen. In der Fläche sind diese extremen Formen der Ausbeutung vorbei. Seit 2021 gilt das Arbeitsschutzkontrollgesetz, große Unternehmen müssen Mitarbeiter:innen in ihrem Kerngeschäft seitdem fest anstellen. Das Gesetz wurde kürzlich positiv evaluiert. Extreme Überstunden gebe es nicht mehr, Beratungsstellen sagen, es sei jetzt einfacher, Verantwortliche zu erreichen. Das Gesetz gilt gemeinhin als Erfolg. Und das zurecht.

„Es besteht, die Gefahr, dass man nicht mehr hinsieht, denkt, dass in der Branche alles in Ordnung ist. Das ist es nicht.“

Zugleich sehe ich ein Problem. Es besteht die Gefahr, dass man nicht mehr hinsieht, denkt, dass in der Branche alles in Ordnung ist. Das ist es nicht. Auch wenn die Ausmaße nicht mehr so groß sind wie vorher: Man trifft immer noch Menschen, die länger arbeiten als erlaubt, die in schimmeligen Wohnungen untergebracht sind, die man mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt hat. Zudem gilt das Gesetz nur für den Kernbereich der Branche, das Schlachten, Zerlegen, Verarbeiten des Fleisches. Nicht aber für Arbeiten, die noch in einem Schlachthof anfallen. Das Reinigen der Geräte zum Beispiel. Hier sind die Menschen immer noch bei Subunternehmen angestellt, hier gibt es immer noch viele Probleme.

Sie schreiben von systematischen Problemen. Was meinen Sie: Ist das so gewollt – zumindest in Teilen?

Die Ausbeutung von Arbeitsmigrant:innen hat in Deutschland lange Tradition. Bei der Recherche stieß ich auf eine Dissertation über polnischsprachige Wanderarbeiter:innen in der deutschen Landwirtschaft aus dem Jahr 1914. Da ging es um falsche Versprechungen, heruntergekommene Wohnungen, um Deutsche, die sich an den ausländischen Arbeiter:innen bereichern – all das ließe sich 1:1 auf heute übertragen.

„Viele Bürger:innen denken nicht darüber nach, unter welchen Bedingungen die Menschen leben, die hier Wohnungen bauen, Gebäude reinigen und Pakete transportieren.“

Natürlich halten sich diese Zustände ein stückweit, weil es Menschen gibt, die von ihnen profitieren. Aus rein wirtschaftlicher Sicht macht es – zumindest auf den ersten Blick – ja auch keinen Sinn, die Arbeitsbedingungen der Migrant:innen zu verbessern. Es würde Mehrausgaben bedeuten. Dass sich bestimmte Zustände nicht ändern, hat aber noch mehr Gründe. Die Menschen, um die es hier geht, haben keine Lobby, vielen haben Angst, mit ihren Geschichten an die Öffentlichkeit zu gehen. Zudem fehlt der gesellschaftliche Druck. Viele Bürger:innen denken nicht darüber nach, unter welchen Bedingungen die Menschen leben, die hier Wohnungen bauen, Gebäude reinigen und Pakete transportieren.

Welche gesetzlichen und strukturellen Änderungen wären notwendig, um die Situation der Arbeitsmigrant:innen zu verbessern?

Das geplante Tariftreuegesetz auf Bundesebene scheint mir ein guter Ansatz zu sein. Öffentliche Ausschreibungen des Bundes, etwa beim Wohnungsbau, dürften dann nur noch an Unternehmen gehen, die Tariflohn zahlen. Ebenfalls sinnvoll wäre ein Verbandsklagerecht im Arbeitsrecht. Organisationen wie Gewerkschaften könnten Arbeitgeber, die gegen Gesetze verstoßen, dann verklagen, ohne dass die geschädigten Arbeitnehmer:innen direkt involviert sind. Das würde die Hürden, rechtliche Schritte einzuleiten, für sie wahrscheinlich senken. Sinnvoll wären auch Beratungsstellen im Ausland und ein Fokus auf aufsuchender Arbeit in den Unterkünften in Deutschland. Es gibt hier zwar viele Beratungsangebote für Arbeitsmigrant:innen. Aber nicht jeder kennt sie.

Im Buch beschreiben Sie auch über konkrete Arbeitsbedingungen. Können Sie ein paar Beispiele nennen, die die Arbeitsbedingungen vor Augen führen?

