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Such in der Zeitung (Symbolfoto) © de.depositphotos.com

Geflüchtete in Deutschland

Steiniger Weg zu einem Job

Arbeit zu finden, fällt zahlreichen Geflüchteten schwer. Ihre berufliche Qualifikation aus dem Heimatland wird in Deutschland oft nicht anerkannt, Sprachprobleme verzögern den Berufseinstieg. Viele fangen zunächst mit einfachen Jobs an.

Von Sonntag, 30.06.2024, 14:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 30.06.2024, 14:00 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Hussein Azimi (Name geändert) hat es geschafft. Er hat sich erfolgreich auf einen Job beworben. Der 25Jahre alte Flüchtling aus Afghanistan, der seit April 2023 im Landkreis Main-Spessart lebt, arbeitet seit Oktober als Aushilfe in einem Restaurant. Allerdings liegt sein Arbeitsplatz 12 Kilometer von seiner Unterkunft in einer Flüchtlingsunterkunft entfernt. Ein Auto hat Azimi nicht. Er ist auf den Bus angewiesen. „Der fährt spätabends nicht“, erzählt er. Das ist ein Problem. Denn der Afghane arbeitet oft nachts.

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„Ich fuhr letzten Winter oft mit dem Fahrrad zur Arbeit, es war manchmal sehr kalt“, berichtet er. Dennoch zog er die Sache durch: „Ich brauche Geld, ich will arbeiten.“ Sein Job gefällt ihm: „Es sind gute Kollegen, auch der Chef ist gut.“

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Manche Flüchtlinge dürften nicht arbeiten, erläutert Ulrich Schneider vom Caritasverband für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Das betreffe etwa Asylbewerber aus sogenannten sicheren Herkunftsstaaten wie Senegal, Ghana oder Georgien. Auch könnten Menschen mit Duldung, denen vorgeworfen wird, falsche Angaben zu ihrer Person gemacht zu haben, durch ein Arbeitsverbot sanktioniert werden. „Das birgt die Gefahr, dass sie in die Schattenwirtschaft gedrängt werden“, sagte der Freiburger Migrationsexperte dem „Evangelischen Pressedienst“.

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Zu bürokratisch, zu zeitaufwendig

Flüchtlinge mit Aufenthaltsgestattung oder Duldung müssen sich mindestens vier Jahre lang jede Beschäftigung individuell von der Ausländerbehörde erlauben lassen. Aufgrund der Arbeitsbelastung in den Behörden dauere es oft lange, bis die Erlaubnis erteilt wird, sagt Schneider. Vielen Arbeitgebern sei das Verfahren zu bürokratisch und zeitaufwendig. Daran scheiterten Einstellungen oft.

Mousa Mazidi hilft Flüchtlingen, Jobs zu finden. Der aus dem Iran stammende Vorstand der „Interkulturellen Arbeitsstelle für Forschung, Dokumentation, Bildung und Beratung“ kann sich gut in die Lage seiner Klienten versetzen. Als er Mitte der 1980er Jahre nach Deutschland kam, musste er fünf Jahre lang warten, bis er arbeiten durfte. „Das war wirklich schlimm“, weiß Mazidi noch.

Arbeitsunwillige selten

Mazidi sagt, Flüchtlinge, die nicht arbeiten wollten, kämen selten vor: „Viele wollen nicht zuletzt deshalb unbedingt arbeiten, weil sie verschuldet sind, zum Beispiel bei Schleusern oder Schleppern.“ Flüchtlinge, die partout keinen Job annehmen, seien nach seiner Erfahrung psychisch krank oder stark traumatisiert.

„Bei der Vermittlung von Zugewanderten in Arbeit müssen wir schneller und besser werden“, fordert Bettina Franzke, Professorin für Interkulturelle Kompetenzen und Diversity-Management an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW in Gelsenkirchen. Forschung und Praxis zeigten, dass es für Asylbewerber etwa sechs Jahre dauere, bis sie auf dem deutschen Arbeitsmarkt angekommen seien. Zwei Jahre dauere oft das Asylverfahren, zwei Jahre der Deutschkurs mit beruflicher Orientierung. Mindestens zwei Jahre seien für die Qualifizierung zu veranschlagen.

Problem: lange Anerkennungsverfahren

Der Soziologe Mahmut Hamza leitet in Bochum den Fachbereich „Migration & Integration“ des Vereins „PlanB Ruhr“. Nach seiner Ansicht stellen lange Anerkennungsverfahren für im Heimatland erworbene berufliche Qualifikationen ein großes Problem dar. Viele Flüchtlinge nähmen deshalb zunächst unqualifizierte Jobs an: „In unseren Beratungsstellen haben wir Ratsuchende, die seit 2015 in Deutschland leben, erwerbstätig sind und jetzt erst ihre Qualifikationen anerkennen lassen möchten.“

Aufgrund fehlender Sprachkenntnisse könnten Flüchtlinge oft ihre Berufserfahrung in Deutschland nicht nutzen, sagt Jens Kötter von der „Gemeinnützigen Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchender“ in Münster. Dem könne durch „arbeitsplatzassistierte Sprachförderung“ entgegengewirkt werden: „Ist ein Arbeitgeber interessiert, jemanden sozialversicherungspflichtig einzustellen, kann durch uns eine Sprachförderung direkt am Arbeitsplatz installiert werden.“ (epd/mig) Leitartikel Panorama

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