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Putzen (Symbolfoto) © de.depositphotos.com

Arbeitsmarkt-Studie

Deutschland bei Integration von Ukrainern im Mittelfeld

Deutschland steht bei der Integration von ukrainischen Geflüchteten in den Arbeitsmarkt im Europa-Vergleich im Mittelfeld. Das Ergebnis könnte noch besser ausfallen, wenn es nicht so viele hausgemachte Hürden gebe: das „Sprache zuerst“-Prinzip und die Berufsanerkennung.

Mittwoch, 17.07.2024, 15:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 17.07.2024, 15:26 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Politik geht die Integration von Geflüchteten aus der Ukraine in den Arbeitsmarkt zu langsam voran. Deutschland setze mit dem Bürgergeld falsche Anreize, beklagen Unionspolitiker. In anderen Ländern sei die Beschäftigungsquote ukrainischer Geflüchteter höher. Gefordert werden Kürzungen staatlicher Hilfen oder Rückführungen in die Heimat. Wie eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg jetzt zeigt, ist Deutschland bei der Integration ukrainischer Geflüchteter in den Arbeitsmarkt im europäischen Vergleich aber nicht abgeschlagen, sondern steht im Mittelfeld.

Demnach erreichte Deutschland Anfang 2024 eine Integrationsquote von 27 Prozent. Europaweit führt Litauen mit 57 Prozent, gefolgt von Dänemark (53 Prozent) und Polen (48 Prozent). Länder wie Finnland, Norwegen, Rumänien und Spanien verzeichnen mit weniger als 20 Prozent die niedrigsten Quoten.

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„Länder mit hoher Nachfrage nach gering qualifizierten Arbeitskräften verzeichnen höhere Beschäftigungsquoten“, sagt IAB-Bereichsleiterin Yuliya Kosyakova, die selbst aus der Ukraine stammt. Diese Jobs erforderten weniger sprachliche und andere Voraussetzungen und könnten schneller besetzt werden.

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Hohe Arbeitslosigkeit und mangelnde Kinderbetreuung hinderlich

In Ländern mit steigenden Arbeitslosenzahlen sei die Konkurrenz um Arbeitsplätze größer, was die Integration erschwere. Kaum Einfluss hätten Transferleistungen der öffentlichen Hand, etwa das Bürgergeld in Deutschland. Die Analyse zeigte nur einen geringen und statistisch nicht signifikanten Zusammenhang.

Wichtiger seien Faktoren wie soziale Netzwerke: Länder mit einem höheren Anteil ukrainischer Staatsangehöriger, auch vor dem Krieg, weisen höhere Beschäftigungsquoten auf. „Auch ausgeprägte Englischkenntnisse in der Bevölkerung beeinflussen die Quoten positiv, da sie die Integration erleichtern“, sagt IAB-Forscherin Kseniia Gatskova.

Länder mit besser ausgebauter Kinderbetreuung, wie Dänemark und die Niederlande, verzeichnen ebenfalls höhere Beschäftigungsquoten. Ein umfassender Zugang zu Gesundheitsleistungen erhöht ebenfalls die Quoten.

„Sprache zuerst“-Prinzip und Bürokratie bremsen

Deutschland verfolge das Prinzip „Sprache zuerst“ – also einen eher langfristigen Integrationsansatz. Dies senke kurzfristig die Beschäftigungsquoten. „Erfahrungen in Deutschland mit Geflüchteten zwischen 2013 und 2019 zeigen, dass Investitionen in Bildung mittel- und langfristig die Beschäftigungswahrscheinlichkeit und Nachhaltigkeit der Integration erhöhen“, sagt IAB-Forscherin Theresa Koch. Zuletzt hatte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) eine Abkehr von Sprachkenntnissen gefordert und an Arbeitgeber appelliert. Sprache lerne man am besten im Job.

Ein weiterer Bremsklotz sind hohe bürokratische Hürden in Deutschland. Die Anerkennung eines Abschlusses dauert in Deutschland zwei bis fünf Jahre. Arbeitsminister Heil bezeichnete diesen Bereich jüngst als „eine absolute Bremse“. Wohlfahrtsstellen warnen davor, ukrainische Kriegsflüchtlinge mangels Berufsanerkennung in eine geringfügige Beschäftigung zu vermitteln.

Seit Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine sind nach Angaben der Bundesregierung mehr als eine Million Menschen aus dem Land nach Deutschland geflohen – häufig Frauen mit ihren Kindern. Im April waren laut Bundesregierung 135.000 von ihnen in Deutschland erwerbstätig. 112.000 waren im Juni noch in einem Integrationskurs, der vor allem auf den Erwerb der deutschen Sprache abzielt. (dpa/mig) Leitartikel Wirtschaft

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