„Es gibt Geschichten von Menschen, denen wurde über Stunden verboten, zur Toilette zu gehen.“

Nehmen wir das Beispiel Bau: Viele Menschen, mit denen ich gesprochen habe, arbeiten unter der Woche zehn Stunden, samstags nochmal fünf. Wir sprechen von harter, körperlich anstrengender Arbeit. Einige von ihnen trugen körperliche Schäden davon. Beschäftigte in der Fleischindustrie berichteten immer wieder von ungeheurem Druck, den Vorarbeiter auf die Arbeiter:innen an den Bändern ausüben. Es gibt Geschichten von Menschen, denen wurde über Stunden verboten, zur Toilette zu gehen. Mit am erschreckendsten fand ich die Bedingungen im Straßentransport. Ich habe zwei usbekische Lkw-Fahrer porträtiert. Die arbeiteten bis zu 15 Stunden am Tag, schliefen jede Nacht in ihren Wagen. Einer hatte seine Kinder seit einem Jahr nicht gesehen. Ein entwurzeltes Leben. Erschreckend sind nicht nur die Arbeits- sondern auch die Lebensbedingungen. In Fürth war ich in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, in die hatte ein Vermieter sieben rumänische Bauarbeiter gesteckt – und jedem einzelnen 350 Euro Miete abgeknöpft. Er hatte den Männern befohlen, die Jalousien unten zu lassen, damit man die Zustände von außen nicht sehen kann.

Wie reagieren die betroffenen Arbeiter:innen selbst auf ihre Situation? Gibt es Widerstand, Resignation, Hoffnung?

Es gibt schon viel Resignation. Diese Menschen leben teils seit Jahren in Deutschland. Sie bekommen mit, dass ihre Arbeitsbedingungen hin und wieder Thema sind – und sich oftmals doch nichts grundlegend ändert. Der Eindruck, der entsteht: Windige Firmenchefs kommen in Deutschland mit allem durch. Aber es gibt natürlich auch Widerstand. Im versteckten, etwa, wenn sich Arbeiter:innen in Online-Foren vor schlechten Arbeitgeber:innen warnen. Oder im Großen, in Form von Streiks. Letztes Jahr legten die Fahrer eines polnischen Spediteurs zwei Mal über Wochen die Arbeit nieder, parkten ihre Lkw auf einem Rastplatz im hessischen Gräfenhausen. Das hat zwar das öffentliche Leben nicht zum Erliegen gebracht, aber es war wichtig: Es hat die Arbeits- und Lebensbedingungen der Fahrer öffentlich gemacht.

Ihr Buch thematisiert auch die Rolle der Konsument:innen in diesem System. Was können wir als Gesellschaft tun, um Veränderungen zu unterstützen?

„Bei allen Beispielen, mit denen ich mich auseinandergesetzt habe, waren die Arbeitsbedingungen schwierig bis kriminell.“

Das ist von Branche zu Branche verschieden. Am einfachsten ist es in Sparten, in denen man mit einer Kaufentscheidung direkt Einfluss nehmen kann, etwa in der Fleischindustrie. Man kann sich informieren, welcher Schlachtbetrieb seine Produkte unter welchem Namen ins Kühlregal bringt – und dann entscheiden, ob man die wirklich kaufen will. Schwieriger ist es in Bereichen, in denen Entscheidungen im Hintergrund ablaufen, etwa bei Ausschreibungen im Wohnungsbau. Da kann es helfen, Missstände, von denen man hört, publik zu machen und die verantwortlichen Firmen an der Spitze damit zu konfrontieren. Gleiches gilt für das Transportwesen. Man kann sich informieren, wessen Güter die Fahrer transportieren, und diese Firmen dann auf Missstände ansprechen.

Haben Sie während Ihrer Recherche auch positive Beispiele oder Modelle gesehen, die zeigen, wie Arbeitsmigration fair und menschenwürdig gestaltet werden kann?

Selbst gesehen nicht. Bei allen Beispielen, mit denen ich mich auseinandergesetzt habe, waren die Arbeitsbedingungen schwierig bis kriminell. Aber ich habe Gewerkschaften und Beratungsstellen gezielt nach positiven Beispielen gefragt. Im Bereich der häuslichen Betreuung etwa, in der die ständige Bereitschaft der Beschäftigten ein Riesenproblem ist, gibt es Anbieter, die darauf achten, dass die Arbeitslast verteilt wird, Betreuungskräfte nicht allein verantwortlich sind. In der Baubranche sind erste Unternehmen dazu übergegangen, ausländische Arbeiter:innen fest bei sich anzustellen, statt über Subunternehmen. Aber das ist noch die Ausnahme, es ist kein Massenphänomen.

Herr Lübbe, vielen Dank für das Gespräch! Interview Leitartikel Panorama

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