Sprach-Studie
Türkisch und Arabisch bei Deutschen vergleichseweise unbeliebt
Zwei Mannheimer Forscherinnen haben eine Studie zu „sympathischen und unsympathischen Sprachen“ ausgewertet. Beliebt sind Englisch, Italienisch, Spanisch. Die Schlusslichter sind Türkisch und Arabisch – wegen negativen Stereotypen?
Von Leonie Mielke Montag, 15.07.2024, 15:58 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 15.07.2024, 15:58 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Welche Sprachen finden Deutsche sympathisch? Für die Befragten einer Studie des Mannheimer Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS) ist die Antwort klar: Englisch, Italienisch, Spanisch und Französisch. Zudem bewerten die meisten die deutsche Sprache als sympathisch. „Wir tendieren dazu, das, was uns nahe ist, positiv zu bewerten“, sagt die Wissenschaftlerin Astrid Adler vom IDS. Sie hat mit ihrer Kollegin Janin Rössel die vom IDS beauftragte Studie ausgewertet.
An der repräsentativen Studie nahmen 1.042 Menschen teil. Ihre Sympathie-Einschätzungen wurden auf zwei Weisen erfasst. Die eine Hälfte bekam eine Liste mit zehn Sprachen, die sie bewerten sollten – genannt das „geschlossene Format“. Diese Liste umfasste Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Spanisch, Türkisch und Ukrainisch. „Die Sprachen haben wir gezielt ausgewählt“, erläutert Adler. Es handelt sich um die üblichen Schulfremdsprachen, Sprachen der Nachbarländer und die am häufigsten in Deutschland gesprochenen Sprachen. Ukrainisch wurde aus aktuellem Anlass hinzugefügt.
Englisch, Italienisch und Spanisch sympathisch
Die andere Hälfte der Befragten erhielt ein „offenes Format“. Sie bekamen nur zwei Fragen vorgelegt: Welche Sprachen sie sympathisch und welche sie unsympathisch finden. „So konnten wir die Vielfalt dessen, was Menschen zu dem Thema einfällt, erfassen“, erläutert Adler.
Das Ranking im „geschlossenen Format“ sah folgendermaßen aus: Deutsch bekam 81 Prozent „Sympathisch-Bewertungen“, Englisch 79 Prozent, Italienisch 73 Prozent und Spanisch 63 Prozent. Die „Unsympathisch-Bewertungen“ lagen im einstelligen Bereich.
Türkisch und Arabisch Schlusslichter
Französisch erhielt zwar wie Spanisch 63 Prozent positive Bewertungen, aber 16 Prozent negative. Adler sagt dazu, dass sie zu den Ursachen der Sympathie-Bewertungen nicht geforscht hätten. Aber ähnliche Studien legten die Vermutung nahe, dass es eine Rolle spielt, welche Sprachen im persönlichen Umfeld und den Medien vorhanden sind. „Französisch hat als Schulfach vielleicht negative Gefühle bei einigen ausgelöst“, sagt Adler.
Bei dem „geschlossenen Format“ erhielten Polnisch, Ukrainisch, Russisch, Türkisch und Arabisch weniger positive Bewertungen als andere Sprachen. So gaben nur 28 beziehungsweise 25 Prozent der Befragten den beiden Schlusslichtern, Türkisch und Arabisch, eine „sympathische“ bis „sehr sympathische“ Bewertung. 30 und 36 Prozent der Befragten halten Türkisch und Arabisch für „unsympathisch“ oder „sehr unsympathisch“ – ungefähr ebenso viele geben aber auch keine klare Bewertung ab. Türkisch und Arabisch sind Sprachen, die oft als sogenannte Migrantensprachen angesehen werden. „Bei der Bewertung könnten negative Stereotype einen Einfluss gehabt haben“, erläutert Adler.
Sympathien insgesamt stärker
Insgesamt finden sich viele Übereinstimmungen bei den beiden Frage-Formaten. Bei dem „offenen Format“, tauchen aber noch mehr Sprachen auf. Etwa zehn Prozent der Befragten finden Russisch sympathisch, jeweils sieben Prozent nennen Schwedisch und Niederländisch und sechs Prozent Schweizerdeutsch.
Spannend ist: Die Hälfte der Befragten beim „offenen Format“ gibt an, dass sie keine Sprache unsympathisch findet. Insgesamt scheinen die Menschen stärker Sympathien zu hegen, als dass sie Sprachen unsympathisch finden. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- Fachkräftemangel vs. Abschiebung Pflegeheim wehrt sich gegen Ausweisung seiner Pfleger
- Nach Budget-Halbierung Regierungsbeauftragter für Reform der Integrationskurse
- „Diskriminierend und rassistisch“ Thüringer Aktion will Bezahlkarte für Geflüchtete aushebeln
- „Hölle“ nach Trump-Sieg Massenabschiebungen in den USA sollen Realität werden
- Verwaltungsgerichtshof Nürnberg muss Allianz gegen rechts verlassen
- Ein Jahr Fachkräftegesetz Bundesregierung sieht Erfolg bei Einwanderung von…